Aytül Mühür und Raffaele Verrino Foto: Kiolbassa Foto: Schwarzwälder-Bote

Happy End: Aytül Mühür und Raffaele Verrino heiraten nach 34 Jahren / Eltern hatten Beziehung verboten

Von Lara Kiolbassa

Als Jugendliche lernten sie sich kennen und lieben. Doch ihre Eltern waren mit der Beziehung nicht einverstanden. Fünfzehn Jahre lang waren sie voneinander getrennt. Ihre Liebe hat diese Zeit überdauert.

Schramberg. Aytül Mühür und Raffaele Verrino lernten sich im Jahr 1973 kennen. Damals waren beide fünfzehn Jahre alt. Aytül wuchs in einer türkischen Familie mit muslimischen Glauben auf, der Italiener Raffaele wurde katholisch erzogen. Aufgrund ihres verschiedenen Glaubens trafen sich die beiden heimlich in ihrer Mittagspause. Raffaele machte eine Mechanikerlehre in einem Autohaus, Aytül arbeitete bei der Firma Junghans. Auch die Eltern der beiden waren dort beschäftigt.

Zwei Monate lang ging das gut, bis sich jemand auf der Arbeit verplapperte und die Eltern von der heimlichen Liason erfuhren. "Daraufhin passte mich ein Verwandter von Aytül nach Feierabend ab", so Raffaele, "und verlangte von mir, ihm alle von Aytül verfassten Liebesbriefe und Gedichte und auch ihre Fotos zu geben." So verlor Raffaele alles, was er noch von Aytül besaß.

Doch trotzdem vergaß er seine große Liebe nicht. Aytül bekam zu Hause großen Ärger und ihre Eltern verboten ihr Raffaele weiterhin zu treffen. Von wessen Eltern das Verbot schlussendlich ausging, konnten die beiden damals nicht genau sagen. "Ich war mir aber sicher, Aytüls Verwandten hätten ein Problem damit, dass ich kein Türke sei", erzählt Raffaele.

Drei Jahre später hielt Raffaele nun als volljähriger junger Mann, bei Aytüls Eltern um die Hand ihrer Tochter an. Doch diese sagten ihm, dass Aytül bereits in der Türkei verlobt sei. Zutiefst betrübt kehrte Raffaele nach Hause zurück. Einige Jahre später heiratete er eine andere Frau und bekam eine gemeinsame Tochter mit ihr. Aytül heiratete zwar nicht wie geplant ihren türkischen Verlobten, aber auch sie feierte eine große Hochzeit. Ihre Ehe hielt jedoch nicht sehr lange. Nach sieben Jahren trennte sich auch Raffaele von seiner Frau.

Eines Tages auf dem Weg zur Arbeit sah Raffaele seine Jugendliebe Aytül im Auto vorbei fahren. Aytül wohnte damals bei ihren Eltern auf dem Hardt. Einige Wochen lang beobachtete Raffaele seine einstige große Liebe, bis er seinen Mut zusammen nahm und Aytül ansprach und sie bat, mit ihm auszugehen. Doch Aytül verneinte. "Ich habe damals gesagt, dass ich nicht mit verheirateten Männern ausgehe", erzählt die heute 58-Jährige. Raffaele erzählt ihr von seiner Trennung. Doch Aytül zögert noch immer, sie fürchtet sich vor der Reaktion ihrer Verwandten und lässt Raffaele stehen. Doch dieser kann Aytül nicht aufgeben, nach dem das Schicksal sie wieder zusammen geführt hat und besucht Aytüls Familie, als diese gerade Spätschicht hat. "Ich habe mit ihren Eltern gesprochen und sie meinten, sie hätten kein Problem damit, wenn Aytül mit mir ausgeht", erzählt er. "Ihr Vater war der Meinung, Aytül sei jetzt alt genug, um selbst zu entscheiden, was sie wolle." Als Aytül von der Arbeit nach Hause kam und Raffaele im Wohnzimmer ihrer Eltern sitzen sah, konnte sie ihren Augen kaum trauen. "Ich bin fast ohnmächtig geworden", erinnert sie sich. Später fand Raffaele heraus, dass es seine Mutter gewesen war, die sich damals am meisten gegen die Beziehung der beiden Jugendlichen war.

Die damals 30-Jährigen gingen einige Male zusammen aus und die alten Gefühle loderten wieder auf. "Seit 28 Jahren leben wir jetzt zusammen", erzählt Raffaele. Gemeinsam haben die beiden zwei Kinder: einen 25 Jahre alten Sohn und eine 22-jährige Tochter. Auf seinen Oberarm hat sich Raffaele ein Tattoo mit Aytüls Namen stechen lassen, darunter steht auf Italienisch "Für immer". "Eigentlich bin ich kein großer Fans von Tattoos", so Raffaele. "Doch das ist etwas anderes. Fünfzehn Jahre wurden mir und Aytül gestohlen. Und jetzt möchte ich sie für immer bei mir haben."

Deshalb hat Raffaele seine Aytül jetzt auch nach 34 Jahre geheiratet. "Jetzt sind wir auch auf dem Papier Mann und Frau", sagt Aytül glücklich.