Jungvögel, die nackt sind oder deren Federn teilweise noch in den Kielen stecken, sollten, sofern unverletzt, wieder in das Nest gelegt werden. Foto: Tierschutzverein

Keine vorschnelle Hilfe für "Bruchpiloten". Vor Hunden und Katzen in Sicherheit bringen.

Schramberg - Dem Tierschutzverein Schramberg werden zurzeit wieder zahllose flugunfähige Jungvögel und andere junge Wildtierwaisen gemeldet. Doch nur verletzte, deutlich geschwächte oder von ihren Eltern unversorgte, noch nicht selbstständige Jungtiere brauchen wirklich Hilfe, teilt der Verein mit. "Viele Jungvögel verlassen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist. Obwohl sie dann recht hilflos wirken, sind sie nicht so verloren und verlassen wie es den Anschein macht", heißt es der Mitteilung. Sie werden weiterhin von den Elterntieren beobachtet, bewacht und versorgt, selbst wenn diese sich nicht in allernächster Umgebung aufhalten.

Raus aus der Gefahrenzone

Auch das Fliegen will gelernt sein und gerade die ersten Flugversuche sind sehr anstrengend und gehen oft erst einmal daneben. So sind "Bruchpiloten", die ungewollt eine Bauchlandung am Boden gemacht haben, keine Seltenheit. Deshalb müssen sich die Jungvögel zwischen den einzelnen Flugetappen auch immer wieder erst erholen und können nicht gleich wegfliegen, wenn sich Menschen nähern.

Claudio Di Simio, Vorsitzender des Tierschutzvereins Schramberg, rät deshalb: "Werden junge – noch nicht richtig flugfähige – Vögel außerhalb eines Nestes angetroffen, sollte zunächst geklärt werden, ob das zugehörige Nest in der näheren Umgebung zu finden ist. Der Vogel kann dann dorthin zurückgesetzt werden. Hat der Vogel bereits fast sein volles Gefieder, handelt es sich vermutlich um einen ›Fluganfänger‹. Am besten bringt man ihn aus der Gefahrenzone von Fahrzeugen, Katzen und Fußgängern beispielsweise in ein nahe gelegenes Gebüsch in Sicherheit und lässt ihn dort in Ruhe. Im Gegensatz zu Säugern stören sich Vogeleltern nicht am menschlichen Geruch, der beim Anfassen der jungen Vögel hinterlassen wird. Der Kleine wird seine Vogeleltern lautstark auf sich aufmerksam machen und von ihnen dort dann weiter versorgt."

Scheinbar hilflose Jungtiere sollten – sofern sie nicht offensichtlich verletzt sind – in jedem Fall zunächst einige Zeit ungestört beobachtet werden. Manchmal werden Jungtiere von ihren Eltern über viele Stunden alleine gelassen. Gerade Rehe und Feldhasen lassen ihre Jungen in Wiesen oder Feldern gut getarnt zurück und suchen sie nur zum Säugen kurz auf. Zufällig entdeckte kleine Feldhasen oder Rehkitze sind also noch lange keine Waisenkinder. Hat man sie trotzdem angefasst und sie riechen nach Mensch, werden sie hingegen vom Muttertier oft nicht mehr angenommen. "Nur bei offensichtlich geschwächten, kranken, ausgehungerten, unterkühlten oder völlig durchnässten Jungtieren beziehungsweise wenn sich tatsächlich kein Elterntier um die Kleinen kümmert, ist es angebracht, die Tiere in menschliche Obhut zu nehmen", stellt Di Simio noch einmal klar. "Wer sich unsicher ist, kann auch gerne vorab beim Tierschutzverein anrufen und dort Rat einholen. Erkennbar verletzte Tiere müssen allerdings schnellstmöglich versorgt werden und sollten deshalb ohne Umweg zum nächsten Tierarzt gebracht werden." Um alle Wildtierarten möglichst wenig bei der Jungenaufzucht zu stören, ist es gerade jetzt im Frühjahr wichtig, in der Nähe von Brut- und Aufzuchtgebieten die Wald- und Wiesenwege nicht zu verlassen und Hunde zur Sicherheit an die Leine zu nehmen.

Weitere Informationen:

www.tierschutzverein-schramberg.de