"Ziemlich beste Freunde" eher film- als bühnenreif

Schramberg (olo). "Ziemlich beste Freunde" die erfolgreichste Komödie Frankreich im Jahr 2011 von Olivier Nakache und Eric Tolédano war auch in Deutschland ein großer Hit – allerdings als Film.

Aber ob sich so ein Stoff auch als Theaterkomödie eignet, bleibt dahingestellt. Das Tourneetheater Thespiskarren gastierte mit der Bühnenfassung von Gunnar Dreßler beim Theaterring Schramberg.

In den Hauptrollen war Timothy Peach, derzeit in Serien wie "Sturm der Liebe" zu sehen, als der reiche Philippe, nach einem Paragliding-Unfall querschnittsgelähmt, und Felix Frenken als der schrille Intensivpfleger Driss, gerade aus dem Knast entlassen, auf der Suche nach irgendwelchen Möglichkeiten Geld zu bekommen.

In dieser Geschichte, auf einer wahren Begebenheit beruht, prallen zwei Welten hart aufeinander. Philippe hat so viel Geld, dass er sich alles leisten könnte, wäre er nicht an den Rollstuhl gefesselt. Der ruppig-freche Driss hat vor nichts Respekt, auch nicht vor den offensichtlichen Beschwerden seines Arbeitgebers. Aber gerade das ist das Geheimnis dieser ungewöhnlichen Freundschaft, jeder nimmt den anderen so an, wie er ist, macht sich über ihn lustig, provoziert ihn und zeigt dabei doch immer wieder ehrliche Gefühle für den anderen und nicht nur mehr oder weniger ehrliches Mitleid, wie alle anderen.

Insofern ist diese Geschichte wirklich als derbe Komödie zu verstehen, komische fast artistische Szenen in einem vollmotorisierten Rollstuhl auf der Bühne, ein wilder Tanz des Pflegers mit dem bewegungslosen Philippe, derbe Wortwitze mit Driss’ "schwarzem Humor", dem Jungen, der in Afrika geboren wurde, Anzüglichkeiten gegenüber Magalie (Sara Spennemann), der Hausdame von Philippe, die aber pfiffig gekontert werden.

Dies alles führt dazu, dass manch einer im Publikum lachen konnte, manchem jedoch blieb bei der Darbietung aber auch ein wenig das Lachen im Halse stecken. Darf man, kann man über behinderte Menschen lachen, dürfen nur sie selbst Witze über ihre Behinderung machen? Tut es manchem auch gut, trotz Behinderung wie ein normaler Mensch behandelt zu werden?

Es ist und bleibt eine heikle Gratwanderung, wie viel Ironie ein solches Thema verträgt, denn über einen anderen Menschen lachen, heißt, dass man sich selbst irgendwie überlegen fühlt.

Die Inszenierung von Gerhard Hess hat diese schwierige Aufgabe aufgegriffen und in Szene gesetzt.

Aber an mancher Stelle ist die Schraube überdreht, das eigentliche Anliegen dieser im Grunde sehr tiefen zwischenmenschlichen Beziehungsgeschichte lautstark zugeknallt worden.

Insofern ist die Anfangs-Frage berechtigt, ob der so erfolgreiche Film mit seinen realistischen Mitteln nicht dieses Thema einfühlsamer vermitteln konnte, als diese bisweilen derb und grob wirkende Theaterinszenierung.