Brausenden Beifall erhielt das Sinfonieorchester der Schramberger Musikschule unter Leitung von Meinrad Löffler bei seinen Auftritten in Aichhalden und Schramberg. Foto: Werner Foto: Schwarzwälder-Bote

Sinfonieorchester begeistert / Auch Tondichtung "Geschichte der Anne Frank" aufgeführt

Von Hans Werner

Schramberg/Aichhalden. Mit Fug und Recht darf man sagen, dass dieses Sinfoniekonzert der Schramberger Musikschule zu den wirklich bedeutenden Höhepunkten im musikalischen Leben der Stadt gerechnet werden darf.

Meinrad Löffler, erfolgreicher Orchesterleiter seit vielen Jahren, hat es wiederum verstanden, die begabten Schüler der Musikschule, unterstützt durch Lehrkräfte, zu einem symphonischen Klangkörper zusammenzuschmieden, der in seiner vollständigen und vollwertigen klassischen Besetzung auch bedeutende Werke der großen symphonischen Literatur gut meistern kann.

Wie Arnhold Budick in seiner Begrüßung betonte, ist es von enormer pädagogischer Wichtigkeit, den Schülern mutig weitgesteckte musikalische Ziele zu setzen oder auch neues musikalisches Terrain zu erprobe. Im gemeinsamen Erarbeiten solcher Werke – und viel Arbeit steckt da wahrlich dahinter! – gewinnen die jungen Musiker eine unschätzbar wertvolle Orchestererfahrung und können sich vertraut machen mit den musikalischen Baugesetzen großer Werke. Eine solche musikerzieherische Erfahrung darf dann wohl als die Krönung des individuellen Instrumentalunterrichts angesehen werden, welcher die Basis für ein solches kollektives Orchesterprojekt bleibt.

Schon im ersten Satz von Beethovens Symphonie Nr. 2 wird der großartige, monumentale Stil dieser Musik deutlich, in dem kraftvoll majestätischen Auftakt der Einleitung (Adagio molto), dann in den bewegten Themen des Allegro con brio, die von den Streichern sehr gewissenhaft und mit drüberstehender Leidenschaftlichkeit intoniert wurden. Überall, auch in den kurzen Repliken durch Holz- und Blechbläser, in den responsorischen Einwürfen, herrschte der Eindruck eines klaren und durchsichtigen Musizierens vor.

Präzise setzten die Trompeten ihre übergeordneten Signale, meist in oberen Quinten, die kraftvollen Pauken ihrerseits gaben dem Ganzen ein kompaktes, festes rhythmisches Gepräge. Das folgende Larghetto im 3/8-Takt zählt zu den volkstümlichsten Schöpfungen des Meisters, voll Innigkeit intonierten die Streicher das liedhafte Eingangsthema, die Holzbläser und Hörner verliehen diesem Thema durch ihr ergreifendes Spiel Ernst und Würde. Nebenmelodien mit variierender Struktur lassen dieses gesangliche Thema immer wieder in neuen Abwandlungen aufleuchten.

In sehr gewagtem Tempo wurde das Scherzo, der dritte Satz, angegangen. In ständig wechselnder Dynamik erklangen die kurzen thematischen Motive, blitzartig erfolgten die Einwürfe der verschiedensten Register, welche gerade diese neuartige Kompositionsweise der "durchbrochenen Arbeit" kennzeichnen. Hier zeigte das Orchester unter der sicheren Direktion von Meinrad Löffler eine hellwache Einsatzbereitschaft und eine vitale musikalische Kollektivwirkung. Der rhythmisch zupackende Auftakt des vierten Satzes "Allegro molto" führte zu einem klanglich vielseitigen rondoartigen Wechselspiel, bei dem sich alle Register engagiert und virtuos zuverlässig einbrachten.

Auch das dramatische Finale mit den mächtigen Paukenwirbeln unterstrich den monumentalen unverwechselbaren Stil des großen Sinfonikers Beethoven.

Mit Spannung erwartete man die Tondichtung "Die Geschichte der Anne Frank" des zeitgenössischen Komponisten Otto M.Schwarz, aus dem Jahre 1967. Das Orchester war in seiner Besetzung durch schweres Blech, Posaunen und Tuba, erweitert worden und auch weiteres Schlagwerk kam nun zum Einsatz, um die Sprache der modernen Filmmusik, der sich der Komponist bediente, mit vollem Klang zum Ausdruck zu bringen. Es handelte sich bei diesem Werk um eine durchgängige Komposition, ohne einzelne Satzbezeichnungen. Aber bei genauem Hinhören konnte man sehr wohl einzelne Szenen der tragischen Lebensgeschichte der Titelfigur heraushören.

Ein zartes Violinsolo kennzeichnet das sensible Mädchen Anne, ihre sorglose Kindheit, bis dann durch stampfende Rhythmen mit schrillen Klängen das Aufkommen der Nazis angedeutet wird. In melodiöser Durchsichtigkeit erzählt die Musik von der Flucht der Franks und von der inneren Flucht des Mädchens in ihr Tagebuch. Wenn dann der Komponist beim Thema "Ausschwitz" das grässlich-Unsagbare unmenschlicher Barbarei auszudrücken versucht, spürt man beim Hören, dass er hier auch an die Grenzen des musikalisch Machbaren und Mitteilbaren gelangt. Schräge Glissandi überschreiten die Grenzen vom Klang zum puren Geräusch, schrille Dissonanzen verletzen bewusst das hörende Ohr. Mit einem elegischen Geigensolo klingt diese Komposition aus, die wohl als Mahnung an alle Zuhörer verstanden werden soll, den Anfängen des Terrors zu wehren, wo auch immer er sich ankündigt.

Der wirkungsvollste Höhepunkt des Konzerts wurde wohl mit "The Lord oft he Dance" von Ronan Hardiman (1962)erreicht, im Arrangement von L. Moore. Eigentlich auch eine Art Programmmusik, eine Nacherzählung einer irischen Legende vom Kampf der guten gegen die bösen Mächte, entwickelte sich dieses Werk zu einer rhythmische Stepptanz-Show, die bei den Zuhörern wahre frenetische Begeisterung auslöste.

Der Rezensent konnte im Publikum ein kleines Mädchen beobachten, das sich beim Hören dieser Musik im Tanz zu drehen begann. Unter immer heftigeren Rhythmen wurde hier volkstümliches altirisches Melodiengut zum Leben erweckt, und mit gewaltigem Crescendo und mit vorwärtsdrängendem Accelerando erreichte dieses Werk seinen finalen Höhepunkt, der unverzüglich nahtlos mit brausendem Beifall beantwortet wurde.