Lernen gerne gemeinsam: Einheimische Schüler mit den Flüchtlingskindern in den Willkommensklassen. Foto: EJS

Schüler an Erhard-Junghans-Schule lernen gerne miteinander. Ständiger Wechsel durch Abschiebung und Umzüge.

Schramberg - "Wir lernen Deutsch!" So beginnt nach der Begrüßung jede Unterrichtsstunde der Willkommensklasse für Flüchtlinge an der EJS in Schramberg.

Seit dem vergangenen Schuljahr nimmt die Erhard-Junghans-Schule Flüchtlingskinder auf. Im September 2014 waren es zwei Mädchen aus Afghanistan und Albanien. Sie und alle weiteren wurden in deutschen Klassen untergebracht und einige Stunden (8) mit zusätzlichem Deutschunterricht gefördert. Das war ein Sprung ins kalte Wasser für die Kinder, und nur die Werkrealschul- und Gemeinschaftsschulklassen übernahmen die Integration für diese Kinder.

Im März 2015 waren es schon 15 Schüler, doch der ständige Wechsel durch Abschiebung und Umzüge demotivierte die Mitschüler: Kaum hatte man sich angefreundet, waren die neuen Bekanntschaften schon wieder weg. In dieser Situation erarbeitete die Steuergruppe der Schule eine Konzeption, um Flüchtlingskindern und Mitschülern der Stammklassen gerecht zu werden. So war man mit Konzeption und Stundenplan bereits zu Beginn des Schuljahrs 2015/16 für die neuen Herausforderungen gerüstet.

Gut, denn die neu geschaffene Willkommensklasse (WK1) füllte sich schnell. Schüler von 11 bis 14 Jahren, Jungen und Mädchen aus 10 Nationen, kamen. Die Zahl der Ankömmlinge schwankte in den kommenden Monaten zwischen 18 und 24. Das gleiche Bild zeigte sich in der Grundschule und der Altersgruppe 15 bis 18 Jahre (WK2 in der Schillerstraße).

"Ich bin sehr stolz auf unser Kollegium, das es in kürzester Zeit geschafft hat, ein tragfähiges Konzept für die Integration der Flüchtlingskinder zu erarbeiten und umzusetzen", sagt Schulleiter Udo Trost. So unterschiedlich die Kinder sind, so individuell muss ihr Lernen sein.

Alle Anfänger erarbeiten ihren Wortschatz im persönlichen Tempo. Der Lehrer hilft, spricht vor und hört zu. Für das Lernen ist ein wohlwollender, freundlicher Umgangston entscheidend. Die Schüler kommen gern in die Schule, da ihre häusliche Umgebung bisweilen kaum Anregung bietet. Gerade Mädchen ergreifen gern die Chance zu lernen. Nach circa sechs bis acht Monaten kann ein Schüler einer deutschen Klasse zugeordnet werden. Mittlerweile sind manche sogar schon für die Realschule bereit.

Bis jetzt bereichern die Neuankömmlinge die Klasse und treffen auf große Hilfsbereitschaft. Die Neuaufgenommenen erhalten jeden Morgen um 7.35 Uhr eine Stunde DaZ (Deutsch als Zweitsprache) zur Vor- und Nachbereitung des Schultags. Flüchtlingskinder in der Gemeinschaftsschule erhalten ihre Förderung in der Zeit des Lernbandes, während ihre Klassenkameraden ihre Deutsch-, Mathe und Englischaufgaben erledigen.

Die Mitschüler anderer Klassen helfen gerne von sich aus: Eine 6. Klasse, die das Thema "Soziales Engagement" bearbeitete, kam, um beim Wortschatzsprechen und Üben zu helfen. So waren bereits Kontakte geknüpft, als später eine Schülerin zu ihnen wechselte. Eine weitere Klasse hat bei einem Mediatheksbesuch eine Buchauswahl zum Vorlesen getroffen: Ein deutsches Kind liest einem Flüchtlingskind vor. Im Austausch wurden arabische Schriftzeichen gezeigt. "Die sind so schwierig", befanden die Schüler der 6a. Sie bekamen einen Eindruck davon, was Flüchtlingskinder leisten müssen: Nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern auch noch eine neue Schrift. Gut, dass man beim Fußballspielen kaum Worte braucht!