Die stärkste und schwerste Tender-Güterzuglokomotive ihrer Zeit in verschiedenen Modellen im Schramberger Eisenbahnmuseum. Foto: Museum Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwere königlich-bayrische Güterzug-Tenderlokomotive in mehreren Variationen in H.A.U. in Schramberg

Schramberg. Die Gt 2 × 4/4 der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen war eine schwere Güterzug-Tenderlokomotive der Bauart Mallet-Schiebelokomotiven. In mehreren Modellen ist die so genannte "nackte königlich-bayrische Diva auf Rädern" jetzt auch im Eisenbahnmuseum in der H.A.U. zu bewundern.

Eine Tenderlokomotive ist eine Bauart der Dampflokomotiven, bei der die Wasser- und Brennstoffvorräte in Behältern auf der Lokomotive selbst mitgeführt werden. Tenderlokomotiven wurden bevorzugt auf kurzen Strecken eingesetzt, um nicht unnötig Energie für den Transport der Vorräte zu verbrauchen.

Ein weiterer Vorteil der meisten Tenderlokomotiven war, dass sie in beide Richtungen etwa gleich gute Laufeigenschaften hatten und deshalb an den Endpunkten der Strecke nicht gedreht werden mussten.

Um dem kräftigen Verkehrsaufschwung gegen Ende des 19. Jahrhunderts gerecht zu werden, war die stetige Optimierung von Nutzlast, Zugfrequenz und Reisegeschwindigkeit notwendig. Auch galt es schon damals die Nadelöhre des Verkehrsflusses in den Griff zu bekommen. Vor allem die drei Steilrampen im nordbayerischen Mittelgebirge sowie die Spessartrampe erwiesen sich als echte Problemzonen.

An diesen immensen Steigungen waren Vorspann- und Schubdienste von bis zu vier Loks gang und gäbe. So brauchte um das Jahr 1900 ein Güterzug für die nur 13 Kilometer lange Bergfahrt von Preobstzella nach Steinbach eine Stunde und vier Minuten. Viel zu lang für ungeduldige Reisende. Zudem verschärfte die damals noch übliche zwei und Dreiteilung von Güterzügen die zeitlichen Probleme. Ärgerliche Zugverspätungen waren an der Tagesordnung.

Für die Bahngesellschaften galt es, die Steilrampen in deutlich kürzerer Zeit zu bewältigen, um profitabel arbeiten zu können. Hierfür fehlte es aber an allen Ecken und Enden an geeigneten starken Rampenlokomotiven für diesen Steilstreckendienst. Der Direktor der Maffeiwerke, Anton Hammel, wurde von der Bayerischen Staatsbahn in die Problematik involviert und entwickelte bedarfsgerecht die Mallet-Lokomotive Gt 2 x 4/4.

Sie galt damals als die schwerste und stärkste Tenderlokomotive in Europa. Die Mallet-Bauweise lieferte dazu noch eine gute Traktion und Kurvengängigkeit in den engen Bergstreckenkehren. Die Kraft dieser neuen Lok verkürzte die Fahrzeit am Berg sensationell um mehr als die Hälfte der bisherigen Zeit und sie war in der Lage, alle Züge mit nur einer Schiebelok über die steilen Rampen zu befördern.

Die Königlich Bayerischen Staatsbahnen machten damit einen riesigen Zeitsprung. Zwischen 1913 und 1914 wurde von der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahn die erste Serie von 15 Fahrzeugen angeschafft und gleich in den Dienst gestellt.

Die "bayrischen Zigarren" erregten viel Aufsehen und waren auf den damals häufig abgehaltenen Eisenbahnschauen die Stars. Oft mit blauem oder ockergelbem Anstrich und einem Kronenkamin ausgerüstet, zogen sie die Besucher regelrecht in ihren Bann.

Die Baureihe Nr. 5766 (96 016) wurde sogar als erste Lok der zweiten Serie mit Bändern aus Messing an dem Kronenkamin und Kessel und Messingverzierungen an den vorderen Zylindern regelrecht aufgehübscht und verfehlte somit ihre Wirkung nicht.

Das Ärgernis, dass die Bayern die Nase vorn hatten, spornte die Preußen an. Sie bauten 1922 die T 20 (BR95) – eine echte Konkurrenz. Doch die Bayern setzten erneut dagegen und entwickelten 1923 eine zweite Serie mit noch besseren Werten. Die Giganten auf Schienen wurden später mit der Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft in verschiedenem Maße modifiziert und als Baureihe 96 eingeordnet. Nach 1945 verblieben je neun Maschinen beider Serien im Bereich der Deutschen Bundesbahn.

Sie waren in München und Nürnberg stationiert und wurden nach 1948 ausgemustert, keine davon blieb erhalten. Im Eisenbahnmuseum Schwarzwald in Schramberg stehen gleich sieben maßstabsgetreue Modelle in verschiedenen Ausführungen.

Weitere Informationen: www.eisenbahnmuseum-schwarzwald.de, telefonisch auch unter 07422/2 93 00.