In dem mit einer Stahltür verschlossenen Stollen auf dem Junghansgelände (links) überwintern bis zu 2000 Fledermäuse. Rechts: Manche der Wege sind so schmal, dass ein Gegenverkehr nicht sinnvoll ist. Fotos: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Bebauungsplan-Vorentwurf beraten / Beim Abriss der Kantine benötigen 40 Fledermäuse neuen Standort

Von Stephan Wegner

Schramberg. Gleich zwei Bebauungspläne wird es im Bereich der Talstadt West geben. Einer davon, West I, umfasst das Junghansareal. Dieser war Thema im Ausschuss für Umwelt und Technik der Stadt.

Das Regierungspräsidium Freiburg, so der städtische Planer Jan Thomas, fordere "eine verbindliche städtebauliche Planung", deswegen werde das Entwicklungskonzept des Areals jetzt fortgeschrieben. Ziele sind eine städtebauliche Neuordnung und "Revitalisierung des ehemaligen Junghansareals mit seiner Wohn-Umgebung", die Neugestaltung der inneren Erschließung des Geländes durch öffentliche Verkehrsflächen im ehemaligen Firmengelände, die Entwicklung zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort und Quartier für junge Familien, die Ansiedlung zukunftsfähiger Gewerbe- und Freizeiteinrichtungen sowie die Sicherung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse.

Es sei "schon einiges geschehen in die richtige Richtung" sagte Stadtplaner Stefan Läufer von der Stadtplanung fsp in Freiburg. Es habe Grunderwerb gegeben und Abbrüche seien getätigt worden. Dadurch habe sich die bisherige hohe Dichte an Bauten aufgelockert, dass es Handlungsspielräume für den Stadtumbau gebe. So soll beispielsweise auch der Lauterbach offen gelegt und renaturiertet werden. Das Büro Fichtner Water Transportation habe sich zudem mit der inneren Planung befasst. So sieht das Entwicklungskonzept vor, eine öffentliche Erschließung in das bisherige Firmengelände zu holen. Dabei werde zwar auf unnötige Achsen verzichtet. Allerdings seien aufgrund enger Trassen Straßenbereiche vorgegeben, so dass im südlichen Bereich kein Zweirichtungsverkehr möglich werde. Dafür werde es am westlichen Ende einen Kreisverkehr geben, der als Wendemöglichkeit dienen soll. Im nördlichen Bereich soll es weitere Abbrüche geben, bei Neubauten sollen bei Flach- und geneigten Dächern bis 15 Prozent Begrünungen vorgeschrieben werden. Dies biete auch für den Blick vom Schlossberg aus Vorteile, so Läufer auf Nachfrage von Jürgen Kaupp (CDU).

Noch untersucht werden muss auch das Thema Hochwasser, damit nicht "das ganze renaturierte Gebiet in die Talstadt gespült wird", wie Johannes Grimm (CDU) anmerkte. Keine Einschränkung bei Vergnügungsstätten wie Kinos oder Veranstaltungsräumen sieht Grimm zudem als wesentlich an – frivole Veranstaltungsorte seien jedoch nicht erwünscht, ergänzte er.

Hinsichtlich der artenschutzrechtlichen Prüfung, die Tom Wallenborn von Factorgrün vorstellte, wurde deutlich, dass es mit rund 2000 Zwergfledermäusen, die das Stollensystem von Junghans als Winterquartier nutzen, ein Vorkommen gebe, "das landesweit von Bedeutung" sei.

Die Zwergfledermaus gilt übrigens in Baden-Württemberg als gefährdet.Von daher sei auch klar, dass der Eingang zu dem Stollen am Rand des Schlossbergs nicht bebaut werden könne und frei gehalten werden müsse. Den Bereich bezeichnete er als "Jagdrevier für Fledermäuse und Vögel. Im August war eine sehr hohe Schwärmaktivität der Fledermäuse in den Stollen beobachtet worden. Entdeckt wurden in verschiedenen Bereichen aber zahlreiche weitere Fledermausarten, von der stark gefährdeten Fransenfledermaus über das Maus- ohr, den Abendsegler, die Rauhaut-, Wasser-, Bart-, Breitflügel- und Zweifarbfledermaus bis hin zum Braunen Langohr.

Als Ersatzmaßnahme für den geplanten Abriss der bisherigen Kantine (Gebäude 92, Catering-Service), dort wurden über 40 Zwergfledermäuse in der Blechverwahrung unterm Dach nachgewiesen und am Lagergebäude in der Tösstraße (zehn Tiere), wird neben der erforderlichen Schaffung von Ersatzquartieren unter anderem eine Verbesserung der Zugänglichkeit in die Bergkeller und Spaltenhangplätze in den Kellern vorgeschlagen.