Das Schramberger Revier hat zu kämpfen. Zu wenig Polizisten stehen zur Verfügung. Foto: Alt

Streifendienst ist regelmäßig am Limit. Schramberger Kollegen fühlen sich alleingelassen.

Schramberg - Die Polizei in Schramberg kämpft mit Personalproblemen. Das Präsidium in Tuttlingen verweist auf die Revierleiter, die für die Personal- und Einsatzplanung zuständig sind.

Es ist kein halbes Jahr her, da mahnte der ehemalige Revierleiter Erich Moosmann bei seiner Verabschiedung die ständige Personalknappheit des Schramberger Polizeireviers an. Ein Dauerthema mit dem sich nun sein Nachfolger Jürgen Lederer rumschlagen muss. Allerdings hat sich der Personalmangel nach Informationen unserer Zeitung derart zugespitzt, dass die sogenannte Mindeststärke im Streifendienst regelmäßig unterschritten werde. Die Personallücken müssten mit Polizisten anderer Schichten geschlossen werden. Das Schramberger Revier ist am Limit. Dazu kommt noch: Die Schramberger Kollegen fühlten sich alleingelassen. Von Desinteresse seitens des Tuttlinger Führungsstabs wird gesprochen. Deutlich sei dies auch beim Neujahrsempfang der Stadt geworden, an dem sich "keiner aus Tuttlingen" habe blicken lassen.

In Tuttlingen sieht man die Sache anders. Dieter Popp, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums, verneint auf Nachfrage unserer Zeitung zwar nicht, dass es beim Streifenpersonal klemmt, von einer regelmäßigen Unterschreitung der Mindeststärke könne aber keine Rede sein. Er erklärt: "Jede Polizeibeamtin, jeder Polizeibeamte im Wechseldienst muss zusätzlich zu den Schichtumläufen sogenannte Ergänzungsdienste erbringen, um auf die vorgesehene Gesamtstundenzahl am Jahresende zu kommen. Diese Ergänzungsdienste werden auch dafür genutzt, um Vakanzen auf anderen Dienstgruppen zu füllen."

Doch wie groß sind die Vakanzen? Zahlen nennt Dieter Popp nicht – aus "einsatztaktischen Gründen". Er dürfe weder etwas dazu sagen, wie das Schramberger Revier personell bestückt sein müsste, um einen reibungslosen Schichtdienst zu gewährleisten, noch wie viel Polizisten tatsächlich ihren Dienst auf der Straße tun. Er betont aber: "Das Polizeirevier Schramberg erhält im Bedarfsfall Unterstützung durch die Einsatzkräfte umliegender Polizeireviere, die rund um die Uhr durch das Führungs- und Lagezentrum des Präsidiums koordiniert und, sofern erforderlich, im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Schramberg gezielt eingesetzt werden." Auf die Frage, wie das Personalproblem in Schramberg entschärft werden könne, antwortet Popp, dass es der Leitung des Reviers obliege, das vorhandene Personal so einzusetzen, dass die Wahrnehmung der polizeilichen Aufgaben im Streifen und Bezirksdienst (Tagesdienst) sichergestellt werden kann. "Die Leitung", das ist bis zur Rückkehr des seit Längerem erkrankten Revierführers Jürgen Lederer dessen Stellvertreter Ulrich Fischer.

Heute besucht der neue Polizeipräsident Gerhard Regele das Schramberger Revier und außerdem OB Thomas Herzog. Der Besuch sei nicht Folge des versäumten Neujahrsempfangs, an dem Regele wegen terminlicher Überschneidungen nicht habe teilnehmen können, sondern ohnehin vorgesehen gewesen. Und mit den Kollegen könne dann über die Lage vor Ort gesprochen werden, meint Popp. Jedenfalls genieße das Revier "die selbe Wertschätzung wie die übrigen Reviere des Polizeipräsidiums".

Die Vorgabe der Mindeststärke stammt aus der Zeit, als das Revier Schramberg noch zur Polizeidirektion Rottweil gehörte. Damals galt die Vorgabe, dass an Wochenenden mindestens zwei Streifen und ein wachhabender Beamter ihren Streifendienst verrichten, um die polizeilichen Aufgaben wahrnehmen zu können. Mit der Polizeireform änderte sich das. Das Präsidium macht keine Vorgaben und überlässt die Personalplanung den Revierleitern, die je nach Einsatzlage handeln. Eines ist geblieben: Ein Polizist darf aus Gründen der Eigensicherung nicht allein auf Streife fahren.