Johannes Grimm hatte einen Plan vorgelegt, der mehrere alternative Standorte des Faulturms aufzeigt.. Repro: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Kläranlage: Grimm wurmt Standortentscheidung / Ratsmehrheit folgt allerdings Verwaltungsvorschlag

Der Bau eines neuen Faulturms auf der Kläranlage beim Rappenfelsen kann jetzt vorangetrieben werden. Mit vier Neinstimmen und einer Enthaltung beschloss der Gemeinderat mehrheitlich den von der Tiefbauabteilung favorisierten Standort.

Schramberg (lh). Viel Überzeugungsarbeit musste in der Sitzung des Gemeinderats Tiefbauamtsleiter Klaus Dezember leisten. Das hatte er sich so wohl nicht vorgestellt, nachdem der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) nach einer Vorort-Besichtigung sich einig war, dass ein Neubau im Bereich des Parkplatzes und der Uferböschung der Schiltach die optimale Lösung darstellt (wir berichteten).

Gemeinderat Johannes Grimm (CDU) sagte, ihn störe, dass der neue Faulturm an exponierter Stelle gebaut werden soll. Daran müsse man die nächsten 40 bis 50 Jahre vorbeifahren. Er schlage deshalb einen Standort im Landschaftsschutzgebiet (LSG) vor. Wenn jetzt schon feststehe, dass die Kläranlage alsbald ins LSG erweitert werden müsse, sei das doch ein wesentlich höherer Eingriff in die Natur als ein Faulturm. Davon müsse die Stadt die Naturschutzbehörde doch überzeugen können. Schließlich stehe das LSG auf dem Müll, den der Kreis mal hergefahren habe. Wie bei einem Wohngebiet könne für das LSG doch ein Ausgleich an anderer Stelle geschaffen werden. Er bestehe darauf, nochmals andere Standorte für den Faulturm zu prüfen, so Grimm.

Für Parteikollege Clemens Maurer waren Grimms Argumente berechtigt. Auch ihm falle es schwer, dass der Faulturm nicht im LSG gebaut werden dürfe, aber ein Erweiterungsbecken. Es werde jetzt eine Einzelentscheidung getroffen, ohne eine Gesamtkonzeption zu haben.

Dezember versicherte, es seien alle möglichen Standorte geprüft worden. Aus technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei der Parkplatz die beste Lösung. Werde der Faulturm ins LSG gebaut, wofür man laut einem Schreiben des Landratsamts keine Genehmigung erhalte, müssten eine 20 Kilovolt-Leitung, Telefon, Gas und der Kanal verlegt und eine neue Zufahrtsstraße gebaut werden. Ferner müsste darauf geachtet werden, dass kein Baum auf den Faulturm falle. Dieses Problem sei bei einem Erweiterungsbecken deutlich geringer. Man wisse zwar, dass die Kläranlage erweitert werden müsse. Zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht bekannt, was auf die Stadt durch die geplante Verschärfung der Ableitungsgrenzwerte zukomme.

Grimm konterte, alle Argumente von Dezember überzeugten ihn nicht. Wenn ein Erweiterungsbecken gebaut werde, müssten Leitungen und Straße auch verlegt werden. Er wisse nicht, wie die Stadt den Antrag ans Landratsamt gestellt habe. Aber aus der Form könne man das Ergebnis schon von vornherein erkennen. Er glaube, es sei nicht versucht worden, mit dem Landratsamt eine Gesamtlösung hinzubekommen, unterstellte der Unionspolitiker. Ratskollege Uli Bauknecht (CDU) sagte, die Einwände von Grimm seien berechtigt, die Argumente der Behörde aber auch. Beim Recherchieren im Internet habe er Faultürme entdeckt, die aufgrund einer fantasievollen Außenfassade beim Vorbeifahren kaum auffielen. So etwas stelle er sich auch in Schramberg vor, weshalb er den Beschlussvorschlag für das Design erweitern wolle.

Martin Himmelheber (SPD/Buntspecht) unterstützte Bauknechts Vorschlag, versicherte aber: "Beim Vorbeifahren an der Kläranlage fällt der Blick eher auf den Steinbruch. Die von Grimm angestoßene Gesamtlösung wäre nicht schlecht, aber dafür fehlt uns die Zeit".

Udo Neudeck (Freie Liste) sagte, er freue sich immer, wenn in eine Kläranlage investiert werde. Egal wo der Faulturm gebaut werde, er sehe nie schön aus und sei immer sichtbar. Ute Graf (SPD/Buntspecht) stellte sich auf die Seite der Verwaltung. Diese habe sich viele Gedanken gemacht. Aus ästhetischer Sicht finde sie auch ein Windrad nicht toll. Ralf Rückert (Freie Liste) betonte, mit dem Faulturm beschäftige er sich schon im dritten Durchgang. Auf seinen Vorschlag hin habe sich der AUT auf der Kläranlage getroffen. Da habe er mit Experten des Landratsamts gesprochen, die klar gesagt hätten, dass es im LSG keine Baugenehmigung für den Faulturm gebe, so Rückert. Laut vorliegender Kostenberechnung des Büros Eppler kostet der Neubau des Faulturms 1,8 Millionen Euro.