Was wäre eine Stadt ohne ihre Künstler? Diese Frage stellt Carsten Kohlmann bei der Vernissage von "Balkau trifft Rota Ralf Maier". Von links: Ralf Maier mit Ulrike und Günter Balkau. Foto: Zeger Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: "Balkau trifft Rota Ralf Maier" eröffnet / Mensch und Natur bewusst wahrnehmen

Ein Betonkopf mit verwachsenem Uhrwerk, eingefärbte Fichtenzapfen, ein umgedrehter Marterpfahl – was auf den ersten Blick schräg daher kommt, wirkt auf den zweiten beruhigend und macht den Charme von "Balkau trifft Rota Ralf Maier" aus.

Schramberg. Die drei Künstler haben sich für ihre Ausstellung den Raum der ehemaligen Gießerei der Firma Majolika ausgesucht. Dort im ersten Obergeschoss neben dem Subiaco-Kino traf sich am Freitag zur Vernissage eine bunt gemischte Schar von Kunstinteressenten, Neugierigen, Freunden und auch Familien der Protagonisten.

"Nur wer inne hält, findet innen Halt", so Carsten Kohlmann in seiner Einführung. Der Stadtarchivar stellte in seinen Worten das Anliegen von Ulrike und Günter Balkau sowie Ralf Maier in den Vordergrund, Menschen und Umwelt bewusst zu sehen – "die Künstler schärfen die Sinne ihrer Mitbürger". Sie schaffen mit ihren Kunstwerken "Haltestellen" in einer Zeit fortschreitender Reizüberflutung, formulierte es Kohlmann.

In treffend-klaren Worten skizzierte Kohlmann die regionalen Kunstschaffenden, die stilgerechte Musik dazu lieferte Jo Glaser.

Die Skulpturen von Ulrike Balkau erzählen mutig von der Vergänglichkeit, tragen stolz korinthische Helme oder Relikte einer Tasse. "Ich finde, so kann man die Dinge auch erzählen", erläutert die Tennenbronnerin. Als Künstlerin den Kopf gerne in den Wolken, steht sie doch mit beiden Beinen auf dem Boden und erschuf so beispielsweise "Herrn Junghans" und "Frau Majolika" aus Betonplastik, Eisen und Rost.

Die Überraschung des Abends gelang zweifelsohne aber ihrem Mann, Günter Balkau, mit seinen Materialbildern aus Flechten, Baumzapfen, Farnen und Moosen. Unzählige Fichtenzapfen ordnete er im natürlichen Muster in einen Rahmen – färbte sie schwarz und als Hingucker bekam dieses "Black Forest"-Werk einen Mini-Bollenhut verpasst. "Durch die Gleichförmigkeit der Naturstoffe bekommen seine Materialbilder eine besondere Dynamik und hohe Lebendigkeit", so Kohlmann. Und um Balkaus Leidenschaft als "bedächtiger Jäger und Sammler" zu unterstreichen, zoomen Metallteile oder Tierschädel den Blick des Betrachters heran – um dann wieder die ungeordnete Ordnung der Naturmaterialien aufzunehmen.

Das Schaffen des Schrambergers Rota Ralf Maier ist Lebensphilosophie und Kunst zugleich. Kohlmann: "Aus der harten, schnellen Musik des Punk-Rocks bezieht Ralf Maier bis heute die Energie für seine Kunstwerke." In der Majolika zeigt er neu geschaffene und überarbeitete Bilder, die aus einer "Malwut" am Jahresanfang entstanden sind.

Der sich selbst als "sehr, sehr gläubig" verstehende Künstler hat auf dem Bild "cross" auf der einen Seite in völliger Abstraktion der dargestellten Person, auf der anderen in deutlicher Konkretisierung das urchristliche Motiv des "Gekreuzigten" aufgegriffen, dessen Materpfahl kopfüber gestellt ist.

"Dieses Bild steht für die tiefe Empfindsamkeit des Künstlers gegenüber dem Leiden des Menschen in der Welt", sagte Kohlmann. Und obwohl er sich nicht als politischer Künstler sieht, kommen auch der scheidende US-Präsident Barack Obama und dessen Nachfolger Donald Trump vor. Maier titelt zu dem: "No we can’t".

Den Menschen und die Natur bewusst wahrnehmen und mit beidem bewusst umgehen, dies sei die Botschaft dieser Ausstellung.

Weitere Informationen: Die Ausstellung im Majolika Firmenpark, Schiltachstraße 34, Tor 2, ist bis 18. Dezember samstags und sonntags von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet.