Mit der Weise "On my Own" aus "Les Misérables" begeistere Anja Seckinger als Gesangssolistin mit ihrer ausdrucksstarken Stimme beim Herbstkonzert des Musikvereins Sulgen. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikverein Sulgen bietet vielfältige Weisen aus dem Nachbarland / Feierliche Hymnen und sprudelnde Leichtigkeit

Von Antonie Anton

Schramberg-Sulgen. Für das Herbstkonzert hatte sich der Musikverein Sulgen unter seiner frisch verheirateten Leiterin Tanja Pfau (Maier) etwas ganz Besonderes ausgedacht: Das gesamte Programm war "à la française" gestaltet.

Vorsitzende Christine Seckinger begrüßte die Besucher in der bis zum letzten Platz gefüllten Festhalle natürlich mit "Bonsoir" und "Bienvenue". Im Hinblick auf das französische Programm erinnerte OB-Stellvertreter Hans-Jörg Fahrner er an die Vergangenheit der beiden Weltkriege und an die danach erwachsene deutsch-französische Freundschaft als Kernstück des vereinigten Europa und als Garant für Freiheit und Wohlstand.

Zur festlichen Eröffnung spielte die Jugendkapelle, ebenfalls unter der Leitung von Tanja Pfau, unter dem Titel "Fanfare und Flourishes 2" von James Curnow ein Arrangement der als "Eurovisions-Hymne" bekannten Melodie aus dem Te Deum von Charpentier und qualifizierte sich auch bei den gegensätzlichen Tanzstücken "Barcarole & Can Can" als kompetenter Konzertpartner, der mit seiner melodischen Sicherheit und rhythmischen Perfektion begeistern konnte. Vier junge Nachwuchsmusiker bestanden bei diesem und dem nächsten Titel ihren ersten Auftritt mit Bravour. Als charmante Ansager fungierten Marcel Herzog und Sebastian Flaig.

Das Arrangement "Der Glöckner von Notre Dame" (Alan Menken / John Moss) forderte die Jugendlichen mit spannenden Szenen, süßem Liebeszauber der Flöten, gewalttätigen Passagen mit schrillem Blech und peitschendem Schlagzeug und beruhigenden Klängen mit groovigen Klarinetten, Posaunen und Hörnern zu ständigem Wechsel in der Gestaltung heraus, dem sie sich in perfekter Umsetzung der exakten Zeichengebung der Dirigentin durchaus gewachsen zeigten. Die begeistert applaudierenden Zuhörer bekamen mit "Happy" ihre Zugabe.

Mit den zünftigen und schneidigen Takten des Konzertmarsches "Genève" begrüßte das Hauptorchester, fachkundig moderiert von Cathrin Klausmann und Roman Seckinger, das Publikum im zweiten Konzertteil. Ein besonderes Highlight stellten die von der Dirigentin arrangierten Sätze Prélude, Mélodrame und Finale aus der Suite L’Arlésienne von Georges Bizet dar, die den Liebeskonflikt des Helden zwischen zwei Frauen aus Stadt und Land zum Inhalt hatten. Weiche Holzbläser brachten nach der Unisono-Vorstellung des Themas mit ihrem süßen Sound die Liebesgefühle zum Ausdruck.

Herrliche Harmonien krönten die fast sakrale feierliche "Hymne à la Musique" von Serge Lancen. Auf der Leinwand erschienen in wechselnder Folge Aussprüche berühmter Persönlichkeiten zum Lob der Musik. Im Gegensatz dazu nahm das vielseitige Orchester die Zuhörer im Jules Verne-Titel "In 80 Tagen um die Welt" mit Melodien von Otto M. Schwarz mit auf eine abenteuerliche Weltreise von London über Frankreich, Italien, Ägypten , Indien über Japan und den Wilden Westen bis New York und zurück nach London. Bekannte Signale und Nationalhymnen wie der Westminster-Schlag oder die Marseillaise zeigten das jeweilige Land an. Mit dem Shuffle-Sound des Schlagzeugs und Blechs schilderte das Orchester die Fahrt mit der amerikanischen Eisenbahn und mit orientalischen Klängen tauchte es in die ägyptisch-arabische Welt ein. Besonders eindrucksvoll waren die elefantösen Stöße der Posaunen und Tubas. Stets begleiteten markante Bilder auf der Leinwand die musikalische Reise.

Bekannt vom Musical und vom Kinofilm ging die emotionale Melodie "On my Own" aus "Les Misérables" in der wunderschönen lyrischen Interpretation der Solosopranistin Anja Seckinger mit ihrer ausdrucksstarken Stimme dem Publikum sehr zu Herzen und der Applaus war riesig.

Zum Abschluss des kontrastreichen Programms des Hauptorchesters statteten die Musiker mit dem Medley "Paris Montmartre" von T. Mashima dem berühmten Hügel mit seinem besonderen Flair noch einen Besuch ab, wobei flirrende Klarinetten, wirbelnde Rhythmen, leidenschaftliche Tubas einen atmosphärischen Eindruck vermittelten. Musette-Walzer vom Akkordeon (Gastsolist Sebastian Sator), Chansonmelodien wie "Ein Lied aus Paris" spiegelten das bunte Leben des Künstlerviertels rings um dem Place du Tertre wider.

Zwei Zugaben musste das beliebte Blasorchester dem Publikum gewähren, ehe nach dem Dankwort der Vorsitzenden das "Au revoir" akzeptiert wurde.