Mit einem anspruchsvollen Weihnachtskonzert wartete die Stadtmusik am ersten Weihnachtsfeiertag auf. Aber auch eine spaßige Nummer mit dem Sandpapier-Ballett gehörte dazu (links oben). Einer der Höhepunkte war der Auftritt von Violinsolistin Katrin Hafner (links unten). Für 25 Jahre aktives Musizieren wurden Georg Diethelm (rechtes Bild, hintere Reihe, links) und Olaf Bechert (hintere Reihe, rechts) besonders ausgezeichnet. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtmusik wartet zu Weihnachten auch mit Violin-Konzert auf / Sorgfältige Regie zwischen Bläser- und Geigenklang

Von Hans Werner

Schramberg. Mit dem feierlichen "Krönungsmarsch" von Peter Tschaikowsky im Arrangement von Leontij Dunaev eröffnete die Hauptkapelle, die Bühne bis zum letzten Platz füllend, den Hauptteil des Weihnachtskonzerts der Stadtmusik.

Obwohl "reines Blasorchester" konnte man bei dieser Musik schon vom ersten Takt an deren symphonischen Charakter vernehmen. Denn das war nicht nur ein Gelegenheitswerk, so nebenbei geschrieben zur Krönung des Zaren Alexander III im Jahre 1883, sondern die sorgfältige Instrumentierung und der überschäumende Melodienreichtum verweisen bei diesem Krönungsmarsch überdeutlich auf den großen russischen Symphoniker. In lupenreiner Präzision wurden die Signale, die untergelegten Läufe und auch die kolossalen Unisono-Passagen von den Musikern realisiert. Mit einem fein durchdachten Dirigat lotete Dirigent Meinrad Löffler alle Facetten dieses Werks aus.

Den eigentlichen Höhepunkt dieses Konzerts bildete der stürmisch gefeierte Auftritt von Katrin Hafner, die den ersten Satz aus Tschaikowskys "Konzert für Violine" in D-Dur, opus 35, zu Gehör brachte. Eine bis zum Höchstmaß virtuose Vitalität, kecke Lagensprünge, riskante Doppelgrifftechniken, kapriziöses Spiel bis in höchste Flageolett-Lagen wechselten mit romantisch eingängigen Passagen von geschmeidiger Melodik. Überall spürte man den exzentrischen russischen Symphoniker, der eine grenzenlose Leidenschaftlichkeit anzustreben schien, und sorglos, zuweilen geradezu "rücksichtslos" komponierte, ohne formale Bedenken, und dessen Violinkonzert daher zurecht lange Zeit als "unspielbar" gegolten hatte.

Auch für die Stadtmusik unter Meinrad Löffler war es ein gewagtes Unterfangen, sich auf dieses Werk einzulassen. Aber durch eine sorgfältige Klangregie kam der Geigenton immer leuchtend klar zum Vorschein und wurde nie vom Bläserklang überlagert.

Aber das Orchester spielte auch in allen Teilen mit einer sehr sensiblen, zuchtvollen Dynamik, und umrahmte behutsam und feinfühlig das Solospiel. Als Zugabe auf den nicht enden wollenden Beifall brachte Katrin Hafner, nun ohne Begleitung, mit wunderschön dahin schmelzendem Ton das "Chanson d’amour" von Edward Elgar zu Gehör.

Es folgte die Suite "Saga Candida" von Bert Appermont, die als wahre Programmmusik die tragische Geschichte einer zu Unrecht als Hexe verurteilten jungen Frau und deren grausamen Tod auf dem Scheiterhaufen schilderte. Als durchkomponiertes Klanggemälde flossen die einzelnen Teile ineinander über: Eröffnung, Anklage, Unschuld, Tango, Sabbat, Tod und Finale.

Der letzte Teil führte zu einer Verwandlung in freudigere Melodiegefilde, steigerte sich ins Grandios-Hymnische und konnte somit auf Sieg und Verklärung hindeuten. Die Stadtmusik erbrachte hier einen glanzvollen Beweis ihres wahrhaft überdurchschnittlichen Leistungsvermögens, und was Meinrad Löffler durch fleißige Probenarbeit an spieltechnischer Klangperfektion geschaffen hat, ist ohne Zweifel vorbildlich und richtungweisend.

Hernach betrat das Orchester mit dem Arrangement "The Phil Collins Collection" leichtere Gefilde und erfreute das Publikum mit unbeschwerten Evergreens jenes eben genannten Phil Collins, einem Schlagzeuger und Sänger, der vor allem durch die Gruppe Genesis bekannt wurde, und im Bigband-Sound eingängige Hits geschrieben hat.

Mit dem "Optimisten-Marsch" von Miroslav Juchelka, eher einer Marschfantasie als einem traditionellen Konzertmarsch, endete das Konzert. Dann jedoch, nach langem Beifall, betrat der Dirigent mit zwei Gehilfen in der Montur einer Putz- und Malerkolonne die Bühne und brachte, nach zweimaliger Kakophonie, das "Sandpaper-Ballett" zu Gehör, und, zum guten Schluss, die "Festival Fanfare for Christmas". Dieses Konzert, darf man sagen, wird allen Zuhörern wohl lange in Erinnerung bleiben.

Zu Beginn des Weihnachtskonzerts berührte Stadtmusik-Präsident und Ministerialdirektor Herbert Zinell in seiner Ansprache das ehrenamtliche und karitative Engagement vieler Mitbürger, die sich "gerade in unserer Zeit der vielen Flüchtlinge annehmen, welche aus Krisenregionen zu uns kommen". All diesen verdienten Ehrenamtlichen der Stadt sprach Zinell im Namen der Landesregierung, als deren Vertreter er hier stehe, seinen besonderen Dank aus.

Anschließend erinnerte der Präsident an die Highlights des vergangenen Vereinsjahrss. Für die enorme Probenarbeit dankte er allen Musikern, an erster Stelle den Dirigenten Meinrad Löffler und Andreas Hirt beim Jugendblasorchester.

Das Konzert bot auch den passenden Rahmen für zwei hochkarätige Ehrungen. Georg Diethelm und Olaf Bechert aus dem Trompetenregister wurden für 25-jährige aktive Mitgliedschaft zu Ehrenmitgliedern ernannt. Zwar werde bei ihnen, wie Tanja Witkowski schmunzelnd bemerkte, künftig kein roter Teppich ausgelegt, aber diese Ehrenmitgliedschaft sei doch eine bewusste Anerkennung für deren beispielhaften Einsatz im Verein.

So haben sich die beiden Musiker als Ensembleorganisator oder als "Trompetencrack", wie sie sich scherzhaft bezeichneten, hervorgetan, auch in Vorstandsämtern haben sie sich eingebracht und außerdem viele Festivitäten im Rahmen ihres Registers organisiert. Anschließend bedankte sie sich bei der Solistin Katrin Hafner, sowie ihrem Bruder Frank, die mit Tschaikowskys Violinkonzert den wahren Glanzpunkt des ganzen Konzerts gesetzt hätten. Ausdrückliche Dankesworte richtete sie auch an die Schramberger Musikschule für die ausgezeichnete Kooperation.