Hauptversammlung: Präsident Hans-Peter Marte redet den Mitgliedern ins Gewissen

Schramberg-Sulgen (lh). Am Ende der Hauptversammlung der Narrenzunft Sulgen legte Präsident Hans-Peter Marte ein Statement zu seiner Zukunft ab, an dem die Mitglieder zu knabbern hatten.

Beruflich bedingt falle es ihm immer schwerer, all seine Ehrenämter unter einen Hut zu bringen. Die Führungsrolle in der Narrenzunft sei nicht nur die arbeitsintensivste, sondern auch die undankbarste Aufgabe. Manchmal vermisse er den notwendigen Respekt. Wertschätzung oder Anerkennung dürfe man im Ehrenamt nicht erwarten.

Nach inzwischen 33 Jahren im Elferrat und zweifellos gesetzten närrischen Meilensteinen wie Narrenbrunnen und Gründung eines Narrenrings könne er sich nur schwer neu motivieren.

Er versuche es trotzdem. Die Frage dürfe jedoch erlaubt sein, ob ein Präsident wirklich überall dabei sein müsse. Wenn er in die Runde blicke, sehe er durchaus Leute, die für höhere Aufgaben reif seien und andere motivieren können. Wenn andererseits nur gejammert und geschimpft und die Zunft schlechter geredet werde als sie sei, helfe das niemand, kritisierte Marte. In den vergangenen drei Jahrzehnten habe sich die Fasnet grundlegend verändert. Sei früher das Narrenkleid des Hansels oder Weißnarren mit Stolz getragen worden, liege heutzutage die "närrische Erfüllung" in immer abstruseren und leicht waschbaren Kostümen, um sich unbeschwert auf der Straße und im Dreck zu wälzen.

Raum für Spekulationen um Martes Amtszeit

Diesen Trend aufzuhalten sei wie der Erhalt der örtlichen Fasnet die wichtigste Aufgabe einer Zunft. Dies sollte mit Freude, Zuversicht und gegenseitiger Unterstützung geschehen. Die Narrenzunft Sulgen könne dies und habe es mit Abstrichen über 75 Jahre bewiesen, bekräftigte der Narrenchef. Wenn auch in seinen Worten etwas Bitterkeit mitschwinge, sei es nicht so, dass er sein Amt hinschmeißen wolle. Aber so langsam sollten sich die Mitglieder Gedanken über einen Führungswechsel machen. Der müsse nicht zwangsläufig in einem Jahr schon kommen, wenn die Wahl des Präsidenten anstehe. "Wenn ich allerdings bei verschiedenen Terminen nicht mehr dabei bin, nehmt das schon mal als Eingewöhnungsphase für das Ende meiner Amtszeit", blickte Marte voraus.