Schülerverkehr am Schramberger Busbahnhof. Die zentrale Haltestelle soll auch Knotenpunkt für den Bürgerbus sein. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Verwaltungsausschuss fasst Grundsatzbeschluss für Modell in Schramberg / Touren in allen Stadtteilen

Von Volker Rath

Schramberg. Zusätzliches Mobilitätsangebot für alle Schramberger ohne eigenes Auto: Der "Bürgerbus" soll kommen, nach Möglichkeit schon im nächsten Jahr.

Den Grundsatzbeschluss dazu fasste der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Mittwoch. Damit hat das Projekt die erste politische Hürde genommen. Der Weg bis zur Einführung ist noch weit. Aber mit der grundsätzlichen Zustimmung können sich die beteiligten Partner jetzt an die Feinarbeit machen.

Und es gibt noch viel zu tun: Die Stadt soll den Bus kaufen und beim Land einen Zuschuss beantragen. Schramberg erhofft sich 22 000 Euro Förderung aus Stuttgart für das Fahrzeug. Die bürgerschaftliche Initiative, die dem Projekt bislang den Boden bereitete, kann jetzt den Verein gründen. Er soll später den Bürgerbus betreiben und die Fahrer stellen, vor allem Rentner. Stadtverwaltung, Verein, Seniorenforum, die Arbeitsgemeinschaft ÖPNV und die Jugendvertretung Siju sollen dann die weiteren Details klären, etwa die genauen Fahrzeiten. Am Ende fällt der Gemeinderat dann die endgültige Entscheidung.

Das Seniorenforum in der Stadt hat sich bereits reingekniet ins Thema und die Grundlagen ermittelt – inklusive Konzept, Kostenkalkulation, Entwurf des Streckennetzes und Erfahrungsbericht aus anderen Städten. "Die Vorarbeit ist immens", lobte Oberbürgermeister Thomas Herzog, und auch von den Fraktionen gab es Anerkennung für dieses Engagement.

Landesweit fahren bereits rund 20 Bürgerbusse, neuerdings auch in St. Georgen. Die Idee: Geschäfte konzentrieren sich mittlerweile an Stadtrandlagen, die Zahl der Senioren steigt. Wer nicht Auto fahren kann oder will, tut sich schwer, in die Stadt, zum Arzt oder zu den Geschäften zu kommen. "In der Südstadt gibt es ja kaum noch Läden", sagte Juliane Kugler vom Seniorenforum. Gerade ältere Menschen stelle dies vor Probleme. Es gibt zwar auch Linienbusse. Aber die fahren nicht jeden Winkel der Wohngebiete und die teils engen Halbhöhenlagen schon gar nicht an an. Der Bürgerbus soll diese Lücke schließen und Strecken bedienen, die sich finanziell für die Verkehrsbetriebe nicht lohnen.

Möglich wird dies durch bürgerschaftliches Engagement. Die Fahrer sitzen ehrenamtlich hinterm Steuer. "Bürger fahren für Bürger" lautet das Motto. Die laufende Kosten, etwa für Sprit, Verwaltung und Verschleiß, sollen durch Spenden, öffentliche Zuschüsse und Werbeeinnahmen gedeckt werden. Dazu kommen die Beiträge der Fahrgäste. Willi Herzog vom Seniorenforum schwebt ein Fahrpreis von einem Euro vor. Bei kalkulierten 25 Gästen täglich würde dies Einnahmen von 6500 Euro im Jahr bringen. Die einmalige Investitionssumme, um das Angebot ins Rollen stellen, schätzt das Seniorenforum auf 170 000 Euro, die jährlichen Betriebskosten auf rund 11 100 Euro. "Erfahrungen in anderen Städten zeigen, dass der Anfang schwer ist, aber sich das Modell dann gut enwickelt", so Willi Herzog.

Der Verwaltungsausschuss bekannte sich quer durch die Bänke zum Modell. Wünsche von Jugendlichen sollen noch eingearbeitet werden. Da junge Leute eher nachts und wochenends unterwegs sind und hier einen Fahrdienst für den sicheren Heimweg brauchen können, beiße sich das nicht mit den Anforderungen der Senioren. Stadtrat Jürgen Winter hakte nach: Macht der Bürgerbus den Verkehrsbetrieben das Leben schwer und erweist sich schlimmstenfalls als "Bärendienst", wenn die Stadt in den Markt eingreift? Berthold Kammerer, Fachsbereichsleiter Kultur und Soziales der Stadt, sieht das anders: "Der Bürgerbus fährt ganz andere Linien und ist sogar Zubringerdienst für den ÖPNV." Beide Systeme sollen sich ergänzen, nicht miteinander konkurrieren. Das sieht man offenbar auch in Busfahrer-Kreisen so: "Absolut sinnvoll und in Ordnung" findet beispielsweise Werner Arnold das Konzept, der gestern am Schramberger Busbahnhof auf Schüler wartete. Nach Pfingsten will die Stadt das Projekt weiter vorantreiben.

u  Das vorläufige Konzept für den Bürgerbus sieht insgesamt zehn Routen mit insgesamt 167 Haltestellen in der Gesamtstadt mit Sulgen und Tennenbronn vor. Praktisch jedes Wohngebiet soll angefahren werden, dazu wichtige Einrichtungen wie Gewerbezonen. Die Jahresfahrleistung soll bei rund 27 500 Kilometern liegen. Der Bürgerbus soll immer zur selben Zeit unterwegs sein, was die Akzeptanz erhöhe. Die derzeit geplanten Touren:

u Schramberg:

Tour eins: Südstadt – Nordstadt

Tour zwei: Ost/Sonnenberg – Nordstadt

Tour drei: Ost/Rosswald – Nordstadt

Tour vier: Sattelecke – Nordstadt

(Zentrale Haltestelle: Busbahnhof. Fahrten am Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag, jeweils vormittags)

u Sulgen:

Tour fünf: Hörnle/Panoramastraße

Tour sechs: Haldenhof/Bärensiedlung

(Zentrale Haltestelle "Rose"/Schrambergerstraße. Fahrten am Montag und Donnerstag, jeweils nachmittags)

Tour sieben: Eckenhof

(Fahrten am Samstagnachmittag)

u Tennenbronn:

Tour acht: Remsbach/Ferienpark

Tour neun: Steige/Bergacker/Wiesle

Tour zehn: Schächle/Bruck

(Zentrale Haltestelle: Dorfplatz. Fahrten am Dienstag und Freitag, jeweils nachmittags)