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Ärztehaus: Spatenstich am Montag / Gespräch mit Hans-Jürgen Kracht

Schramberg - Am Montagnachmittag ist es endlich soweit: Mit dem Spatenstich startet der Bau des Medzentrums in der Talstadt West.

Zwei Jahre und rund drei Monate nach der Vorstellung des Konzepts Ende März 2015 im Gemeinderat durch die Fachanwaltskanzlei Hahne, Fritz, Bechtler und Partner aus Gießen kann der Bau des Medzentrums zwischen Tösstraße und Lauterbacher Straße beginnen.

Vertreter der Medzentrum Schramberg GmbH & Co. KG und der Stadt Schramberg werden am Montagnachmittag den symbolischen Spatenstich auf dem ehemaligen Gelände der Firma Carl Haas zelebrieren. Noch im Juni sollen dann die Baggerarbeiten für die geplante Tiefgarage beginnen. Fertig gestellt werden soll das Medzentrum bis Ende September 2018. Bau und Ausstattung des gut 2800 Quadratmeter großen Ärztehauses werden rund elf Millionen Euro kosten.

Mit dem Spatenstich hat die lange Vorgeschichte des Medzentrums in der Talstadt einen glücklichen Verlauf genommen. Den Weg dafür hatte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in Mannheim mit seinem Beschluss vom 29. März endgültig frei gemacht. Darin hatte der VGH den Antrag einiger Anwohner abgelehnt, die Widerspruch gegen die Baugenehmigung für das Medzentrum eingelegt hatten (wir berichteten).

"Das Medzentrum Schramberg schafft den dringend benötigten Raum für die Zukunft der ambulanten Gesundheitsversorgung in der Großen Kreisstadt. Es entsteht ein Haus, das den Ärzten und sonstigen Akteuren der Gesundheit die Möglichkeit gibt, sich neu zu strukturieren, kooperativ zu organisieren und damit zukunftsfähig aufzustellen. Die Arztdichte kann in absehbarer Zeit nur gehalten werden, wenn es gelingt, neben Niederlassungsangeboten auch attraktive Arbeitsplatzangebote für anstellungswillige Ärzte und insbesondere Ärztinnen in Teilzeit zu schaffen", erklärt zum kommenden Baustart Alexander Bechtler, Fachanwalt für Medizinrecht der Rechtsanwälte-Kanzlei HFBP, die die Bauherrin juristisch begleitet.

Als Bevollmächtigter der klagenden Anwohner hatte Hans-Jürgen Kracht vor dem Verwaltungsgericht in Freiburg Widerspruch gegen die Baugenehmigung für das Medzentrum eingelegt. Wir sprachen mit ihm.

Am nächsten Montag ist der Spatenstich für das Medzentrum. Ist das ein schwarzer Tag für Sie?

Hans-Jürgen Kracht: Natürlich nicht, die betroffenen Anlieger und ich waren nie grundsätzlich gegen das Medzentrum, wir wollten nur einige vernünftige Änderungen. Wenn man ein solches Verfahren anstrebt, kann man sich nicht die tatsächlichen Anliegen aussuchen. Das Verfahren war einzig auf Bauen oder Nichtbauen ausgelegt.

Kam die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes überraschend für Sie oder haben Sie den Optimismus Ihres Anwalts geteilt?

Kracht: Nun, grundsätzlich haben wir im Berufungsverfahren, anders wie von anderer Stelle behauptet, gute Chancen gehabt. "Überraschend" ist eine Kategorie für jemanden, der an solche Geschichten unprofessionell und unrealistisch, ohne Erfahrungen herangeht. Dies war nie meine Einstellung zu diesem Thema. Vor Gericht gibt es immer Prozessrisiken, wie hier auch.

Erleben Sie das Ganze Verfahren als Niederlage oder als normalen Disput über unterschiedliche Sichtweisen, in dem Sie überstimmt wurden?

Kracht: Absolut nicht. Ohne das ganze Verfahren und das erste gewonnene Verfahren hätte es keinen Bebauungsplan gegeben. Wer sich damit näher befasst hat, merkt schnell, dass es enorme Unterschiede zum ursprünglichen Verfahren gibt. So ist zum Beispiel der Hochwasserschutz der betroffenen Tösstraßen-Anlieger erst im Bebauungsplan berücksichtigt worden. Ein Stockwerk wurde komplett gestrichen, Verkehrslärmschutz und Gebäudelärmschutz gestärkt sowie eine verbesserte Parksituation geschaffen.

Schmerzen Sie die Verfahrenskosten oder war es das wert?

Kracht: Ich denke schon, dass es das Wert war. Einzig die naive Haltung einiger Anlieger gibt Anlass zum Frust, für die auch wir, die Prozessteilnehmer, gestritten haben.

Können Sie sich vorstellen, nach der Fertigstellung auch die dortigen Ärzte zu konsultieren?

Kracht: Das ist doch keine Frage der Ärzte, die dort zukünftig praktizieren werden, war es nie. Einzig den Ärzten des nicht unerheblichen Helios-Traktes werde ich wohl nie einen Besuch abstatten.

Sie haben möglicherweise keinen freien Blick mehr über den Platz auf den Sonnenberg. Könnte es aber nicht sein, dass der moderne Bau sich positiv auf die Atmosphäre des Viertels und den Wohnwert der benachbarten Häuser auswirkt?

Kracht: Auch dazu muss ich persönlich sagen: Es ging mir wirklich nie um eine bessere "Aussicht"! Ich denke, dass die Unterlagen für das Verfahren und die Aussagen für sich sprechen. Was die Entwicklung angeht, so wird es die Zukunft zeigen. Wir hoffen das Beste.