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Das Kleid der Coburger Füchse wird von Susanne Breuling zu Teppichen, Taschen und Hüten verarbeitet

Kunsthandwerkerin Susanne Breuling und Schafzüchter Volker Moosmann verbindet die Liebe zum Coburger Fuchs – wenn auch auf unterschiedliche Weise.

Schramberg/Lauterbach/Schiltach. "Komm’ au rei." Schafzüchter Volker Moosmann tätschelt das braunrote Lämmchen herzhaft an der Flanke. Mit einer Kehrtwende hüpft das Wollknäuel über die Schwelle zurück in den Stall zu den anderen.

Die Schafe sind ein bisschen aufgeregt. Nicht nur, weil nach dem Winter bald der erste Weidegang ansteht, und Schafsbock "Linus" nach längerer Auswärtstätigkeit wieder zu seinen Damen heimgekehrt ist. An diesem sonnigen Nachmittag oben auf dem Tannenäckerle, einer Anhöhe zwischen Lauterbach- und Sulzbachtal, ist ein gern gesehener Gast in den Stall gekommen, der sich sonst nur zur Schafsschur blicken lässt. Susanne Breuling begrüßt die Lämmchen überschwänglich, herzt einen Schecken und bewundert das Fell eines kleinen schwarzen Böckchens. Im Gepäck hat die Schramberger Kunsthandwerkerin zwei Hüte aus Schafwolle. Einen für den Schäfer und einen für Luca, den Sohnemann, der mit dreizehneinhalb Jahren einen solchen auch schon tragen kann.

"Schick", findet Breuling und betont die Vorteile eines solchen aus der Wolle des Coburger Fuchses gefilzten Hutes: "Der ist wasserabweisend. Da geht nichts durch".

Vor gut eineinhalb Jahren lernten der Lauterbacher Schafzüchter und die Kunsthandwerkerin sich bei einem Landschaftspflegetag kennen. "Wir waren auf einer Wellenlänge", erinnert sich Moosmann. Beide haben ein Herz für alte Schafrassen, und beide haben ein Interesse daran, altes Schwarzwälder Handwerk zu erhalten. Seither arbeitet man zusammen.

Wenn die Coburger Füchse, eine seltene Hausschafrasse, einen Tag nach Weihnachten zur Schärmaschine gebeten werden, dann ist das für Breuling ein Pflichttermin. "Sie fasst jedes Schaf an, bevor es geschoren wird, und prüft die Qualität des Flors", erzählt Moosmann. "Und sie kennt zu jedem verarbeiteten Vlies das zugehörige Schaf". Die Wolle des Coburger Fuchs’ wird wegen seiner Färbung auch das goldene Vlies genannt. Wobei der satte rotbraune Ton der Lämmer mit dem Heranwachsen verblasst.

Auch diesmal greift Breuling begeistert ins Fell. Das passiert schon automatisch. "Mich fasziniert die Beschaffenheit des Flors, die Löckle und die Färbung", erklärt sie.

Für die Fachfrau ist das Wollkleid der Moosmannschen Schafe Faszination und Herausforderung zugleich. Jedes Vlies ist anders, das rege sie zu allerhand Experimenten an. So wie den flauschigen Teppich, den sie aus dem Fell von "Super-Vererber" Linus gefilzt hat, oder eben die grauen Hüte, bei denen sogar der "Spleiß", also Strohreste, mitverarbeitet wurden. Rund sechs Stunden Arbeitszeit stecken in so einem Filzhut, die Fertigung weniger gelungener Probemuster nicht eingerechnet. Breuling übernimmt jeden Schritt zum fertigen Hutstumpen – vom Zupfen der Wolle über das Waschen und Kartieren bis zum Filzen – selbst.

