Die Alpträume eines Oberbürgermeisters ... Fotos: Celina Leclere Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesellenball: Schule pur – und nicht nur Satire / Vegetarier? – Nur zu blöd ist zum Jagen

Von Hans Werner

Mit einem Super-Programm, in dem es nur so krachte, funkte und sprühte von Wortwitz und lustigen Einfällen, bot die Schramberger Kolpingsfamilie ein paar Stunden unbeschwerter und unvergesslicher Unterhaltung.

Schramberg. Viele Freunde närrischen Frohsinns waren der Einladung zum traditionellen Gesellenball im Bärensaal gefolgt, und schon beim Hanselsprung schlug die Stimmung hohe Wellen.

"Kolping macht Schule – Fasnet mit Paukern und Trompetern" stand als Motto über dem Programm, ausgelöst durch die Campus-Diskussion der letzten Monate. Man war zurückgekehrt in die Schulzeit, und als Faktotum mit Besen und Eimer führte Hausmeister Thomas Neff durchs Programm. Mit Gesang und gekonntem Spiel auf der Gitarre beleuchtete er die Befindlichkeit so mancher Schüler. Aber auch die erste Nummer mit Wolfgang Schinle als kommentierender Sprecher entpuppte sich als ein Psychogramm des schlaflosen OB (Moritz Ragg), der nicht nur Träume, sondern Alpträume erlebte. Im Vordergrund der Bühne stand sein Ehebett, quälende Erinnerungen an Stadtratssitzungen, an Haushalt, Krankenhaus und Standort-Diskussionen, vertrieben ihm den Schlaf. Dann erlebte er sich selbst bei der Eröffnungsrede zum neuen Schul-Campus auf dem Schweizergelände und pries die Vorzüge dieses Standorts gegenüber den Nachbargemeinden.

"Pause im Lehrerzimmer" hieß die folgende Nummer, bei der man mehrere Kollegen in einer Mischung von Ermüdung, quälender Lustlosigkeit und aufkommender Ferienfreude erleben konnte. Tanzend hoben sie die Insignien ihrer Macht, Dreieck, Bibel, Rotstift, in die Höhe, junge Damen wirbelten in rot karierten Röcken und weißen Strümpfen durch ihre Reihen und belebten das Bild. Von Barbara Neff und Barbara Hartmann stammte die gelungene Choreografie.

Dann stand eine "Deutsch-Stunde" auf dem Programm. Dietmar Gebert als Hochstuhl-Lehrer – für seinen Hochstuhl brauchte er eine Leiter – und Sabine Hübner-Gebert als Referendarin beleuchteten den Zustand der deutschen Sprache und zündeten dabei eine Lachsalve um die andere. "Dumme darf man nicht mehr sagen, es sind Menschen mit überschaubarem Intellekt." Auch das Wort "Grüne" sei diskriminierend, es sind "biologisch abbaubare Dummschwätzer ". "Wir müssen unsere Sprache auf den Prüfstand stellen" – diese Forderung wurde zum eigentlichen Programm. Durch Reflexion über Sinn und Unsinn alltäglicher Formulierungen entstanden so Witz, Heiterkeit und Humor. "Ehebetten" sind keine "Beziehungskisten", "Handschellen" keine "Abführmittel", und "nicht jeder, der zur Toilette geht", ist "geschäftlich unterwegs". Aber auch allgemeine Witze würzten diesen Vortrag. Das Wort "Vegetarier" komme aus dem Indianischen und bedeute "der, der zu blöd ist zum Jagen". Sogar Satzzeichen können die Aussage eines Satzes total verändern: "Was willst du schon wieder?" ist nicht gleichbedeutend mit "Was, willst du schon wieder?" Die Grammatikfrage des Hausmeisters nach der Tempusbezeichnung für den Satz: "Du hättest nicht geboren werden sollen" findet die überraschende Antwort: "Präservativ defekt", was ähnlich klingt wie "Plusquamperfekt". Diese Beispiele können schlagartig aufzeigen, worin die eigentliche unverwechselbare Qualität dieses Fasnetsprogramms bestand, nämlich im sprühenden Wortwitz und im anspruchsvollen Spiel mit der Sprache.

Danach stand eine "Musikstunde mit Dr. Albert Palm" auf dem Programm. Die Gregorianikschola erfreute mit einer gelungenen Parodie zur "Forelle" von Franz Schubert. Joe Rohrer sang die Melodie, während die anderen die Klavierbegleitung in rhythmischem Gesang imitierten. Nach einer "Chorprobe" mit dem Publikum folgte der revueartige Song "All we need is Fasnet", eine sprachliche Mixtur aus Englisch und Fasnets-Vokabular.

Der Auftritt der "Sport-Tanz-AG" zeigte diese Mädchentruppe zunächst beim Bodenturnen auf Matten, wobei die Leiterin immer wieder die Beinstellung ihrer Eleven korrigierte, dann folgte, nun in geändertem Outfit, ein richtiges Ballett, an denen sich die Augen aller weideten.

Unter dem Motto "Schulabschluss – zwei Lehrer packen ein" präsentierten Franziska Glatthaar und Andreas Gebert ihre Probleme im pädagogischen Alltag, wobei jeder, der heutzutage mit Schule zu tun hat, sofort spürte, dass nichts, aber auch gar nichts, satirisch überzeichnet oder übertrieben war. Besondere Problemfelder wurden dabei angesprochen, "Schullandheim", "Lehrerkonferenz", "Notendiskussion", "pädagogischer Tag", "Elternsprechtag", "Handy-Wahn" "Geruchsbelästigungen im Sportsack".

Durch viele Gesangsnummern wurde diese lange Büttenrede musikalisch aufgelockert, Gebhard Pfaff begleitete am Flügel, die beiden Darsteller begeisterten das Publikum mit ihrer überdurchschnittlichen stimmlichen Begabung. Vor dem Finale erfolgte noch der gelungene Auftritt der "HUS"-Wiesenhof-Hühner. Auf vier Strohballen standen acht als Hühner verkleidete junge Herren, männliche Kolpingjugend, die Arme in weiten Hemden auf dem Rücken verschränkt und gackerten um die Wette. Es war zum Schießen, wie sie sich zum Eierlegen nach vorne beugten und drückten. Ein Riesen-Ei kam zum Vorschein. Dann führten sie zu Mozarts "Kleiner Nachtmusik" einen Tanz auf, dessen lustige Bewegungen dem Betrachter die Tränen in die Augen trieben.

Die Kostüme stammten von Monika Gebert und Andreas Krause, die Choreografie hatten Stephanie Krause und Isabelle Krause ersonnen. Die Gesamtleitung des Abends lag in den Händen von Wolfgang Schinle, Thomas Neff als Hausmeister sprach die verbindenden Überleitungstexte, zum Tanze spielte die Kapelle "Schwarzwald-Buam" auf.