Viel Spaß beim Regieren: Die Ortsvorsteherin übergab dem Zunftmeister den Rathausschlüssel und ging in Urlaub. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathaussturm: Waldmössinger Narren lehnen Idee der Ortsvorsteherin ab / Zunftmeister teilt hart aus

Von Volker Rath

Der nächste Comedi-Krankenhaus-Deal ist geplatzt. Ortsvorsteherin Claudia Schmid wollte die "ElferFlüchtlinge" der Waldmössinger Narrenzunft im Krankenhaus Schramberg einquartieren. Zunftmeister Manuel Häring sagte Danke – aber danke nein.

Schramberg-Waldmössingen. Dabei hatte sich Schmid schon was dabei gedacht. Die Zunftvertreter sähen zwar "so gar nicht syrisch und arrabbisch aus", schon eher "dabbich", foppte die Ortsvorsteherin gestern Abend beim Rathaussturm. Dabei bräuchten sie doch eine Unterkunft. Da sei ihr etwas eingefallen: "’s wär ideal, ich schick dia gleich hinab ins Tal". Wenn man "die" dort platzieren könnt’, "dann hätt die Comedi ein End". Mehr noch: Es wäre nicht nur ein "Hoffnungsschimmer", sondern jeder Elferrat hätte auch "sein eigenes Zimmer".

Aber die Zunft habe abgelehnt, bedauerte Schmid. Es habe bei der Mietzahlung gehakt. Die Zunftspitze wolle "einen anderen Bau, gemütlich, warm, und zwar für lau". Auch ihr "Plan B" sei auf Ablehnung gestoßen: Die Narren hätten auch in die "Szene 64" gehen können, dann wär’s jetzt "ein Waldmössinger Projekt". Es hätte sich sogar die Chance eröffnet, den Elferrat aufzustocken: "Der zwölfte wäre der Jürgen Kaupp, die 13 Karin Eichenlaub".

Auch "Micha Roth" war Thema. Als er abends aus dem Stall in die Küche gekommen sei, habe da schon einer gesessen. Der sei schnell davongerannt, und der Bauer hinterher – vergebens. Erkenntnis: "Denn eine Bauernregel ist: Lauf nie in Socken durch den Mist. So war denn der Millionen-Bauer am Ende wieder a bissle schlauer".

Zuvor hatte Zunftmeister Häring das Wort – und dabei kräftig hingelangt. Schmid blieb ungeschoren, Häring giftete dafür 15 Minuten lang in einem Rundumschlag überwiegend gegen alles außerhalb des Dorfs. Die Zunft brauche einen neuen Namen, aber nicht so was "Altbachenes" wie "Eintracht" beim Musikverein, eher Narrenzunft "Whatsapp" Waldmössingen; kaum vorstellbar, dass es früher Fasnet gegeben habe ohne E-Mail, Handy und Co: Ständig hupe das "Telefo", sogar "uff am Klo". Dabei sei selbst das Internet in 24 Höfe schneller als in Waldmössingen, sagte er mit Blick auf OB Thomas Herzog. Auch der Mobilfunk-Empfang in der "City" sei mau. Auf dem neuen Spielplatz habe mancher Ortschaftsrat mit seinem dicken Hintern beim Probesitzen gleich die Verankerung der Schaukel aus dem Boden gerissen. Steilvorlage war natürlich das geplatzte Hotel, Schramberg hätte wohl "einen Knall" gehabt, auf ein Fünf-Sterne-Tempel zu hoffen, die Stadt sei weder Dubai noch St. Moritz. Lob gab es für den Ortschaftsrat dafür, dass er den Haushaltsplan abgelehnt habe, denn in der Stadt herrsche "eher Idiotie". Waldmössingen wolle Eigenleistung bringen, aber das sei scheinbar schädlich. Den Vereinen werde der Zuschuss gestrichen, aber die "Szene 64" habe "das Geld schon im Sack", bevor der Verein angefangen habe. Die Vereinszuschüsse zu kürzen, sei schon "ein Clou", die Waldmössinger Zunft bekomme keinen Cent mehr, dabei habe sie mehr Narren als Besucher in der "Szene 64" Platz fänden. "Lächerliche 925 Euro Jugendzuschuss" – abgelehnt. Jetzt habe die Zunft den Beitrag von 14 auf 24 Euro erhöhen müssen – ein "Unding". Dafür wolle das Finanzamt Geld. Wer heutzutage nichts tue, dem gehe es besser als dem, der "was schafft". Die Idee zur Fusion von Sulgener und Schramberger Narrenblättle kommentierte er mit Spott: Die Macher klagten anstatt zu arbeiten, seien "ein schreibfaules Volk". Das Waldmössinger Blättle sei mit 80 Seiten "eben voll". Kritik gab es auch an der Presse.

Den leichtfüßigen Schlusspunkt setzte Schmid. Sie übergab den Rathausschlüssel und empfahl den Narren, sparsam mit Heizung, Wasser und Strom zu sein, sonst folge eine Rechnung. Dann war sie weg: "Ich lass im Nachbarort mich blicken, flussabwärts bei den Raichaligen".