Susanne Müller Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Messe: Sopranistin Susanne Müller wirkt an Messe in der Stadtkirche mit

Schramberg. Bei Musik zum Leiden und Sterben Jesu Christi denkt man meistens an Johann Sebastian Bach und seine Passionen. Aus diesen großen Werken hat die evangelische Kantorei in den vergangenen Jahren einzelne Stücke im Karfreitagsgottesdienst gesungen. Dieses Jahr wird davon abgewichen: Die Musik kommt ganz von den Wiener Klassikern.

Neben Mozarts Orgelsolomesse am Ostersonntag erklingt am Karfreitag ab 10 Uhr in der Stadtkirche ein einzigartiges Werk von Joseph Haydn: Teile aus den "Sieben letzten Worten unseres Erlösers am Kreuze" (Hob. XX:1). Diese Karfreitagsmusik hat eine interessante Entstehungsgeschichte. Das Werk ist eine Auftragskomposition eines wohlhabenden Priesters aus Cádiz in Spanien, die Haydn 1787 schrieb. Gewünscht war vom Auftraggeber eine Instrumentalmusik zur Karfreitagsandacht. Hier hatte sich in Spanien eine eindrückliche Form entwickelt, die nach zeitgenössischem Bericht folgendermaßen aussah: "Man überzog die Wände, Fenster und Pfeiler der Kirche mit schwarzem Tuche, und nur eine in der Mitte hängende Lampe von großem Umfange erleuchtete das heilige Dunkel. Zu einer bestimmten Stunde wurden alle Türen verschlossen, und die Musik begann. Nach einem zweckmäßigen Vorspiele bestieg der Bischof die Kanzel, sprach eines der sieben Worte aus, und stellte eine Betrachtung darüber an. Sobald sie geendiget war, stieg er von der Kanzel herab, und fiel kniend vor dem Altar nieder. Die Musik füllte diese Pause aus. Der Bischof betrat zum zweiten und dritten Male usw. die Kanzel, und jedes Mal fiel das Orchester nach dem Schlusse der Rede wieder ein", schreibt Pfarrer Michael Jonas. Entsprechend dieser Abfolge liefert Haydn eine Einleitung, Meditationen in Sonatenform zu jedem der sieben Worte Jesu am Kreuz und ein theatralisches "Terremoto" (Erdbeben) als musikalische Umsetzung des Todes Jesu. Die Musik existiert in mehreren Fassungen Josephs Haydns, unter anderem als reines Streichquartett und als großes Oratorium mit Chor, Solisten und Orchester.

In Schramberg musiziert das Streichquartett Hafner mit der Sopranistin Susanne Müller, die bis zum Abitur das Gymnasium Schramberg besuchte und als Gitarristin an der Musikschule Schramberg ausgebildet wurde. Susanne Müller erhielt auch an der hiesigen Musikschule den ersten Unterricht in Gesang. Ihre professionelle Gesangsausbildung führte sie dann an der Universität der Künste in Berlin weiter.

Der Chor übernimmt die vierstimmigen Einleitungen der Worte Jesu. Aus dem Gesamtwerk erklingen die Einleitung und das abschließende Erdbeben, dazwischen die Worte "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" und "Heute wirst du mit mir im Paradiese sein." Diese Stücke werden mit der Lesung der Passion nach Lukas kombiniert. Über diesen Text wird Pfarrer Michael Jonas dann auch predigen. Die musikalische Gesamtleitung hat Bezirkskantorin Judith Kilsbach.