MIS hat mit erstem Rockkonzert nach langer Pause Erfolg / Zwei Bands beweisen ihr Können

Von Stephan Schneider

Schramberg. Kulturschock im Kulturbesen: Unter dem Motto "Schramberg rockt" ging es am Samstagabend deutlich härter zur Sache als üblich.

Die MIS hatte nach langer Zeit wieder ein Rockkonzert in Eigenregie auf die Beine gestellt und konnte sich über einen Erfolg freuen. Nicht nur der Zuschauerzuspruch war hervorragend – gegen Mitternacht war es im Kulturbesen gut voll – auch musikalisch gab es nichts auszusetzen. Der Sound war wuchtig, die Räume scheinen sich auch für Veranstaltungen dieser Art zu bewähren.

Doch bevor das Metalfeuerwerk losging, gab es ein gediegenes Intro, um die Rockmusikfreunde auf den Abend einzustimmen. Jo Glaser packte seine Akkustikslidegitarre aus und sang ein selbst komponiertes Stück. Begleitet wurde er von Tobias Schuler, der hinter einem minimalistischen Schlagzeug Platz genommen hatte. "Ein Akustikgitarrist und ein Speed-Metal-Drummer – so eine Kombination gibt es auch nur bei der MIS", meinte Glaser, als der Applaus verklungen war.

Danach wurde die inzwischen 27-jährige Geschichte der MIS zusammengefasst. Man freue sich, dass nach langer Pause wieder MIS-Konzerte stattfinden. "Es gibt ruhige Zeiten und es gibt aktive Zeiten. Der Dinosaurier ist wieder erwacht. Sorgen wir dafür, dass sein Rasseln und Fauchen überall zu hören ist", so die Verantwortlichen.

Dies war der richtige Auftrag für die beiden Bands des Abends, von denen "Amarillo" den Anfang machte. Das Quartett gibt es zwar erst seit knapp zwei Jahren, aber in dieser Zeit haben sie schon eine beträchtliche Anzahl an eigenen Hard-'n'-Heavy-Krachern komponiert, mit denen sie ihr Rockerpublikum über knapp anderthalb Stunden bestens unterhielten.

Wichtig für solch eine Band sind die fetten Gitarrensounds, und da wartete "Amarillo" mit einem kongenialen Duo auf: Rhythmusgitarrist Markus Kirchpfennig ließ ein Riff nach dem anderen vom Stapel. Dabei wurde er von Jayjay Lauble unterstützt, der mit Sonnenbrille und schwarzem Mantel cool aussah, mit seinen feurigen Soli aber die Herzen der Rockfans zum Schmelzen brachte. Schlagzeuger Gerhard Lang mit akzentuiertem Spiel und Bassist Amir Zahirovic, der mit groovenden Läufen und Backgroundgesang glänzte, taten ihr Übriges, um für Sänger Dennis Helm das musikalische Fundament zu vollenden. Dieser hätte mit seiner hellen Gesangsstimmen durchaus auch den Rockgrößen der 80er Jahre Konkurrenz machen können.

Von zeitlicher Einordnung, Härtegrad und Sound war die zweite Band "Alcohollywood" ähnlich angesiedelt, nur legten diese einen Zahn zu. Mit Coversongs von Bands wie Judas Priest, Metallica und Motörhead hatten sie das Publikum schnell auf ihrer Seite. Allen vier Musikern war die Spielfreude anzumerken, vor allem Jürgen Kern, der meistens grinsend hinter seinem Schlagzeug saß, um nur bei den ganz schnellen Passagen sein Gesicht vor Anstrengung zu verzerren.

Auch die anderen Bandmitglieder praktizierten nicht nur meisterhafte Musik, sondern absolvierten gleichzeitig ein Hochleistungssportprogramm. Bassist Christof Jäckle glänzte mit dynamischem Spiel und zeigte neben zahlreichen Handbangeinlagen auch ein beeindruckendes Repertoire an Rockstarposen.

Des Gitarristen Sasa Simics Bewegungshorizont war deutlich eingeschränkter, dafür ließ er aber in atemberaubender Geschwindigkeit seine schwarz lackierten Fingernägel übers Griffbrett huschen. Sänger Daniel Schondelmaier komplettierte das Quartett – ihm schien weder die Imitierung des dumpfen Organs von Metallica-Frontmann James Hetfield noch der hohe Gesang von Iron Maidens Bruce Dickinson Probleme zu bereiten.

So forderte das Publikum frenetisch mehrere Zugaben, doch irgendwann geht auch den härtesten Rockern die Puste aus – so fand ein rundum gelungener Konzertabend sein Ende.