Foto: Wegner/Herzog

OB und Zunftmeister nutzen Schlüsselübergabe zum Austausch von Wahrheiten, Halbwahrheiten, Schmeicheleien und Forderungen.

Schramberg - Für OB Thomas Herzog ein besonderer Tag: "Es ist die erste Schlüsselüberabe in der Geschichte der Stadt unter der Schirmherrschaft der UNESCO, denn seit Dezember gehört die Schwäbisch-alemannische Fasnet und damit auch die Schramberger zum Weltkulturerbe".

Mit der Überreichung einer Magnum-Flasche Sekt an Narrenzunftmeister Michael Melvin macht er den "mickrigen Sekt auf der Stadtfasnet" wieder wett. Auch will er mit der Schlüsselübergabe den Dank an die Narrenzunft für die Adelung der Stadt durch die UNESCO zum Ausdruck bringen. Dann ergreift der OB die Gelegenheit, einige wertvolle Anregungen für das Drehbuch eines Schramberger Tatort-Krimis zu geben, nachdem die Hoorig Katz ja schon eine Skizze veröffentlicht hatte.

Und ja, die Stadt soll schöner werden. Die ersten Schilder wurden gereinigt und glänzen wieder. Auch die Talstadt-Pfarrer Kocholl und Jonas hätten ihre Gottesdienstschilder geputzt. "Da der Elferrat in den nächsten Tagen sowieso durch die Straßen zieht, könne er sich auch beteiligen", sagt Herzog und überreicht Narrenzunftmeister Melvin das erste von elf "Unsere-Schilder-sollen-leuchten-Sets", bestehend aus Eimerle und Schwämmle.

Da musste der erst mal lachen, bevor er mit seiner Rede beginnt. "Fasnet kennt keine sozialen und keine migrationsbedingten Unterschiede, zu Fasnet in Schramberg sind alle Erdenbürger und alle Engele herzlich willkommen", begrüßt Narrenzunftmeister Melvin die Narren vor dem Rathaus. "Ohne die politische Unterstützung des Gemeinderats könnten wir die Fasnet in Schramberg nicht feiern, wie wir das schon seit über hundert Jahren tun", fährt Melvin fort und verspricht dem OB, ihn bis Aschermittwoch würdig zu vertreten und auf Haus und Hof aufzupassen. Um Rathausplatzpflasterung und Hallenneubau in Tennenbronn könne er sich dann wieder kümmern. Der OB solle aber auch den Bärensaal nicht vergessen.

"Ich hoffe, dass der Zunftball nicht irgendwann in einem Zelt auf dem hinteren Rathausplatz stattfinden muss", mahnt Melvin. Als Bestechungsgeschenk überreicht er dem OB eine von Siegfried Schaub geschnitzte Hanselmaske, die ihn dran erinnern soll, dass die Narrenzunft mindestens 100 Quadratmeter Museumsfläche für die Geschichte der Schramberger Fasnet bräuchte. "Mir sind die wo Presse machen für unser Städtle". 125 Berichte von Südamerika bis Asien über die Schramberger Fasnet hat Melvin im Internet gefunden.

Der Kritik eines in Rottweil wohnenden Geschäftsführers eines großen hiesigen Unternehmens an lieblosen Schmuddelecken in Schramberg hält Melvin entgegen, dass der Elferrat gegen die Lieblosigkeit mit gutem Beispiel vorangehe: "Mit Liebe hängen wir bei Eis und Schnee unter Lebensgefahr die hoorige Katz an die Ruine, mit Liebe organisieren wir die Bälle, mit Liebe trinken wir unser heimisches Bier, die Fasnet ist ein Fest der Liebe".