Das Vorbereitungsteam stellt seinen Mitschülern das Projekt "Schule wird zum Staat" in der Aula vor. Foto: Kiolbassa Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekt: Vorbereitungsteam stellt bisherige Planungen vor / Gleichberechtigung für alle / Parlamentswahl im Januar

Eine eigene Währung, ein frei gewähltes Parlament und eine Landesgrenze mit Zollabfertigung und Visumspflicht – kurz vor den Sommerferien verwandelt sich das Gymnasium Schramberg in einen selbstständigen Staat.

Schramberg. Vier Tage lang werden die Schüler in einer parlamentarischen Monarchie zusammenleben und arbeiten. Das Staatsoberhaupt wird ein Königspaar sein, das am Tag der Staatsgründung heiraten muss. Allerdings wird dieses Königspaar nur repräsentative Pflichten wahrnehmen, etwa ausländische Gäste feierlich im Staat zu empfangen und Veranstaltungen mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Die eigentliche Macht wird ein frei gewähltes Parlament ausüben. Wahlberechtigt sind alle Schüler, unabhängig ihres Alters. Gewählt wird nach dem deutschen Wahlrecht, das heißt mit Fünf-Prozent-Hürde, Erst- und Zweitstimme sowie Überhangmandaten. Wahlkreise für die Direktkandidaten sind die Jahrgangsstufen, sodass schlussendlich zwischen 32 und 40 Abgeordnete in das Parlament einziehen werden. Die Parlamentswahl wird voraussichtlich im Januar stattfinden. Deshalb sollten sich jetzt Parteien bilden, die nach Genehmigung ihres Parteiengründungsvertrags bis zum nächsten Jahr die Möglichkeit haben, für ihr Ansinnen zu werben und Wählerstimmen zu gewinnen.

Wer als Königspaar gekrönt wird, bestimmt das Los. Nach der Inthronisierung wird das frisch vermählte Paar eine vorgeschriebene Vereidigungsrede halten – selbstverständlich auf schwäbisch. "Vielleicht regt die Debatte um das royale Paar den einen oder anderen Schüler zum Nachdenken an", kann sich Schulleiter Bernhard Dennig vorstellen. "Auf diese Weise wägen sie eventuell Vor- und Nachteile einer repräsentativen Monarchie ab." Denn die Staatsbürger werden das Königspaar unterhalten.

Alle Schüler, die weder royale noch parlamentarische Pflichten zu erfüllen haben, müssen arbeiten gehen. Dafür dürfen selbstständig Betriebe gegründet werden. Welche Betriebe das sein und welche Produkte oder Dienstleistungen sie anbieten werden, liegt in der Kreativität der Schüler. Jeweils sechs Stunden am Tag müssen die Staatsbürger anwesend sein, wann genau bleibt ihnen überlassen. Die Stadttore werden sich jeden Morgen zur ersten Stunde um 7.35 Uhr öffnen und erst nach der elften Stunde um 17.15 Uhr wieder geschlossen. Um die Anwesenheit der Bürger zu kontrollieren, möchten einige Schüler des Oberstufen-Informatikkurses eine spezielle App entwickeln.

Das freiwillige Vorbereitungsteam um Mathematik- und Physiklehrer Benjamin Schöwe besteht aus mehr als 30 Schülern ab der achten Klasse. Seit mehr als einem Jahr sind sie mit den Planungen für das Schulprojekt beschäftigt. Zum besseren Verständnis der Materie sind sie gemeinsam in das Studienhaus Wiesneck bei Himmelreich gefahren, um dort Politikvorlesungen zu besuchen. Nun stellten sie das Projekt erstmals öffentlich ihren Mitschülern vor und beantworteten deren Fragen.

Von Mittwoch, 18. Juli, bis Samstag, 21. Juli, soll das Projekt laufen. Auch die Öffentlichkeit ist eingeladen, den Staat zu besuchen. Dafür kann an der Landesgrenze ein Visum beantragt werden. Innerhalb des Staates werden Alter und berufliche Unterschiede keine Rolle spielen: Ein Fünftklässler ist gleichgestellt wie ein Elftklässer oder gar ein Lehrer. Ziel des Projekts soll es sein, Schülern das wirtschaftliche und politische System näher zu bringen. Seit Montag können Schüler Entwürfe für das Staatswappen sowie Staats- und Währungsnamen einreichen.