Die Wolle des Schafes schützt am Ende den Kopf des Schäfers. Ein natürlicher Kreislauf. Das Kuriose dabei: So ein Schafsvlies gehört eigentlich in den Sondermüll – so jedenfalls will es eine EU-Norm. "Die Baumwolle hat eine zu starke Lobby", kritisiert Moosmann. Dabei kann man mit so einem Fell allerhand Nützliches anstellen: etwa Häuser dämmen, oder das Fell zu Düngemittel verarbeiten oder zu Feuerwehrhandschuhen, weil die Faser bis 600 Grad feuerfest ist – oder eben zu kunstvollen Dingen, wie es Susanne Breuling in ihrer Werkstatt "Filzpunkt" in der Schenkenzeller Straße 32 in Schiltach tut. Für sie liegen die Vorteile der Schafwolle auf der Hand. "Das Wollfett sorgt dafür, dass die Faser schmutz- und wasserabweisend ist", sagt sie. Deshalb eignet sie sich wunderbar für die Hutfertigung, die Breuling künftig zusammen mit einer Kollegin ausbauen will.

In dem kleinen Werkstatt-Laden, wo Breulings Filzkunst entsteht, riecht es angenehm nach Wolle. Auf dem Arbeitstisch liegt ein dicker brauner Fellberg, aus dem die Filzerin kleine Stückchen herauszupft. "Ich spiele gerne mit der Wolle", sagt sie. Dabei entstehen Ideen, wie derzeit Osternestchen in dezenten Farben, in denen die Eier statt auf Heu auf flauschigem Schafsfell gebetet werden. Oder eine Tasche, bei der Breuling darauf geachtet hat, dass die natürliche Beschaffenheit des Fells erhalten und sichtbar bleibt.

"Natürlich kaufe ich auch Wolle dazu", sagt Breuling und zeigt auf ihr Regal. Dort lagern Fellballen in bunten Farben. "Das ist australische Merinowolle, aber eben aus Massentierhaltung", sagt Breuling. Das goldene Vlies des Coburger Fuchses stehe im Gegensatz dazu für die Heimat. Zum einen, weil Moosmann mit seinen Schafen einen wesentlichen Anteil zur Offenhaltung des Schwarzwalds beitrage, zum anderen, weil mit der Verarbeitung des Schaffells auch ein altes Handwerk erhalten bleibe – ein Handwerk, das aus Sondermüll Wollkunst macht.

Schramberg/Lauterbach/Schiltach. "Komm’ au rei." Schafzüchter Volker Moosmann tätschelt das braunrote Lämmchen herzhaft an der Flanke. Mit einer Kehrtwende hüpft das Wollknäuel über die Schwelle zurück in den Stall zu den anderen.

Die Schafe sind ein bisschen aufgeregt. Nicht nur, weil nach dem Winter bald der erste Weidegang ansteht, und Schafsbock "Linus" nach längerer Auswärtstätigkeit wieder zu seinen Damen heimgekehrt ist. An diesem sonnigen Nachmittag oben auf dem Tannenäckerle, einer Anhöhe zwischen Lauterbach und dem Sulzbachtal, ist ein gern gesehener Gast in den Stall gekommen, der sich sonst nur zur Schafsschur blicken lässt. Susanne Breuling begrüßt die Lämmchen überschwänglich, herzt einen Schecken und bewundert das Fell eines kleinen schwarzen Böckchens. Im Gepäck hat die Schramberger Kunsthandwerkerin zwei Hüte aus Schafswolle. Einen für den Schäfer und einen für Luca, den Sohnemann, der mit dreizehneinhalb Jahren einen solchen auch schon tragen kann. "Schick", findet Breuling und betont die Vorteile eines solchen aus der Wolle des Coburger Fuchses gefilzten Hutes: "Der ist Wasserabweisend. Da geht nichts durch".

Vor gut eineinhalb Jahren lernten der Lauterbacher Schafszüchter und die Kunsthandwerkerin sich bei einem Landschaftspflegetag kennen. "Wir waren auf einer Wellenlänge", erinnert sich Moosmann. Beide haben ein Herz für alte Schafsrassen, und beide haben ein Interesse daran, altes Schwarzwälder Handwerk zu erhalten. Seither arbeitet man zusammen.

Wenn die Coburger Füchse, eine seltene Hausschafrasse, einen Tag nach Weihnachten zur Schärmaschine gebeten werden, dann ist das für Breuling ein Pflichttermin. "Sie fasst jedes Schaf an, bevor es geschoren wird, und prüft die Qualität des Flors", erzählt Moosmann. "Und sie kennt zu jedem verarbeiteten Vlies das zugehörige Schaf". Die Wolle des Coburger Fuchs’ wird wegen seiner Färbung auch das goldene Vlies genannt. Wobei der satte rotbraune Ton der Lämmer mit dem Heranwachsen verblasst.

Auch diesmal greift Breuling begeistert ins Fell. Das passiert schon automatisch. "Mich fasziniert die Beschaffenheit des Flors, die Löckle und die Färbung", erklärt sie. Für die Fachfrau ist das Wollkleid der Moosmannschen Schafe Faszination und Herausforderung zugleich. Jedes Vlies ist anders, das rege sie zu allerhand Experimenten an. So wie den flauschigen Teppich, den sie aus dem Fell von "Super-Vererber" Linus gefilzt hat, oder eben die grauen Hüte, bei denen sogar der "Spleiß", also Strohreste, mitverarbeitet wurden. Rund sechs Stunden Arbeitszeit stecken in so einem Filzhut, die Fertigung weniger gelungener Probemuster nicht eingerechnet. Breuling übernimmt jeden Schritt zum fertigen Hutstumpen – vom Zupfen der Wolle über das Waschen und Kartieren bis zum Filzen – selbst.

Die Wolle des Schafes schützt am Ende den Kopf des Schäfers. Ein natürlicher Kreislauf. Das Kuriose dabei: So ein Schafsvlies gehört eigentlich in den Sondermüll – so jedenfalls will es eine EU-Norm. "Die Baumwolle hat eine zu starke Lobby", kritisiert Moosmann. Dabei kann man mit so einem Fell allerhand Nützliches anstellen: etwa Häuser dämmen, oder das Fell zu Düngemittel verarbeiten oder zu Feuerwehrhandschuhen, weil die Faser bis 600 Grad feuerfest ist – oder eben zu kunstvollen Dingen, wie es Susanne Breuling in ihrer Werkstatt in der Schenkenzeller Straße in Schiltach tut. Für sie liegen die Vorteile der Schafswolle auf der Hand. "Das Wollfett sorgt dafür, dass die Faser schmutz- und wasserabweisend ist", sagt sie. Deshalb eignet sie sich wunderbar für die Hutfertigung, die Breuling künftig zusammen mit einer Kollegin ausbauen will.

In dem kleinen Werkstatt-Laden, wo Breulings Filzkunst entsteht, richt es angenehm nach Wolle. Auf dem Arbeitstisch liegt ein dicker brauner Fellberg, aus dem die Filzerin kleine Stückchen herauszupft. "Ich spiele gerne mit der Wolle", sagt sie. Dabei entstehen Ideen, wie derzeit Osternestchen in dezenten Farben, in denen die Eier statt auf Heu auf flauschigem Schafsfell gebetet werden. Oder eine Tasche, bei der Breuling darauf geachtet hat, dass die natürliche Beschaffenheit des Fells erhalten und sichtbar bleibt.

"Natürlich kaufe ich auch Wolle dazu", sagt Breuling und zeigt auf ihr Regal. Dort lagern Fellballen in bunten Farben. "Das ist australische Merinowolle, aber eben aus Massentierhaltung", sagt Breuling. Das goldene Vlies des Coburger Fuchses stehe im Gegensatz dazu für die Heimat. Zum einen, weil Moosmann mit seinen Schafen einen wesentlichen Anteil zur Offenhaltung des Schwarzwalds beitrage, zum anderen, weil mit der Verarbeitung des Schafsfells auch ein altes Handwerk erhalten bleibe – ein Handwerk, das aus Sondermüll Wollkunst macht.