Theaterring: Romantische Komödie bringt Frühling in Bärensaal

Es muss ja nicht immer die große Dramatik sein, die den Umbruch in einem Leben übermittelt. Auch eine romantische Komödie kann durchaus auf charmant lockere Weise den entscheidenden Wandel im Leben eines oder mehrerer Menschen aufzeigen.

Schramberg (olo). Aus dem Roman "Verzauberter April" von Elizabeth von Arnim (1866-1941) schuf Matthew Barber eine Komödie, die Stefan Zimmermann vom a.gon Theater München zu einer bezaubernden Inszenierung inspirierte. Verzauberung auch im Theaterpublikum des Theaterrings im Bärensaal.

Ausgangssituation vor einem depressiven grauen Bühnenbild (Florian Leitl): Ein verregneter Februartag im Nachkriegs-England 1922 – ein Damenclub, der einzige Luxus für Frauen in der konservativen englischen Gesellschaft – eine kleine Annonce in der Times "An jene, die Glyzinien und Sonnenschein zu schätzen wissen. Kleines mittelalterliches Castillo an der italienischen Mittelmeerküste für den Monat April möbliert zu vermieten. Notwendiges Personal vorhanden". Die Wirkung dieser Ansammlung von Reizwörtern romantischer Träumerei ist enorm.

Anwaltsgattin Lotty Wilton (Diana Gantner) ist ganz erfüllt von der Idee, einmal aus ihrem Ehealltag auszubrechen, Sonne, Freiheit und Leben im Süden zu genießen. Sie schafft es sogar, die bigotte Schriftstellergattin Rose Arnott (Stefanie Stroebele) aus ihrem frustrierten Alltag herauszulösen.

Eine mondäne junge Adelige Lady Caroline Bramble (Katharina Haindl), sehr jung zur Kriegerwitwe geworden, schließt sich der Gruppe durch Zufall an, ebenso Mrs. Graves (Christiane Hammacher) , eine ältere stolze Dame aus gutem Hause, deren Lebensinhalt die staubigen Erinnerungen an berühmte Künstler sind, die bei ihnen verkehrten.

Dieses ungleiche Quartett, jede mit einem anderen (Alp-)Traum von Lebenserfüllung, trifft in dem "Glyzinienparadies" am Mittelmeer ein, wo die sehr bodenständige italienische Haushälterin Constanza, Name ist hier Programm (Jutta Neuhäuser) sie bewirtet und betreut.

In dieser Situation entwickelt sich eine Verwandlung der vier Damen, die das Leben auf unterschiedlichste Art neu entdecken und ganz ohne Männer! Dargeboten in klassischer Manier der italienischen commedia dell’arte konnten die Schauspielerinnen aus dem Vollen schöpfen, ihre Rollencharaktere ausspielen und für sehr viel Situationskomik sorgen in harmlos südlicher Atmosphäre.

Doch dann kommen wieder die Männer ins Spiel Anthony Wilding, der Vermieter, (Johannes Pfeifer), Frederic Arnott, der untreue Ehemann und herrische Schriftsteller (Titus Horst) und schließlich der konservative Anwalt Mellersh Wilton (Michel Guillaume). Sie werden wieder in das Leben der Frauen einbezogen, aber anders als zuvor, und lassen sich dabei auch selbst durch den Zauber des Ortes verwandeln.

Letzterer machte – allerdings mehr oder weniger freiwillig – die Verwandlung durch Entledigung der gesamten alten Hüllen auf der Bühne sichtbar (elegant gelöst, Herr Kommissar!). Ein Ziel haben Elizabeth von Arnims Roman und die bezaubernd inszenierte Komödie erreicht: auf unterhaltsame Weise wurde ein positives Lebensgefühl vermittelt, und damit deutlich gemacht, dass es sich lohnt, nach seinem wahren Ich zu suchen und eine neue Lebensperspektive zu finden.