Der Festgottesdienst wurde vielseitig gestaltet. Fotos: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Seit 100 Jahren gibt es den Frauenbund Schramberg / Gründung in schwierigen Zeiten

Seit 100 Jahren gibt es den Schramberger Zweigverein des Frauenbundes. Das wurde jetzt mit einem festlichen Gottesdienst und einer Soiree gefeiert.

Schramberg. Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen des Zweigvereins feierte der Frauenbund Schramberg mit einem besonders gestalteten Festgottesdienst in der Pfarrkirche Heilig Geist und mit einer Soiree im Gemeindehaus Heilig Geist. Mit Pfarrer Kocholl zogen die Frauen des Vorstandsteam in den Altarraum: Nicole Wild, Ursula Flaig, Elsbeth Spitznagel, Sibylle Brugger und einige Beisitzerinnen.

Die geistliche Beirätin Patricia Diethelm konnte neben vielen Bundesschwestern in der Kirche viele Besucher begrüßen, die sich mit dem Frauenbund verbunden fühlten. Zur musikalischen Gestaltung trug die Frauenschola unter Leitung von KMD Rudi Schäfer bei.

In einem Rückblick ging die Beirätin auf das Gründungsjahr 1917 ein. Kurze Zeit nach der Gründung des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) in der Diözese sei am 11. Mai 1917 der Schramberger Verein als einer der ersten Zweigvereine gegründet worden. Mit viel Mut, Kraft und Leidenschaft hätten sich die Frauen vor 100 Jahren zu einem Bund zusammengeschlossen, weshalb auch das Jubiläum unter das Leitthema "mutig, kraftvoll, leidenschaftlich" gestellt wurde.

Vorstandsmitglied Nicole Wild erinnerte an den Zusammenschluss zu einer Zeit, in der Frauen noch weit von der Gleichberechtigung entfernt waren. Stellvertretend sprach sie diesen Frauen der ersten Stunde ihren Dank aus für den Mut, den Weitblick und das Durchsetzungsvermögen in dieser Zeit. Andere Vorstandsmitglieder dankten für die sozial-caritative Tätigkeit und die Unterstützung der Mütter. Sie wiesen auch auf den jährlichen Tag der Diakonin hin, der seit 1998 am 29. April begangen wird. Der Verband setze sich beharrlich für die Zulassung der Frauen zum Diakonat ein.

Erinnert wurde auch an die vielen Gottesdienste und Aktivitäten des örtlichen Zweigvereins, wo Frauen sich gegenseitig Stütze und Halt geboten hätten. Eindrucksvoll brachten einige Frauen in der Kirche den Psalm 18 zu Gehör. In ihrer Interpretation betonte Patricia Diethelm, dass die Leistungen der Frauen nicht möglich gewesen wären ohne Rückbindung an Gott. Auch Pfarrer Kocholl ging in seinem Wort zum Evangelium von Mariä Heimsuchung, wo von der Begegnung der beiden Frauen Maria und Elisabeth berichtet wird, darauf ein, dass in dieser Begegnung göttliche Kraft gelegen habe.

Eine Friedenskette verbindet die Gottesdienstbesucher

Passend zum Evangelium sang die Frauenschola das Magnificat. Ein sehr schönes Gestaltungselement war die Friedenskette beim Vater unser, die alle Gottesdienstteilnehmer untereinander verband. In Verbundenheit mit dem gesamten KDFB wurde gemeinsam das Bundesgebet verrichtet.

Auch in der anschließenden Soiree war die Frauenschola unter ihrem engagierten Leiter wieder mit von der Partie. Die Mitglieder des Vorstandsteams, Nicole Wild und Ursula Flaig, informierten über die Umstände der Gründung. Auf Anregung des damaligen Pfarrers, Dekan Gageur, habe sich "Frau Max Schweizer" der Aufgabe angenommen, Frauen für den KDFB zu interessieren. Bei einer großen Veranstaltung am Abend des 11. Mai 1917 habe Jesuitenpater Cohausz über das Thema "Die Aufgaben der deutschen Frau und Mutter in Gegenwart und Zukunft" gesprochen und die Anwesenden derart begeistert, dass es noch am selben Abend zur Gründung des Zweigvereins gekommen sei.

Auffallend an der illustren Zusammensetzung des ursprünglichen Vorstands sei besonders die Namensnennung der Frauen: 1. Vorsitzende Frau Fabrikant Max Schweizer, 2. Vorsitzende: Frau Fabrikant Schlauder. Diese Anreden zeigten, dass damals die Frauen noch nicht als eigenständige Personen gewertet worden seien, so dass auch der soziale Stand gleich klar erkennbar gewesen sei. In diesem Bereich habe der Frauenbund als Vertreter für Frauen aller Schichten und Altersgruppen schon immer gute Arbeit geleistet.

Während der NS-Zeit sei die Arbeit im Zweigverein stark eingeschränkt gewesen. Zum zweiten Vatikanischen Konzil sei eine Ausstellung aus Frauensicht, ergänzt durch ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Zeitzeugengesprächen, Gottesdiensten und Filmen veranstaltet worden. Gemeinsame Aktivitäten wie Adventskränze binden, Kochabende, Fasnet und Bundesfest festigten die Gemeinschaft bis zum heutigen Tag.

Bilder und Texte aus 100 Jahren Zweigverein zeigten einen Querschnitt der vielfältigen Vereinsarbeit. Grußworte gab es von der Geschäftsführerin des Diözesanverbandes, Mechthild Driessen, und der Bezirksverantwortlichen des KDFB, Mechthild Wiemuth. Der Zweigverein dürfe stolz sein auf 100 Jahre erfolgreiche Verbandsarbeit und Mitgestaltung von Kirche und Gesellschaft, so Mechthild Driessen.

Mehr als 2500 Frauen seien es gewesen, die bei der Gründungsveranstaltung des Diözesanverbands zusammengekommen seien. Der Zweigverein Schramberg sei bis heute ein aktiver Verein in der Diözese. Mechthild Wiemuth kennzeichnete den KDFB mit drei Gesichtern: die Gemeinschaft vor Ort, Die Spiritualität und die Anliegen der Frauen in Kirche und Gesellschaft.