Seit über zwei Jahrzehnten ein Paar auf der Bühne: Sascha Zeus und Michael Wirbitzky Foto: Schmidtke

Interview: Sascha Zeus und Michael Wirbitzky stehen nach ihrem Auftritt im Bärensaal Rede und Antwort.

Schramberg - Die Show ist vorbei. Zwei Stunden wurde gelacht, jetzt ist der "Bärensaal" fast leer. Sascha Zeus und Michael Wirbitzky packen ihre Requisiten selbst zusammen. Sie sind nicht für SWR  3 hier, sondern alleine unterwegs. Wir bekommen ein paar Minuten Zeit für ein Interview.

Wo kommt Ihr ursprünglich her und wie alt seid Ihr?

"Wirby": Wir sind ganz schön alt, beide über 50. Ich bin Rheinländer aus Köln. Sascha ist ein Münchner.

In der SWR3 Morningshow müsst Ihr früh antreten. Wann geht Ihr abends zu Bett? Wann steht Ihr auf? Klappt das immer problemlos?

Zeus: Es gibt Leute, die sagen, man gewöhnt sich an das frühe Aufstehen. Das stimmt nicht. Es ist immer beschissen. Kurz nach drei steht kein Mensch gern auf. Um vier müssen wir in der Redaktion sein.

"Wirby": Von vier bis fünf haben wir eine Stunde Vorbereitung. Es gibt Absprachen mit den Nachrichten und dem Wetter. Was ist die Nacht über passiert? Dann schreiben wir Anmoderationen, überlegen uns ein paar Gags und ab fünf geht es los. Es sind fünf Tage die Woche – die muss man mit eiserner Disziplin durchziehen. Mit dem Bier sitze ich abends unter der Woche nicht da, sonst käme ich nicht raus. Im Bett bin ich allerspätestens halb elf.

Zeus: Ich habe Abende, da wird es zwölf. Aber das ist dann sehr hart und ich versuche, tagsüber nochmal zu schlafen.

Wie sieht die Vorbereitung genau aus?

Wirby: Ein ganzes Team steht dahinter, der journalistische Teil wird am Nachmittag zuvor vorbereitet. Wir schreiben alle Moderationen selbst und auch unsere Gags.

Zeus: Wir haben einen Producer, der die Sendung betreut. Dann sind der Wettermann da, der Nachrichtenmann und ein Sounddesigner. Wenn wir spezielle Sachen für einen Gag brauchen, wird das besprochen. Direkt nach der Sendung findet eine Konferenz mit der Manöverkritik und dem Vorausblick statt. Nachmittags setzen wir uns unabhängig voneinander hin und schreiben Gags. Michael schreibt für Peter Gedöns, ich für Kathrin Vierthaler. Die geschrieben Dialoge spielen wir vom Blatt. Ein Probedurchlauf findet nicht statt, aber kurze Absprachen und die Routine helfen.

Ich stelle es mir schwierig vor, wenn man dasitzt und kein direktes Feedback bekommt.

Wirby: Das ist der Grund weshalb wir seit ein paar Jahren auf die Bühne gehen.

Wie lange arbeitet Ihr zusammen?

Zeus: Wir arbeiten seit 1989 zusammen. Die Morningshow moderieren wir seit 1996, davor gab es keine Doppelmoderation. Michael kam von RTL aus Luxemburg, ich kam von Radio Gong aus München. Erst schrieben wir in einer Gruppe zusammen Gags, am Ende sind wir übrig geblieben. Wir konnten einfach gut miteinander.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihr menschlich zusammengewachsen seid?

Wirby: Das kann man gar nicht so sagen.

Ihr seid ja doch sehr unterschiedlich.

Wirby: Absolut und das ist das Gute.

Zeus: Das sind die Gegensätze wie bei Dick und Doof oder Harald Schmidt und Feuerstein. Das funktioniert. Wirby: Ich bin derjenige, der austeilt und Zeus kriegt es ab. Würden zwei Gleichberechtigte hier stehen, wäre es schwierig Humor zu entwickeln. Wir haben die Rollenverteilung nicht absichtlich so festgelegt. Das war keine Kopfgeburt, die hat sich so ergeben.

Ein Nachbar lässt fragen, wieso Wirby immer so schrecklich gemein zu Zeus ist? Kann Wirby da noch gut schlafen, wenn er ständig solche Gemeinheiten von sich lässt?

