Orgelfachleute und Kuratoriumsmitglieder des Vereins Schramberger Orgelkonzerte ließen sich von Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer (oben, links) die historische Walcker-Orgel erklären, ehe im Gasthof Hirsch neue Konzepte zum Wettbewerb bekannt gegeben wurden (kleines Bild). Fotos: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Fünfter Internationaler Walcker-Orgelwettbewerb wirft bereits seine Schatten voraus / Bekanntheitsgrad soll noch gesteigert werden

Von Antonie Anton

Schramberg. Die Planung steht. Die Weichen sind gestellt für den fünften Internationalen Orgelwettbewerb Schramberg mit dem Titel "Deutsche Orgelromantik an authentischen Instrumenten", vom 1. bis 12. Juni 2016 in den Pfarrkirchen St. Maria mit der frühromantischen Eberhard Friedrich Walcker-Orgel und Hl. Geist und ihrer spätromantische Gebrüder Späth-Orgel.

Zwölf bis 16 junge Studierende der Orgelmusik werden sich in drei Runden dem Wettbewerb um den begehrten Schramberger Eberhard Friedrich Walcker-Preis stellen.

Große Ereignisse benötigen eine Finanzierung, die auf soliden Beinen steht. So lud der Verein Schramberger Orgelkonzerte Geschäftsleute und Firmeninhaber der Raumschaft zu einem Informationsabend in die Pfarrkirche St. Maria und in das Hotel Hirsch ein, um sie wieder als Sponsoren zu gewinnen.

Auf der Orgelempore von St. Maria stellte Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer den Gästen die historisch restaurierte Walcker-Orgel vor, die nach zwei Umbauten zur Pneumatisierung und Klangaufhellung 1992 bis 1995 von der Schweizer Orgelbaufirma Kuhn nach dem ursprünglichen Zustand restauriert wurde. Mit ihren Kegelladen, den 36 Registern, 2300 Pfeifen und fünf großen Bälgen gilt sie heute als die älteste und größte Walcker-Orgel der Welt und somit als Referenzinstrument der deutschen Frühromantik. Von den ursprünglich 277 Walcker-Instrumenten sind nur noch 22 erhalten, allesamt in mehr oder weniger verändertem Zustand.

Hauptinitiator des Bauauftrags an Walcker war, wie Schäfer ausführte, Lehrer J.Baptist Braun, bekannt durch seine Schramberger Fassung des Liedes "Ihr Kinderlein kommet". Beim Rohbau der St. Maria-Kirche habe sich die Frage gestellt, ob neuer Kirchturm oder neue Orgel. Glücklicherweise hätten sich die Verantwortlichen für die Beibehaltung des barocken Zwiebelturms der alten St. Nikolauskirche entschieden, um stattdessen die Walcker-Orgel, den "Rolls Royce" des Orgelbaus, nach Schramberg zu holen, wie es Lars Bornschein in der späteren Präsentation im Hirsch ausdrückte.

Mit seiner neuartigen Technik der Kegelvitrinen, dem Prinzipal als Hauptregister und den großen Holzpfeifen im Mittelfeld habe er seine revolutionäre Vorstellung des "großen und heiligen Klangs" verwirklichen können und so das Tor zur Romantik aufgestoßen.

Neue Ideen zum fünften Wettbewerb

Heute sei man in Schramberg froh und dankbar, "dass wir dieses Instrument haben", dessen Umbau damals 1,6 Millionen DM gekostet habe.

Als Promoter des Orgelwettbewerbs, infiziert von der Begeisterung über das bevorstehende Highlight, fassten Wolfgang Erdmann (Film- und Eventagentur in Mainz) und Lars Bornschein (Agentur A und B) die Intentionen und neuen Ideen zum fünften Orgelwettbewerb in einer Präsentation im Hotel Hirsch zusammen. Erdmann stellte Walcker als einen schwäbischen Unternehmer dar, der aus seinem Betrieb eine Weltfirma gemacht habe und neben Silbermann als Titan unter den Orgelbauern gelte. Durch seine neue Technik habe er epocheprägend gewirkt und als weltberühmter Orgelbauer auch in Frankfurt, St. Petersburg, im Vatikan, in Boston, Hamburg und Ulm Aufträge erhalten.

Auch Lars Bornschein betonte die Alleinstellung der Orgel, die zusätzlich unterstützt werde durch die Kunstwerke von Erich Hauser in der Pfarrkirche St. Maria, womit ein herausragendes Gesamtkunstwerk geschaffen worden sei.

Vier Merkmale zeichneten den Schramberger Orgelwettbewerb aus. Gespielt werden nur Stücke der deutschen Orgelromantik, wobei zwei historisch restaurierte Orgeln aus der Früh- und Spätphase der Romantik zur Verfügung stehen, der Wettbewerb ist international und ein Karriere-Sprungbrett für junge Nachwuchsorganisten.

