Marktstände ja – aber wenig kauflustiges Publikum. Foto: Schwarzwälder-Bote

Händler stehen schwierigen Zeiten gegenüber / Ein Stück Kulturgut mit Herzblut in existenzieller Gefahr?

Von Jessica Blümel Schramberg. Die Geschäfte an den Ständen laufen schleppend, nur wenige Kunden verirrten sich am vergangenen Dienstagmorgen in die Seitenstraße. Ist der Schramberger Krämermarkt ein Auslaufmodell?

Die Schiltachstraße zwischen Schloss und Kaufland ist an Markttagen schon seit einigen Jahren nicht mehr gut besucht. "Früher liefen die Geschäfte richtig gut, heute geht fast gar nichts mehr und in der Ferienzeit schon gar nicht", bedauert ein Standbetreiber.

Die meisten Händler sind Stammverkäufer auf dem Schramberger Krämermarkt, der einmal im Monat stattfindet. "Wir können uns nur dank unserer Stammkundschaft halten", gibt Edwald Kälberer zu bedenken, der bereits seit 30 Jahren mit seinem Hemdensortiment in die Talstadt kommt. Unbekannte Händler hätten es schwer und ihr Besuch bliebe deshalb meist eine einmalige Sache. Multami Paranjit aus Kon-stanz ist einer von ihnen. Mit seinem Bekleidungsstand ist er nur selten in Schramberg, da er keinen festen Platz besitzt. "Ich gehe einfach immer dorthin, wo ich einen Platz bekomme, ob es nun Schramberg ist oder eine andere Stadt, spielt dabei keine große Rolle."

Um ihre Waren an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen, müssen viele teilweise hunderte von Kilometern fahren, denn sie sind in ganz Baden-Württemberg unterwegs. Teilweise ziehen sie auch bis Bayern, wo der Markt noch als fester Teil der Kultur gesehen wird.

Dass der Standort in der Schiltachstraße mehr als ungünstig ist, darüber ist man sich unter den Marktbetreibern einig. "Man sollte ihn in die Fußgängerzone verlegen, an den Marktplatz, so wie es sich gehört", ist auch Hobelverkäufer Jürgen Agler der Meinung. Doch aufgrund des großen Arbeitsaufwands für das Abdecken des kleinen Bächleins und auch wegen der Einwände der Geschäftsbetreiber in der Fußgängerzone sei dies nicht möglich gewesen. Letztere fürchteten, dass durch die Stände ihre eigenen Umsätze sinken. "Doch in Wirklichkeit stärkt das den Umsatz, denn es werden so viel mehr Menschen überhaupt erst in die Fußgängerzone gelockt", meint Kälberer. Auch wenn billigere Internetanbieter wie "Amazon" oder "Ebay" und die großen Lebensmittelketten "Aldi" und "Kaufland" die Einzelhändler langsam ausbluten lassen, blicken die Stammhändler dennoch positiv in die Zukunft. Zwar sei der Markt aus der Notwendigkeit entstanden, auch entlegene Gebiete mit Lebensmittel zu versorgen, was durch die Großhändler hinfällig geworden sei, erklärt Agler, doch gehe es auch um etwas ganz Anderes. Es gehe um ein Stück Kulturgut, eine Begegnungsstätte, die Menschen zusammenkommen lasse, meint er.

Auf die Frage wie lange es den Markt noch geben wird, winkt ein anderer nur ab und sagt: "Der Markt wird niemals aussterben, wenn die Stadt ein bisschen etwas dafür tut." Der große Vorteil eines solchen Krämermarktes sei auch, dass es Waren gebe, die sonst nirgendwo mehr erhältlich seien, insbesondere für ältere Generationen, fügt er hinzu. Allerdings sieht er auch die Notwendigkeit, moderner zu werden und mit der Zeit zu gehen. "Der große Unterschied zu den anonymen Kaufhäusern ist, dass in meinem Marktstand Herzblut steckt. Der persönliche Kontakt ist es, den meine Kunden schätzen. Denn ein bisschen muss man auch Psychologe sein und wissen wie man die Leute anspricht", verrät der Hobelhändler zum Schluss und fügt hinzu: "Das Geschäft ist nur so gut wie der Verkäufer."