Großer Vorhang nach einer beispielhaften Karriere: Beim Abschied für Musikschulleiter Heinrich Hoffmann singt der Lehrerchor pfiffige Texte, OB Herzog bedankt sich im Namen der Stadt, Nachfolger Meinrad Löffler dirigiert das Sinfonieorchester und auch die Musikschule mit Violinlehrer Martin Hafner (rechts unten, Mitte) würdigt die Leistungen des scheidenden "Chefs". Foto: Anton

Abschied: Große Gala für scheidenden Musikschulleiter Hoffmann mit bewegten Worten und Klangbildern.

Schramberg - Er war eine Institution. Zur Gala anlässlich der Verabschiedung des langjährigen Leiters der Musikschule Schramberg, Musikdirektor Heinrich Hoffmann, strömte alles, was in Schramberg Rang und Namen hat, in die Aula des Gymnasiums.

Oberbürgermeister Thomas Herzog als Vorsitzender der Musikschule, sein Amtsvorgänger Ehrenbürger Herbert O. Zinell sowie die Ehrenmitglieder Hans Schmalz und Arnhold Budick, der Vorsitzende der Musikschulregion Schwarzwald-Baar-Heuberg, Bernd Rimprecht aus St. Georgen, alle Lehrkräfte und viele weitere Ehrengäste und Weggefährten waren gekommen.

Dass bei dieser Gala die Musik gebührend zu ihrem Recht kam, dafür sorgte, wohlvorbereitet und geleitet durch den Vize und künftigen Musikschulleiter Meinrad Löffler, das Sinfonieorchester der Musikschule Schramberg. Dieses eröffnete den Festakt mit der geballten Power von Streichern und Bläsern mit der Ouvertüre zu "My Fair Lady", dem letzten Musical unter der Ägide Heinrich Hoffmanns.

Oberbürgermeister Herzog hob in seiner Ansprache hervor, dass die Stadt und die Schulen still wären, hätte nicht Heinrich Hoffmann unzählige Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Singen gebracht. Das Stadtoberhaupt konnte mit dem Musikdirektor auch dessen Frau und Töchter mit ihren Familien willkommen heißen. Mit ihnen begrüßte er alle Persönlichkeiten mit denen Hoffmann vernetzt war und alle Gäste.

Geboren in Neuss, begann Hoffmann sein Gesangsstudium am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf, wechselte später an die Hochschulklasse von Professor Jakob in Köln, wo er nach Besuch der Opernschule und des Seminars für Musikerziehung 1980 sein Abschlussdiplom als Musiklehrer erhielt.

Nach seinem Start an der Bonner Musikschule begann er seine Karriere 1983 in Schramberg. Anfangs mit Teilzeitbeschäftigung in den Fächern musikalische Früherziehung, Grundausbildung sowie Klavier und Gesang, übernahm er bald eine Vollbeschäftigung mit Schwerpunkt Gesang und Aufbau der Chorarbeit. Als Fachbereichsleiter Gesang erarbeitete er ein Chorkonzept für die gesamte Musikschule.

Chorarbeit neu definiert

Sein Verdienst war, laut Herzog, der Aufbau eines Kinderchors (später Vocalis-Chöre) und des Jugendchors der Chorgemeinschaft Frohsinn, sodass in den verschiedenen Vokalis-Chören über viele Jahre mehr als 100 Sänger mitwirkten. Als besonderes Highlight nannte Herzog die Reise des Vokalis-Auswahlchors zum Internationalen Musikfestival nach Budapest. Landesweit Beachtung finde das Vorreiter-Projekt "Musizieren in Schramberg", das Hoffmann zusammen mit Wolfgang Layer entwickelt habe und worauf Schramberg mit Recht stolz sei. Aktuell seien darin 400 Kinder eingebunden.

