Foto: Alt Foto: Schwarzwälder-Bote

Metzgerei in der Leibbrandstraße schließt zum Jahresende / Herwig Gehweiler sucht Fachkräfte

"Für jeden eine Extra-Wurst", so warb die Metzgerei Böhler mit eigener Schlachtung in der Leibbrandstraße. Ab Heiligabend gibt es diese nicht mehr. Frank Böhler macht den Laden dicht – und agiert künftig an anderer Stelle.

Schramberg. Das Wochenmarkt-Mobil ist bereits verkauft. Vor dem Rathaus werden Kunden den Verkaufswagen nur noch bis Weihnachten vorfinden. Dann will sich Metzgermeister Frank Böhler auch aus seiner Metzgerei in der Leibbrandstraße zurückziehen. Die Gründe: Der Aufwand ist mittlerweile zu groß und ein gutes Angebot soll man nicht ausschlagen. Frank Böhler habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, erzählt er im Gespräch. Seit mehr als 40 Jahren ist er in der Metzgerei in der Leibbrandstraße tätig, hat dort sein Handwerk gelernt, und fühlt sich den Kunden verpflichtet.

Schon der Vater arbeitete in der Metzgerei

Als junger Metzger übernahm er die damalige Metzgerei Digeser, bei der schon sein Vater Richard Böhler angestellt war. Bis vor wenigen Jahren bildete er sogar noch Nachwuchs aus. Mittlerweile sei der Metzgerberuf allerdings so unattraktiv, dass sich nicht einmal mehr Praktikanten fänden. Seit einigen Jahren arbeitet Böhler quasi "rund um die Uhr" allein in der Wurstküche, macht Partyservice und schlachtet. "Es ist ein riesen Problem Fachkräfte zu bekommen", erklärt er. Da habe sich die Frage gestellt, wie lange er noch so weitermachen kann. Bis zur Rente? Das habe er sich der 51-Jährige nicht vorstellen können.

Das Thema Fachkräfte treibt auch Herwig Gehweiler vom EDEKA-Markt Lustig in Sulgen um. Böhler beliefert schon länger dessen Fleisch- und Wursttheke, da lag eine nähere Zusammenarbeit quasi auf der Hand. Ab 2. Januar wird Böhler das Leitungsteam der Metzgerei bei EDEKA Lustig verstärken. Und die beiden Verkäuferinnen, die bislang bei Böhlers hinter der Wursttheke standen, gleich mit. "Damit ist uns beiden gedient", sagt Gehweiler.

Gehweiler: Eigenmarken sollen weiter ausgebaut werden

Hinter der Personalie Böhler steckt ein Konzept, auf dass Gehweiler sehr stolz ist: Die Eigenmarken "Heimatliebe" und "Hofglück", bei der sich der Markt verstärkt dem Thema Regionalität widmet. "Wir wollen das weiter ausbauen", betont er, "selber Rauch- und Wurstwaren produzieren – ganz regional."

Rund um die Metzgerei wird es deshalb auch weiterhin nach geräuchertem Schinken duften, denn die Wurstküche bleibt in Betrieb. "Ich will da ran wie wenn es mein eigenes Geschäft wäre. Ich will da was bewegen", sagt Böhler mit viel Enthusiasmus. Innovativ sein, eigene Ideen entwickeln – Gehweiler meint: "Wir haben viele reizvolle Ideen in der Schublade."

Selbst schlachten wird Frank Böhler allerdings nicht mehr. Dass seine Geschäftsaufgabe mit dem Verkauf des Schlachthauses im Gewerbegebiet Brambach in Sulgen zusammenfällt (wir berichteten), sei Zufall. Der Käufer, die Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, habe schon vorher Bescheid gewusst. Und die Kunden? "Die haben alle positiv reagiert. Einige haben sogar gesagt, ›dann sehen wir uns ja bald wieder‹‹‹, erzählt Böhler. Die "Extrawurst", mit der Böhler noch wirbt, wird es also auch weiterhin geben.