Die Walcker-Preisträger (von links nach rechts) Jaroslaw Tarnawski, Giuseppe Raccuglia und Severin Zöhrer Foto: Schäfer Foto: Schwarzwälder-Bote

Die verdienten Preisträger des Eberhard-Friedrich-Walcker-Preises 2012 stehen fest / Gestern Abend Finalkonzert in St. Maria

Schramberg. Der Orgelwettbewerb in Schramberg steuert auf seinen Höhepunkt zu. Heute stellt der Verein "Schramberger Orgelkonzerte" die drei Preisträger vor, die die Juroren von ihrer Spielweise und Interpretation überzeugen konnten und das Finale erreichten.Im Finalkonzert gestern in St. Maria wurde die Rangordnung der Preisträger ermittelt, jedoch lag das endgültige Ergebnis bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Am Sonntag wird den drei Preisträgern um 18.30 Uhr im Schloss der Eberhard-Friedrich-Walcker-Preis verliehen. Im Anschluss daran gibt der Träger des ersten Preises ein Konzert, das gleichzeitig ein Jubiläum für den Verein darstellt, das 100. Orgelkonzert in der Reihe der "Schramberger Orgelkonzerte". Das Konzert beginnt am Sonntag um 20 Uhr in St. Maria und wird in Hl. Geist fortgesetzt.

Der erste Preis ist mit 5000 Euro dotiert, der zweite mit 3000 Euro und der dritte mit 2000 Euro.

Die drei Preisträger haben sich ein halbes Jahr lang intensiv auf diesen Wettbewerb vorbereitet. Giuseppe Raccuglia, 28, stammt aus Palermo, Sizilien. Er hat in Italien Orgel studiert und setzte sein Studium an der Musikhochschule in Freiburg fort, wo er vor zwei Wochen seinen Master abgeschlossen. Jetzt studiert er dort Kirchenmusik. Neben seinem Studium ist er als Chorleiter in Buchholz und Grenzach-Wyhlen tätig und wirkt als Organist in Badenweiler und Müllheim, wo er auf einer romantischen Orgel spielen kann.

Für ihn ist der Wettbewerb in Schramberg etwas Besonderes, weil sich hier für ihn die Gelegenheit bietet, die romantische Orgelliteratur auf einem historischen Instrument zu spielen und zu hören. Zwar hat er in Konzerten viele Stücke von deutschen Komponisten (Brahms, Schumann, Reger) gespielt, aber bisher habe er nicht den richtigen Klang dazu kennengelernt.

Er schwärmt einerseits von der wunderschönen Klangfarbe der Walcker-Orgel, die aber auch etwas unbequem sei wegen der etwas kleinen Pedale, andererseits aber auch von der Späth-Orgel in Hl. Geist, die für ihn eine Überraschung war, weil sie bei allen gezogenen Registern "laut klingt, aber nicht aggressiv".

Seinen letzten Wettbewerb hatte er 2011 in Trier. Dort wurde er mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt Giuseppe Raccuglia noch den Publikumspreis.

Jaroslaw Tarnawski, 31 Jahre, kommt aus Polen und studiert mit seiner Frau Orgel in Lübeck. Dort absolviert er ein Aufbaustudium, ist also für ein paar Tage in Lübeck und verbringt den Rest der Woche in Polen, wo er an der Musikhochschule in Posen unterrichtet.

Er ist glücklich darüber, dass er die Literatur der Deutschen Romantik auf einem historischen Instrument wie der Walcker-Orgel spielen konnte. In St. Maria hatte er mit der Akustik zu kämpfen. "Dadurch war ich gezwungen, besser zu artikulieren." Der Wettbewerb stellte für ihn eine gute Gelegenheit dar, um das umfangreiche Programm für den Wettbewerb mit seinem Professor in Lübeck einstudieren zu können. Er hat schon viel Erfahrung bei verschiedenen Wettbewerben sammeln können.

Im vergangenen Jahr holte er den zweiten Preis beim Kurt-Boßler-Wettbewerb in Heidelberg. Sein Schwerpunkt liegt auf der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. Augenblicklich schreibt er an seiner Promotionsarbeit, auf die er sich nach diesem Wettbewerb voll und ganz konzentrieren möchte.

Severin Zöhrer, 26, aus Oberried, absolviert momentan den Masterstudiengang Kirchenmusik bei Professor Lohmann in Stuttgart und befindet sich im vorletzten Semester. Sein Studium begann er in Mainz, wechselte dann nach zwei Semestern nach Stuttgart. Bisher hat er mit Alter Musik an Wettbewerben in Brixen und in Lausanne teilgenommen. Für ihn ist der Wettbewerb in Schramberg so etwas wie eine persönliche Zielsetzung, um als Musiker voranzukommen, ein Punkt auf den er sich ein halbes Jahr lang konzentriert hat.

Die Walcker-Orgel bedeutet für ihn eine gewisse Umstellung, denn er habe es mit einer Orgel mit Charakter zu tun, die eine gewisse Spielweise vorgebe. "Da kann man nicht gegen die Orgel spielen." Die Komponisten Brahms, Liszt und Schumann sind ihm am nächsten.

Er möchte Kirchenmusiker werden und wirkt bereits als Organist in Stuttgart Unter-/Obertürkheim an der Kirche St. Johannes, wo er ebenfalls auf einer Kegelladenorgel spielt, die einen ähnlichen Charakter wie die Walcker-Orgel hat.

Begeistert äußern sich alle drei über die menschliche Atmosphäre, die während des Wettbewerbs unter den Kandidaten entstanden sei und an der die nette Betreuung durch Gemeindemitglieder maßgeblich beteiligt gewesen sei. "Es gab eine familiäre Atmosphäre, bei der man sich wie zu Hause fühlte."