Neben den zahlreichen Schülern, die Preise bei "Jugend musiziert" gewinnen oder eine Profilaufbahn einschlagen, sei es genauso schön, wenn junge Menschen ihre musischen Talente für den Hausgebrauch entfalteten, denn die Stadt brauche eine breite Basis, um hohe Musikkultur zu entfalten und kreative und sinnvolle Betätigung zu ermöglichen.

Hohe Qualität umgesetzt

Besonders zeichne Hoffmann sein hervorragendes musikpädagogisches Geschick und Fachkönnen und seine Fähigkeit, die Mitwirkenden mit seiner Begeisterung anzustecken und zu großen musikalischen Leistungen anzuleiten. Jede Aufführung habe die Qualität seiner Ausbildung zum Ausdruck gebracht. Seine hohen schauspielerischen Qualitäten habe er bei allen Musicalproben gekonnt den Darstellern auf der Bühne vermittelt, was bei der Vergabe des Toto-Lotto-Musiktheaterpreises gewürdigt wurde. Von 1992 bis 2008 habe er, angefangen vom Musical "Kätz" bis zu "My Fair Lady" , die Regie bei elf Musicals übernommen.

Erfolgsgeschichte verfasst

Die Wahl zum stellvertretenden Schulleiter 1990 sei für Hoffmann verbunden gewesen mit vermehrter Organisationsarbeit, Einführung eines Musikschulverwaltungsprogramms und eines Konsolidierungsprogramms. Durch diese Maßnahmen habe Hoffmann wesentlich zur Sicherung der Musikschule als wichtigem Bestandteil des kulturellen Lebens in Schramberg beigetragen. 2009 zum Nachfolger von Hans Schmalz als neuer Musikschulleiter ernannt, habe er gemeinsam mit seinem Stellvertreter Meinrad Löffler und allen Lehrkräften die Erfolgsgeschichte der Musikschule weiter geschrieben. Von den 58 Jahren der Geschichte der Musikschule habe er 33 Jahre entscheidend mitgeprägt.

Als scheidender Schulleiter könne Hoffmann mit Stolz und Zufriedenheit auf seine Arbeit zurückblicken. Für die überaus erfolgreiche langjährige Tätigkeit bedankte sich das Stadtoberhaupt namens der Musikschule und der Stadt mit einem Geschenk.

Penibel und großzügig

Natürlich ließen es sich die Lehrkräfte der Musikschule nicht nehmen, mit ganz speziell auf ihren Chef zugeschnittenen Songs die Feier zu umrahmen, so mit "Singen macht Spaß" und als Zeichen ihrer Zeit- und Parkplatznot das Lied "Das Rendez-vous" von O. Gries. Auch der Helene Fischer-Hit "Atemlos" bekam ganz neue Nuancen bei seiner Umdichtung und schließlich beschrieb man, schwungvoll begleitet von Mike Krell, seinen Frust bei Verspätung und allen Zwischenfällen mit dem Lied "Ja so ein Scheiß".

Konservativ und kreativ

Namens des Lehrerkollegiums bedankte sich als Dienstältester Violinlehrer Martin Hafner für das Wirken des "Chefs". Hoffmann habe es als Schulleiter geschafft, an Bewährtem festzuhalten und trotzdem neue Ideen und Visionen auf den Weg zu bringen. So hinterlasse er in Schramberg eine bestens aufgestellte Musikschule mit motivierten Lehrkräften.

Schmunzelnd berichtete der Musiklehrer von Hoffmanns peniblen Zeit- und Ablaufplänen. Die Befürchtung, bei seiner Amtsübernahme als Schulleiter würden viele Anweisungen und Vorschriften auf die Lehrer einprasseln, habe sich allerdings als unnötig erwiesen, denn Hoffmann habe ihnen stets den nötigen Freiraum gelassen, eigene Ideen umzusetzen und die Projekte unterstützt. Wichtig sei ihm auch ein Lob für gute Arbeit und die positive Rückmeldung gewesen.