Sven Hannawald nimmt sich Zeit für seine Fans. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Sven Hannawald erzählt beim Volksbank-Jubiläum aus seinem Leben

Schramberg-Waldmössingen (lh). Bei manchem Skifan dürfte beim Jubiläum der Volksbank Schramberg Gänsehautfeeling aufgekommen sein. Auf der Leinwand flog Sven Hannawald auf der Skisprungschanze von Bischofshofen nochmals der Konkurrenz davon.

Bis heute ist Hannawald der einzige Skispringer, der 2001/2002 alle vier Springen und somit den "Grand Slam" der deutsch-österreichischen Vierschanzentournee gewann. Aber auch der erste Mensch, bei dem das "Burnout-Syndrom" festgestellt wurde. Der im sächsischen Erlabrunn geborene frühere Weltklasse-Skispringer, der heute Autorennen fährt und in München lebt, gab bei der Talkrunde mit den Bank-Vorständen Udo Schlipf und Rainer Fader tiefe Einblicke in sein Sportler- und Seelenleben.

Auf die Frage von Schlipf, wo er sich denn zu Hause fühle, sagte der 41-Jährige: "Ich bin ein Wanderkind. Um meinen sportlichen Weg gehen zu können, musste ich öfters den Ort wechseln. Durch den Mauerfall war es schwer zu bleiben, deshalb war der Umzug in den Schwarzwald ins Ski-Internat Furtwangen richtig". Auf Fader wirkte der ehemalige Skiflug-Weltmeister äußerst entspannt. "Wie geht es dir heute?"

Strenge Linie

Hannawald: "Im Erzgebirge war das Skispringen die Sportart Nummer eins, vor Fußball. Ich konnte mir nie etwas Spannenderes als Skispringen vorstellen. Aber der Erfolg kommt nicht vom Sofasitzen, egal ob in der ehemaligen DDR oder in der Bundesrepublik. Man brauchte eine strenge Linie, um Erfolg zu haben. Ich wollte das aber nicht anders und lernte schon früh, diszipliniert zu sein. Das kommt mir heute zugute."

Schlipf zielte auf das Karriereende ab und fragte, was er gemacht habe, als es ihm zu viel wurde. "Ich hatte immer Hochs und Tiefs, mein Körper bekam seine Auszeiten. Aber irgendwann kamen eine gewisse Unruhe und öfters Zweifel in mir auf. Körperliche Überforderung und Müdigkeit im Kopf, das kannte man damals noch nicht. Deshalb sagten die Ärzte immer, alles sei in Ordnung. Ich war heilfroh, als es endlich raus war, was ich hatte. Ich habe dann einen Weg gefunden, mit dem die Medien zufrieden waren und ich meine Ruhe fand. Ich bin immer noch ein ehrgeiziger Mensch, egal was ich tue. Aber ich habe gelernt, mit der Sache so umzugehen, dass es Spaß bereitet."

Eine Frau aus dem Publikum stellte die Frage, ob er mit Medikamenten behandelt wurde. "Anfangs in der Klinik habe ich Medikamente gebraucht, um schlafen zu können. Ich versuchte immer, ohne sie auszukommen. Das ist mir gelungen, aber es hat auch einen Rückfall gegeben. So bald mir es wieder ein wenig besser ging, habe ich sie abgesetzt", versicherte Hannawald, der hinterher einer wartenden Menge Autogrammkarten schrieb und mit ihnen ins Gespräch kam.