Für viele von ihnen stelle der Wettbewerb eine Initialzündung dar und der Gewinn des Walcker-Preises habe schon oft über eine Anstellung entschieden. Die hochkarätigen Teilnehmer hätten schon oft die exzeptionellen Orgeln, die Schramberger Gastfreundschaft, die familiäre Atmosphäre und die gute Organisation des Initiators Ferdinand Moosmann gelobt. Auch der Vier-Jahres-Turnus habe sich bewährt.

Lars Bornschein sagte, der E. F. Walcker-Preis sei der einzige für die Deutsche Orgelromantik und besitzt somit eine Alleinstellung. Er ist mit 10 000 Euro dotiert und "spielt in der obersten Liga". Er finde Beachtung in ganz Deutschland.

Warum der Wettbewerb speziell der Deutschen Orgelromantik gewidmet ist, stellte der Vorsitzende der Jury und Förderer des Projekts, Professor Ludger Lohmann aus Stuttgart, heraus: Die Orgelmusik der deutschen Romantik habe jahrzehntelang ein Schattendasein geführt. Der Orgelbau habe sich einseitig am Barock orientiert. Erst seit den 1970er/80er Jahren sei eine Renaissance der deutschen Orgelromantik festzustellen. Der Grund, warum die deutschromantische Literatur in anderen Ländern nicht so gern gespielt werde, sei der große Schwierigkeitsgrad.

Man brauche diesen Wettbewerb auch, um das Repertoire der deutschen Orgelromantik bekannt zu machen, die dadurch einen enormen Push erfahre. Zum Wettbewerb trete die Crème de la Crème junger Organisten an. Eingeladen werden 16 Teilnehmer, von denen schließlich etwa zwölf am Wettbewerb teilnehmen.

Wichtig sei, dass diese viel Zeit hätten, um sich mit den Instrumenten vertraut zu machen. Die Finalisten kristallisierten sich in drei Runden heraus. Die erste Runde werde in St. Maria gespielt, wobei die sechs besten weiterkommen. Die zweite Runde werde in Hl. Geist mit Werken der späteren Romantik bestritten, wobei die drei Finalisten hervortreten. Die dritte Runde sei das Finalistenkonzert in St. Maria mit Werken von Mendelssohn und Liszt.

Hoher Anspruch gilt auch für die Juroren

Hinsichtlich der Jury sei es schwierig, Kollegen zu finden, die diesem hohen Anspruch genügten und die schon Werke der deutschen Romantik gespielt hätten. Beim Wettbewerb 2016 hätten Professor Guy Bovet, Frankreich, Professor Julian Gembalski, Polen, Professor Leo van Doeselaar, Holland und Professor Janette Fishell, USA zugesagt.

Zum Abschluss der Präsentation brachten die Referenten noch neue Ideen zur Verbesserung des Wettbewerbs ins Spiel. Neu ist die stärkere Einbindung der Schramberger Bevölkerung und die stärkere mediale Begleitung und Kommunikation.

"Die Schramberger sollen etwas haben von dem Wettbewerb. Die Stadt soll als das Mekka der Orgelmusik herausgestellt werden". Um eine engere emotionale Bindung zu erreichen, soll zum Jurypreis ein Publikumspreis ausgelobt werden. Neben den Unternehmen, die als Sponsor auftreten und den Wettbewerb bei ihren Mitarbeitern bekannt machen sollen, sollen auch die Schulen durch Besuch der Vorspiele durch Klassen eingebunden werden.

Zur Erhöhung der Medienpräsenz sollen Smartphone-Einblendung, Live-Mitschnitt, Bilder in Facebook eingebunden. Großflächenplakate, Banner, eine flächendeckende Verteilung von Flyern und Programmheften, eine Pressekonferenz und häufige Pressepräsenz sowie Einbindung der regionalen und überregionalen Medien von Presse, Funk und Fernsehen werden eingesetzt, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen.

Das neue Signet "Jungstar der Deutschen Romantik, Orgel-Contest" richtet sich auch an ein jüngeres Publikum und betont das Nachwuchs-Komponente.

Über die Finanzierung sprach der Vorsitzende des Vereins Schramberger Orgelkonzerte, Gebhard Pfaff. Das Budget belaufe sich auf rund 45 000 Euro, das sich auf Preisgelder in Höhe von 10 000 Euro, Juroren-Honorare, Steuer an ausländische Staaten, Kosten für Unterbringung der Bewerber und Juroren verteile. Nach Abzug der bisher zugesagten Sponsorengelder fehlten immer noch erhebliche Mittel, wobei schon viele Firmen ihre Spendenbereitschaft erklärt hätten.

Das Schlusswort sprach Oberbürgermeister Thomas Herzog, der dem gemeinnützigen Verein, der die beiden Orgeln "aus dem Dornröschenschlaf geholt" habe, ein großes Lob für die hervorragende Unterstützung der kulturellen Arbeit in Schramberg spendete.