Fahrner: Interesse konzentriert sich wohl weniger auf Schramberg / Fachärzte besonders im Wunsch-Fokus

Schramberg (sw) Als ein "ernstes Thema, das virulent in der Bevölkerung ist, und seit Schließung des Krankenhauses besonders", bezeichnete Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog die Gesundheitsversorgung in Schramberg.

Uwe Weisser berichtete im Gemeinderat, dass es in Schramberg nach den Kriterien der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) "noch eine sehr gute Versorgung gebe, auch wenn sie sich noch etwas verschlechtern werde. Nicht abgebildet werde in dieser Statistik aber nicht das Alter der Ärzte, die Mobilität der Bevölkerung und anderes. Der Gemeinde- und Städtetag fordere derzeit Hausarztsitze in jeder Gemeinde, berichtete Weisser. Dies sei aus Bewertungen Dritter durchaus auch kritisch zu sehen. Wenn dies durchgehe, so Weisser, dürften die KVs Arztsitze in überversorgten Gebieten sprich den Städten nicht mehr genehmigen.

Seit dem Besuch von Peter Hintz von der KV im April, der zugegebener Weise nicht alle Fragen habe beantworten können, so Weisser, habe sich ein vertrauensvoller Dialog zwischen der KV und der Stadt entwickelt. "Wir sind auf gutem Wege mit der KV", sagte Weisser. So beispielsweise habe in Waldmössingen der Arztsitz erhalten werden können, auch für den Urologen Molz gebe es in Schramberg einen Nachfolger. Weitere Nachbesetzungsverfahren bedeuteten in der Konsequenz, dass es Interessenten für Arztsitze gebe. Zudem würden zwei niedergelassene Ärzte ihren Sitz verkaufen und dann in dem erwähnten MVZ angestellt werden.

Das Ärztehaus, sei damals nicht zustande gekommen, ging Weisser auf eine Frage des Seniorenforums ein, da die Nachfrage nach Flächen der Ärzte nicht ausgereicht habe, um es betriebswirtschaftlich betreiben zu können.

Der Gutachter bei der Gesundheitskonferenz des Landkreises sieht nach Weissers Worten nicht die Frage nach der Entfernung zu einem Arzt als entscheidend, sondern die Zeitdauer. Bis zu zwölf Minuten sei "angemessen". Tendenz sei auch, dass es mehr Zusammenarbeit unter den Ärzten geben und das Kirchturmdenken zurückgeschraubt werden müsse.

Nicht ganz zufrieden mit den Aussagen von Weisser war Hans-Jörg Fahrner (SPD/Buntspecht), der im April einen Antrag zu dem Thema gestellt hatte, dieser habe mehr umfasst, "als das, was heute vorgestellt wurde." Es gehe nicht um den Allgemein- oder Hausarzt, sondern vor allem auch darum, welche Mängel es gebe, seit das Krankenhaus weg ist. Diese Frage werde nicht beantwortet. Deswegen habe man gefordert, für die Region eine Gesamtkonzeption zu entwickeln.

Wenn er von der zitierten Gesundheitskonferenz des Landkreises höre, habe er große Befürchtungen, betonte Fahrner, dass sich das Interesse nicht in Schramberg konzentriere. Es brauche eine Gesamtkonzeption, die auch den Facharztbereich enthalte. Das Ärztehaus sei übrigens nicht nur an der Miete gescheitert, sondern auch daran, wie man miteinander und untereinander umgegangen sei.

Den im SPD-Antrag geforderten runden Tisch, so entgegnete Weisser, habe man versucht. "Wir wollten in einer kleinen Runde starten, aber die Ärzte, die teilnahmen, zeigten kein Interesse an einer Kooperation [miteinander]", berichtete er. Zudem nehme die KV an einem runden Tisch nicht teil. Auch wenn "das jetzige Ergebnis nicht Ihren Ansprüchen nicht genügt", so Weisser, "werden wir weiter dran bleiben". Es seien Initiativen da, die es zu fördern gelte.

Jürgen Winter (CDU) sah die Rahmenbedingungen als ganz schwieriges Thema, Rahmenbedingungen, die die große Politik liefere und viel im Keim erstickten. "Wenn dieses Thema nicht zum Wahlkampfthema wird, wird sich am bisherigen System nichts ändern, denn es ist preisgünstig", meinte er. Problematisch sei auch die Art und Weise, wie Arztsitze geplant würden. Regionale Bedürfnisse würden nicht berücksichtigt. Die große Politik habe kein Interesse daran, dass eine gute medizinische ambulante Versorgung gesichert werde.

"Schon seit 2000 machen wir uns Sorgen über die ärztliche Versorgung in Schramberg" sagte Udo Neudeck (Freie Liste). Die Stadt habe viel gemacht, doch könnte sie keine Ärzte verpflichten, nach Schramberg zu kommen. "Die beiden großen Volksparteien, die versprechen, den ländlichen Raum zu stärken, lassen uns im Regen stehen ... Wir sollten jedem Politiker sagen, der sich ins goldene Buch einträgt, was tut Ihr für den ländlichen Raum? – Nichts."

Clemens Maurer dankte der Verwaltung für den Bericht. Es sei dringend notwendig die Bevölkerung zu informieren, dass die Stadtverwaltung tätig sei, und "wir sollten auch um Vertrauen der Bevölkerung bitten, dass wir nicht schlafen und nicht nichts tun, aber wir bewegen uns in einem sehr engen Korsett aus Regularien." Peter Heinrich (Freie Liste), wie Jürgen Winter ebenfalls Arzt, erinnerte daran, dass es kaum möglich sei, ambulante Operationen nach Schramberg zu bekommen. Dazu müsse die Stadt ein Zentrum bauen, einen Anästhesisten anstellen und nach Bettenkapazitäten schauen – " das wird in diesem System kaum möglich sein", war er sich sicher.

Aus moralischen Gründen, so Heinrich, habe er das Angebot nicht angenommen, in Rottweil bei Helios zu operieren, er sehe das angekündigtes medizinische Versorgungszentrum sehr kritisch. Ein budgetierter Arzt könne dadurch auch nicht mehr Patienten generieren.

Winter ergänzte, man müsse über die Stadt hinaus in die Region denken. Eigentlich sollte in jeder Region ein Facharzt aus jeder Disziplin sein. Doch im jetzigen System gebe es dazu nicht die Möglichkeit, weil die Grundbedingungen nicht stimmten.

CDU-Gemeinderat und Ortvorsitzender Johannes Grimm versicherte: "Wir sind in Kontakt mit unseren Abgeordneten – es ist aber nicht immer erfolgreich."

Anschließend verabschiedete das Gremium einstimmig eine Resolution der Schramberger Ärzteschaft. Darin fordern diese den Wegfall der Budgetierung und der Niederlassungssperren.