Hanselversammlung: Erstmals in der Villa Junghans / Nur noch acht Gasthäuser für das närrische Treiben

Schramberg (czh). Die Auswahl über "die liebsten Aufenthaltsorte der Elfer" wird kleiner: Zur Hanselversammlung begrüßte Achim Bendigkeit die Narren erstmals in der Villa Junghans.

Nur noch sechs bis acht Gasthäuser zählte Zunftmeister Michael Melvin für das närrische Treiben in der Fasnet. Stadtarchivar Carsten Kohlmann belegte den "riesigen Verlust an Tradition und Kultur" mit Berichten von Fachleuten aus der Gastronomie. Landgasthöfe werden reihenweise sterben, prognostizieren sie den Verlust gastronomischer Kultur und Seele. Dagegen brauchte der Stadtarchivar die Spielzeit eines ganzen Fußballspiels, um nur die wichtigsten Wirtschaften in Schramberg zu erwähnen und in historischen Bildern zu zeigen, in denen vor etwa 120 Jahren gegessen, getrunken und gefeiert wurde.

Schon 1872 zählte der Marktflecken 13 bedeutende Schildwirtschaften zur Übernachtung, fünf Speise-, mehrere Schankwirtschaften, auch mit eigener Brauerei, 23 Gassenwirtschaften und eine Badeanstalt mit Bewirtung in der Berneck. Mit der rasanten Entwicklung zur Arbeiterstadt um 1900 vervielfachte sich die Anzahl der Wirtschaften; es gab sogar einen Wirteverein, der noch bis 1966 einen eigenen Ball veranstaltete. Mit vielen, oft unbekannten Bildern zeigte Carsten Kohlmann die prägenden Ansichten der Gasthöfe, ihre Wirte und das in Gruppenbildern oft erstarrte Wirtschaftsleben. "Hirsch", "Rose", "Mohren", "Post", "Schraivogel", "Lamm", "Württemberger Hof", "Schlachthof" und "Nippenburg" waren den meisten bekannt; Bilder der "Brukerei" im Haus Langenbach, "Rheingold", ehemals Radio Schumacher, "Uhu" in der Bäckerei Bumüller, "Zur Nuss", heute "Palm Beach", "Türkei" in der Oberndorfer Straße und "Café Hautkappe" (zuvor "Café Stächele"), heute "Aspendos", sorgten schon für erstaunte Ausrufe.

Eher vergessen und nicht mehr zu erkennen waren Wirtschaften am Burgweg, an der Steige und im Kirnbach. Der Zug durch die Gemeinde war vor über 100 Jahren nicht über Nacht zu schaffen, das war wohl schon ein Wochenprogramm.

Die erste Erwähnung einer Schenke in Schramberg datiert von 1496 und über 600 Jahre später geht es selbst bei den wenigen Verbliebenen ums Überleben.

Einer nach Jahren Heimgekehrten fielen die Casinos in der Stadt auf; aber es gibt auch immer wieder einen Neuanfang, wie gerade im "Rebstock". Bleibt zu hoffen, dass der austreiben kann.