Besondere Bücher der Stadt Schramberg: Das Fürbittbuch der katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius

Von Nina Lipp

Schramberg. Das Fürbittbuch der katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius in der Marienkapelle in Sulgen ist ein besonderes Buch. Es gibt Einblick in das, was die gläubigen Besucher bedrückt, wie sie sich an Gott wenden und ihre Wünsche und Hoffnungen artikulieren.

Krankheit, Einsamkeit, der Verlust Nahestehender oder der des Arbeitsplatzes, eine bevorstehende Geburt, Operation oder Prüfung – viele Menschen schöpfen aus ihrem Glauben Kraft und wenden sich mit ihren Sorgen und Kummer an den "lieben Heiland", den "lieben Gott", den "lieben Vater im Himmel", die "Heilige Mutter Gottes, "Herr", oder auch an "Liebe Maria".

So steht es zumindest in dem Fürbittbuch, das die katholische Kirchengemeinde den Gläubigen zur Verfügung stellt: links vor dem Altar steht ein einfacher Tisch, darüber der Hinweis: "Ihre Sorgen, unser Gebet". Pfarrer Eberhard Eisele verwaltet die Bücher, in denen sich die Gläubigen in Form von Bitten, seltener: Klagen, an Gott wenden. Oft wird Dank geäußert, Unterstützung in Form von Engeln gewünscht: "Jesus hilf mir, diese Krise zu überwinden. Dass ich wieder lachen und fröhlich sein kann.(...) Schicke mir einen Engel, der mir eine Perspektive gibt und mir hilft, das Richtige zu tun", heißt es in einer von "A.R.". unterschriebenen Fürbitte. In einem anderen Eintrag heißt es: "Liebe Mutter Gottes, Danke für deine Hilfe in größter Not. Die Engel haben mir geholfen (...) Meine Depressionen sind geheilt."

Schon Martin Luther hat die Fürbitte, diese besondere Form in der Kommunikation zwischen Gläubiger und Gott, so umschrieben: "Fürbitten heißt, jemandem einen Engel senden."

Es wird deutlich: Fürbitten setzten Gottvertrauen voraus. So heißt es in einem Eintrag "Danke, ich vertraue auf dich. Amen", oder "danke, dass du immer mit uns durchs Leben gehst", "in der Not habe ich Vertrauen zu dir".

Angelika schreibt "Die Engel beschützen mich bis in alle Ewigkeit", ein Anderer schreibt "Danke, danke für alles", "Danke Mutter Gottes für deine Hilfe in schwerster Not", "Danke, liebe Gottesmutter für den besten Mann der Welt.", "danke, für alles, was du für mich und meinen Mann getan hast." Nicht alle Einträge sind hoffnungsvoll. In einem Eintrag heißt es anklagend: "Warum lässt du zu, dass ich unverschuldet arbeitslos werde?", "Gabriele" stellt ratlos fest: "Lieber Gott, ich weiß nicht mehr weiter." Ein Eintragender hat die feierliche Atmosphäre in der Kapelle für einen besonderen Anlass genutzt. Er schreibt: "Liebe Mutter Gottes, vor einem Jahr habe ich hier in deiner Kirche auf den Knien meiner Geliebten einen Heiratsantrag gemacht."

Fürbittbücher haben eine lange Tradition, die aus dem Klosterleben stammt. Im Jakobusbrief heißt es: "Viel vermag das inständige Gebet des Gerechten". Daher wurden Fürbitten häufig an Menschen herangetragen, die Gott näher zu sein schienen als man selbst.

So berichteten Menschen Ordensleuten ihre Anliegen, damit diese sie in ihr Gebet einschlossen. Deshalb wurden in Klöstern und Kirchen Fürbittbücher ausgelegt oder Briefkästen für Gebetsanliegen angebracht.