Postkarte der Burgruine auf dem Schlossberg in Schramberg aus den 1920er-Jahren, die damals noch als "Nippenburg" bezeichnet wurde. Foto: Sammlung Carsten Kohlmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuer Blick auf die Zerstörung des Schlosses auf dem Schramberg / Vortrag und Hauptversammlung des Museums- und Geschichtsvereins

Schramberg. Einen neuen Blick auf die Zerstörung des Schlosses auf dem Schramberg im Jahr 1689 wirft ein Vortrag von Gisela Roming beim Museums- und Geschichtsverein Schramberg.

Auf Einladung des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg wird die Historikerin Gisela Roming am morgigen Freitag über neue Forschungen zur Geschichte der Burg und insbesondere zu ihrer Zerstörung im Jahr 1689 berichten.

Die Referentin ist mit Unterstützung des Kreisarchivs Rottweil bereits seit einigen Jahren in der Erforschung der Geschichte der ehemaligen Herrschaft Schramberg und der mit ihr verbundenen Adelsfamilie der Grafen von Bissingen und Nippenburg aktiv. Aus neu erschlossenen Quellen entsteht dadurch ein immer konkreter werdendes Bild der Zeit in der zweiten Hälfte des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, über die man bisher nur wenig wusste.

Die ersten Ergebnisse ihrer Forschungen hat Gisela Roming unter dem Titel "Für Familie, Stamm und Namen - Die Witwenherrschaft der Frau Obristin von Bissingen, Kunigunde Catharina von Nippenburg (circa 1625 bis 1689)" in der Zeitschrift "D’Kräz" 32 (2012) veröffentlicht. Ein auf ihrem im Jahr 2013 gehaltenen Vortrag "Zu Unrecht verkannt? Ferdinand Carl von Bissingen (1655 bis 1716) und seine Zeit" beruhender Aufsatz wird in der demnächst erscheinenden "D’Kräz" 34 (2014) erscheinen.

In ihrem neuen Vortrag wendet sich die Referentin unter dem Titel "Der Untergang. Das Schloss auf dem Schramberg – Verteidigungsanlage oder adeliger Wohnsitz?" erneut einem bisher wenig beleuchteten Kapitel der örtlichen Burgen- und Adelsgeschichte zu.

Im Sommer 1650 setzte der feierliche Aufzug von Freiherr Johann Friedrich von Bissingen auf Schloss Schramberg die zwei Jahre zuvor erfolgte Herrschaftsübernahme eindrucksvoll in Szene. Mit ihr hatte der Wiederaufbau des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten und verbrannten Schlosses begonnen. Über Baumaßnahmen, Handwerker und Baukosten geben die im Familienarchiv der Freiherren und Grafen von Bissingen und Nippenburg auf Hohenstein erhaltenen Amtsrechnungen minutiös Auskunft. Auf diese Weise erfahren wir viel über den Lebensstandard der freiherrlichen Familie auf Schloss Schramberg sowie über die Nutzung und Einrichtung einzelner Räume.

Über den Alltag auf Schloss Schramberg, wo eine rasch wachsende Kinderzahl die Räume mit Leben füllte, gibt es hingegen kaum schriftliche Zeugnisse. Auch über die Feste auf Schloss Schramberg, über Taufen, Hochzeiten und den Empfang hochgestellter Persönlichkeiten, würden die Forscher gerne mehr erfahren.

Im Januar 1689 kam es zur Katastrophe: die Belagerung und Zerstörung von Schloss Schramberg im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges. Die kampflose Übergabe des Schlosses durch Ferdinand Carl von Bissingen gab schon den Zeitgenossen viele Rätsel auf und ist bis heute eine Herausforderung für die Historiker. Wäre der Schlossberg mit einer gut ausgerüsteten und motivierten Mannschaft zu halten gewesen? Oder waren die Verteidigungsanlagen nicht schon zu Zeiten der Witwenherrschaft von Kunigunde Catharina von Bissingen sträflich vernachlässigt worden, daher inzwischen völlig veraltet und moderneren Waffen nicht mehr gewachsen? War Ferdinand Carl von Bissingen ein fahnenflüchtiger Schlossherr oder ein pragmatischer Diplomat, der die Zeichen der Zeit erkannte und Schlimmeres zu verhüten wusste? Diesen Fragen wird die Referentin in ihrem Vortrag nachgehen, ausgehend von neueren Funden im Südtiroler Landesarchiv in Bozen, die zur Neuinterpretation der bislang zu diesem Themenkreis bekannten Quellen herausfordern. Der Vortrag findet im Rahmen der Mitgliederversammlung des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg am morgigen Freitag, 21. November, um 19 Uhr im Gymnastikraum des VHS-Gebäudes "Schlössle" in Schramberg statt. Zu der Veranstaltung sind alle Geschichtsfreunde eingeladen. Der Eintritt ist frei.