Wirby lacht: Ausgezeichnet kann ich schlafen. Ich würde nicht mehr schlafen können, wenn ich nicht mehr gemein sein könnte.

Zeus: Das ist ein Rollenspiel und fertig.

Wirby: Ich glaube, dass die Hörer insgeheim genau wissen, dass Sascha nicht doof ist. Viele der Demütigungen, die ihm zu Teil werden, denkt er sich ja selbst aus.

Von Euch kennt man etliche Figuren. Frau Vierthaler, Peter Gedöns aus Bonn, Dandy van Dünkel. Ihr schreibt die Gags selbst? Wie kommt Ihr auf die Ideen?

Wirby: Wir sind Menschen die normal am Leben teilnehmen. Wir haben Kinder, kriegen mit, was mit Paybackkarten läuft, haben Alltag. Den Alltag versuchen wir zu überspitzen und im Idealfall wird ein guter Gag daraus.

Wie viel Spielraum bleibt für Improvisation?

Wirby: Einfach den Hahn aufmachen und irgendwas labern, das wäre total unprofessionell. Wir sprechen immer uns immer ab. Ich sag dies, dann sagst Du das. Das hört man auch schnell und auch bei anderen Sendern.

Zeus: Improvisieren ist toll. Aber man muss immer genau wissen, wo es am Ende hingeht und den dramaturgischen Boden kennen.

Zeus: Rudi Carrell sagte, du kannst nur Gags aus dem Ärmel schütteln, wenn du davor welche hinein getan hast.

Wie findet Ihr Auszeit? Wo könnt Ihr Energie tanken und Inspiration finden?

Wirby: Wir haben beide ein geregeltes spießiges Leben, sind beide verheiratet, haben beide zwei Söhne. Wir sind in Sportvereinen.

Welche Musik hört Ihr privat am liebsten?

Wirby: Bei mir ist das ganz unterschiedlich. Die Sachen, die wir bei SWR3 spielen, mag ich gern. Nur in der Häufigkeit… wir als Moderatoren kriegen es ja unglaublich geballt ab. Das höre ich dann zu Hause nicht unbedingt. Ich liebe die Oper! Aber ich höre auch gerne eine Jazznummer.

Zeus: Ich habe einen fast 20-jährigen Sohn. Der hat mich unglaublich viel auf gute deutsche Rap-Geschichten gebracht und auf DJ-Musik, die wir (im Radio) nie spielen. Andere Inputs bekomme ich von den Jungs. Habe ich eine neue Nummer entdeckt, dann gähnt er und sagt: "Gell, die gibt’s schon seit zwei Jahren. Geh mal duschen, Alter"

Treibt Ihr körperliche Fitness?

Zeus: Ich fahre viel Rad, spiele Fußball. Wirby: Ich bin ein Läufer.

Welche Schlagworte fallen Euch zu Schramberg und seiner Umgebung ein?

Wirby: Zu Schramberg fällt uns ganz viel ein. Wir hatten hier vor genau 20 Jahren die erste CD-Produktion mit der Gagtory.

Zeus: Genau, das war hier im Bärensaal.

Wirby: Anke Engelke, Andreas Müller, Andreas Ernst waren dabei. Es hieß, die "Late Night Show" sei so lustig und es sollte eine CD gemacht werden. Wir haben überlegt, wo wir auf der Tour die Aufnahme machen könnten? Wo ist ein lustiges Publikum und ein schöner Saal mit Atmosphäre? So kamen wir auf den Bärensaal. Das Bühnenprogramm wurde hier mitgeschnitten. Irgendwie schließt sich jetzt der Kreis.

Zeus: Nur für Radfahrer ist Schramberg eine Scheißgegend, weil es so viele Berge gibt.

Ihr seid ja auch Buchautoren Ich wurde gefragt, ob Ihr ein weiteres Buch schreiben wollt.

Zeus: Das kommt darauf an, ob wir nochmal einen Verlag finden und ob wir eine neue Idee haben.

Wirby: Unsere Bücher sind, glaube ich, ganz gut gelungen. Aber der Buchmarkt ist schwierig.

Zeus: Auf der Frankfurter Buchmesse gab es 250.000 Neuerscheinungen – da muss man viel lesen.

Die Fragen stellte Karin Schmidtke