Zwischen Kunst und Komik: die vier li(e)derspenstigen Chanson-Netten begeistern mit ihrem bunten Stilmix Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: "Die Li(e)derspenstigen" gastieren mit femininen Charme / Theaterring zufrieden: Subiaco ausverkauft

Die Kleinkunst-Diven "Die Li(e)derspenstigen" aus der Ecke St. Georgen-Königsfeld unterhielten ihre Fans im Subiaco provokant, mit frecher Klappe, im Glitzerlook und mit vielen Songs allerfeinst.

Schramberg . Feminin, bissig und herrlich schräg schmiss das Quartett sein Programm "Wir bereuen nix" auf die Bühne. Die Damen – auf halber Strecke zwischen Kuscheltuch und Rheumadecke, aber bereits jenseits der Wechseljahre – lieferten ein Kabarett voller Frauenpower. Die Stars aus dem Schwarzwald behaupten sich seit fast 18 Jahren, am Start im Subiaco waren Gabi Elsässer, Myriam Endriss, Ursula Haller-Turetzek und Brigitte Hoffmann nicht zum ersten Mal. Endriss brillierte nicht nur mit frecher Klappe, sondern auch am Klavier und mit der Gitarre. Das Publikum genoss das witzige Spektakel jenseits des Jamaika-Dramas und weiterer politischer Allüren in den Nachrichten.

Dafür knallten die Damen zwischen den Liedern mit trockenen Dialogen, wie etwa: "Jede Falte im Gesicht erzählt eine Geschichte", woraufhin Gabi, das Topmodel der Vier, schmollend konterte: "Ja. Aber ich will, dass mein Gesicht seine Schnauze hält". Da nippt man ladylike lieber am Strohhalm, der im Cocktailglas steckt. Die Bar auf der Bühne, mit reichlich Requisiten verziert, bekam ein silbernes Outfit. Zwei Barhocker mit orangenem Plüschbezug parodieren die Szenerie vertiefend. Spartanisch, aber mit einem gewissen Stil, die beiden ebenfalls orangenen Lilien, die vor dem Klavier aus den leeren Weinflaschen ragen.

Die Ikonen sind mit Hüten und Federn auf dem Haupt ausstaffiert, Schminke darf keinesfalls zu dünn aufgespachtelt sein. Prickelnd wie Champagner sind die Dialoge. Es wird possenhaft ausgeteilt und eingesteckt, es gibt Brausestäbchen und Paroli wird geboten. Fashion darf nicht fehlen. Vielleicht um die heimlich verruchten Seelen zu verdecken? "Wir haben unseren Spaß – auch ohne Höschen", rutscht es heraus. Die Pause eignet sich perfekt zum inszenierten Kaufrausch in Schramberg, falls die Fünftälerstadt überhaupt "diventauglich" ist.

Doch wie im echten Leben?

Die Show läuft, das Publikum kommt durch die humorvollen Knallbonbons auf seine Kosten. Lieder wie "Tabu" erzählen von unausgesprochenen Regeln. "Die Li(e)derspenstigen" decken unerschrocken Dinge auf, "...was man nicht dürfen darf". Oder sie blicken mutig dem Ernst der Lage ins Gesicht – im Spiegel. Die Nährstoffbombe an Humor für das allgemeine Wohlbefinden des Volks sprudelte hochhackig mit Lebensfrische, auch wenn der Zeh unter dem Blasenpflaster zwickt. Oder Verenas Hintern wie ein Luftballon vom Weltspartag aussieht, der seit zwei Wochen im Partykeller baumelt. Dafür ist Gabi so dünn, sie muss sich zum Staubsaugen anschnallen. Da steigt man lieber auf die "Pommes-Diät" um und stimmt "Don’t worry, be happy" an. Heißt es nicht auch "Ehret die Alten, bevor sie erkalten"? Manchmal fühlen sich Frauen in diesem Alter vielleicht wie im Solo von Myriam "So’n bisschen dazwischen... Für Kevin zu alt und für Walter zu jung". Ist da ein Kern Wahrheit?

Doch sie können auch mit der Sonnenbrille rappen, denn sie sind "zu geil für diese Welt". Auf Sport a la "Turne zur Urne" kann man verzichten. Die einzige Krise im Leben einer Frau ist, wenn der Mann in Rente kommt. Wirklich stark die musikalischen Beiträge der Chanso-Netten. Sie füllten in Schramberg die Tristesse kultureller Events an Wochentagen. Klasse, dass der Theaterring diesen Schatz voller Komik und Selbstironie an Land zog.