Nach 50 Jahren Bienenzucht bleibt Siegfried Kern wenigstens noch die Aufgabe, im Lehrbienenstand Schulklassen die Welt der Bienen zu zeigen und zu erklären. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Experte Siegfried Kern heute 80 / Seit 50 Jahren der Imkerei verbunden

Schramberg-Sulgen. Mehr als sein halbes Leben hat der Sulgener Siegfried Kern mit der Bienenzucht verbracht. Wenn er am morgigen Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert, summen in der Blumenwiese im Garten hinterm Haus allerdings nur noch Bienen von Kollegen.

Rückenprobleme und Kniebeschwerden ließen dem leidenschaftlichen Imker keine andere Wahl, er musste seine letzten paar Völker schweren Herzens hergeben. Ironie des Schicksals: Inspiriert von seinem Vater und seinem Chef, die Bienen züchteten, hat der pensionierte Grundschullehrer vor genau 50 Jahren mit drei Schwärmen begonnen. Zu Hochzeiten bewirtschaftete er bis zu 40 Völker.

Wie sich Kern erinnert, praktizierten 1967 die meisten Imker noch mit Hinterbehandlungsbeuten. Das Magazinimkern, das heute Standard ist, stand damals noch in den Kinderschuhen. Trotzdem entschloss er sich für diese Betriebsweise und wählte die Beutengröße Deutsch Normal. Da in den Folgejahren die Zanderbeute ihren Siegeszug antrat, befasste sich Kern mit dem Gedanken, umzustellen. Da aber auch Gründe dagegensprachen, tat er es nicht und war später froh darüber: "Wenn die Zanderbeuten voll mit Honig sind, sind sie äußerst schwer. Im zunehmenden Alter stellt das Gewicht sich als Problem beim Bewirtschaften heraus", räumt der Jubilar ein.

Mit Beginn der Bienenzucht trat Kern dem Bezirksimkerverein Schramberg als Mitglied bei. Bereits 1972 übernahm er das Amt des Schriftführers und 1994 beerbte er Hans Stehle als ersten Vorsitzenden. Er organisierte zahlreiche Mehrtagesausflüge, bei denen die Imker in- und ausländischen Kollegen über die Schultern schauen durften und immer etwas dazulernten. Auch am Aufbau einer Züchtergruppe, die seit 1964 besteht und viele Auszeichnungen bei der Prämierung von Königinnen erhalten hat, war Siegfried Kern maßgeblich beteiligt. Derzeit arbeitet er einen Nachfolger ein, der an seiner Stelle die Organisation übernimmt.

Seit 1975 ist Kern anerkannter Bienensachverständiger und auch im Wahlkreis des Landesverbandes Württembergischer Imker hielt er als Referent bei Imkervereinen zahlreiche Vorträge. An das Jahr 1976 erinnert sich der Jubilar besonders gern. "Das war mit Abstand mein bestes Honigjahr. Die Waldtracht dauerte damals von Juni bis September." Dem 80-jährigen hat es der Verein vor allem zu verdanken, dass er seit 2005 in Heiligenbronn einen Lehrbienenstand mit Schaukasten betreiben kann, der von der Stiftung St. Franziskus im Pachtvertrag übernommen wurde. Dort treffen sich die Mitglieder zu Besprechungen, Vorträgen und Kursen für Anfänger, die Kern leitete. Häufig gibt es Anfragen von Schulklassen, die er gerne mit seinem Fachwissen in die Welt der Bienen entführt. Auf diese Weise bleibt er als Referent und Botschafter der Imkerei weiterhin erhalten. 2007 übergab Kern den Vereinsvorsitz an Karl-Heinz Linder und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Mit Auszeichnungen wie goldene Ehrennadel des Deutschen Imkerbundes, Verdienstnadel in Gold des Landesverbandes, goldene Wabe und "Zeidler" wurden seine Verdienste um die Imkerei mit Schwerpunkt Königinnenzucht gewürdigt. Mit Wehmut denkt Siegfried Kern an die ersten 14 Jahre seines geliebten Hobbys zurück, in denen die (Bienen)-Welt wahrlich noch in Ordnung war: "Als 1981 bei uns die ersten Varroamilben gesichtet wurden, war das der Anfang eines bösen Erwachens. Ab da war dann die einfache Imkerei vorbei und erforderte eine total veränderte Betriebsweise", beklagt er. Wie viele andere Kollegen hat er seitdem zahlreiche Behandlungsmittel und -methoden angewendet, um die Völkerverluste im Zaum zu halten. Die Varroose dürfte ein Grund dafür sein, dass die durchschnittliche Völkerzahl eines Imkers in Baden-Württemberg in den vergangenen 30 Jahren von 13 auf sieben schrumpfte. Bis heute wird vergeblich auf einen Durchbruch der Wissenschaft gehofft.

Ehrenamtlich engagierte sich Kern auch 27 Jahre als Schriftführer und Kassenprüfer beim Vereinsring Sulgen.