Der Junghans-Gewerbepark an der Geißhalde im Talstädter Sanierungsgebiet West soll sich optisch und inhaltlich weiterentwickeln. Weitere bauliche Aktivitäten dazu sind schon im Gange oder angekündigt. Archiv-Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Junghans-Areal: "Szene 64" gründet sich / Der Ansatz des Eigentümers

Von Volker Rath

Schramberg. Im weitverzweigten Junghans-Gewerbepark in der Geißhalde tut sich was. Der Verein "Szene 64 Schramberg" soll in wenigen Tagen gegründet werden. Im Herbst will die Stadt das Thema auf die Agenda des Gemeinderats setzen.

Für Montag, 7. September, ist die Gründungsversammlung des Vereins anberaumt. Dies erklärte Dominik Dieterle, zusammen mit seinem Gemeinderatskollegen Ulrich Bauknecht treibende Kraft des Projekts, auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Interessentenkreis tagt ab 20 Uhr im Gasthaus Spunden. Dieterle ist guter Dinge, dass der Verein mit Rückenwind starten kann. 60 bis 80 Interessenten waren bei einem Infotreff dabei, weitere Sympathisanten hatten sich darüber hinaus gemeldet.

Wie berichtet, wollen sie das denkmalgeschützte Gebäude mit der Nummer 64 des Gewerbeparks zu neuem Leben erwecken. Geplant ist eine Location für Kultur und Veranstaltungen. In Schramberg gebe es bislang kein Gebäude für Veranstaltungen mittlerer Größenordnung mit 200 bis 250 Besuchern.

Wenn der Verein aus der Taufe gehoben wird, ist die Stadt am Zug. Sie soll den Großteil der Sanierung finanzieren. Christian Auer aus München, über seine Auer Holding GmbH und die Tochterfirma Junghans Gewerbepark GmbH & Co.KG Eigentümer großer Teile des ehemaligen Junghans-Areals Richtung Lauterbach, wäre bereit, der Stadt das Gebäude 64 zum symbolischen Preis von einem Euro zu übertragen. OB Thomas Herzog geht derzeit davon aus, dass sich der Gemeinderat "im Laufe des Herbsts" mit dem Thema befasst. "Das hängt momentan noch von der Initiative ab", so Herzog.

Gebaut wird derzeit schon an anderer Stelle. Der "Kulturbesen" erhält eine neue Toilettenanlage. Bislang mussten die Besucher von Konzerten, Comedy-Abenden und Co. ins gegenüberliegende Gebäude, wenn sie sich frischmachen wollten. Eigentümer Auer will dieses und zwei andere Gebäude mit den Nummern 35, 36 und 37 jedoch abreißen lassen, ebenso die Fischer-Kantine. Folglich werden neue sanitäre Anlagen fällig, die jetzt im Untergeschoss des "Kulturbesens" geschaffen werden, wo einst die "Black Riders" ihr Domizil hatten. Die Auslastung des Gewerbeparks mit insgesamt mehr als 14 000 Quadratmetern nutzbarer Fläche ist derzeit gut, sagt Auer. Es gebe 22 Mieter, weitere seien dazugekommen. Hansgrohe habe erst kürzlich eine "größere Fläche" übernommen. Im Bestand seien aktuell vielleicht noch 3000 Quadratmeter Fläche frei – zumindest von den Kapazitäten, die überhaupt vernünftig nutzbar seien. Manche Flächen in den oberen Etagen der teils sechsstöckigen Gebäude ließen sich nicht vermieten.

Die Stadt hat das Bebauungsplanverfahren für das rund 42 700 Quadratmeter große Areal eingeleitet (wir berichteten). Noch immer gehen die Auffassungen in der Kommunalpolitik darüber auseinander, wie strikt die Vorgaben sein sollen. Größtmöglicher Schutz eines Baudenkmals der Schramberger Industriegeschichte oder möglichst freie Hand, um Investitionen nicht abzuwürgen – das sind die Pole in der Debatte.

Die Planer hatten den Gemeinderat zuletzt nahezu flehentlich gebeten, die städtebauliche Jahrhundertchance nicht zu vergeben und zumindest die "schlimmsten Scheußlichkeiten" zu verhindern. Die Botschaft ist auch in München angekommen. Auer spricht sich für eine gute Mischung aus. Er werde sicher nicht "die billigste Lösung" bevorzugen. Wo es eine "passende Nutzung" gibt, strebe auch er eine "optisch gefällige Lösung" an, die in "eine ansprechende Gestaltung gepackt" werden soll und sich ins Ensemble sowie ins gewachsene Stadtbild "einfügt". Den kompletten Status quo will er aber nicht erhalten. Gebäude 75 sei schließlich auch "ein Betonblock, nicht besonders ansprechend", so Auer. "Was ich ausschließen kann, ist der Bau neuer sechsgeschossiger Gebäude gleicher Kubatur", so der Eigentümer. Der Gewerbepark solle "leben" und kein "Potemkinsches Dorf" sein. Dies ist das Synomym für etwas, das fein herausgeputzt wird, um den wahren, verheerenden Zustand zu verbergen – nur schöne Fassade, aber nichts dahinter. Auer ist zuversichtlich, Gestaltung und Nutzung unter einen Hut zu bringen: "Das kriegen wir hin." Exklusives Wohnen, etwa in Lofts, sei nicht möglich. Beim Areal handele sich um ein reines Gewerbegebiet.

Weiterer Investor an der Geißhalde ist Hans-Jochem Steim. Er hat den markanten Terassenbau gekauft. Dort soll ein Uhrenmuseum entstehen.