Besondere Bücher: Schrambergs Goldenes Buch erzählt Geschichten von Besuchern und Erfolgen

Von Verena Schickle Schramberg. Die schönsten Geschichten schreibt das Leben, heißt es. Und manchmal reicht schon eine Unterschrift, um diese Geschichten zu erzählen: von Erfolgen, Veränderungen oder Besuchen. Das beweist ein Blick ins Goldene Buch der Stadt Schramberg."Große Kreisstadt Schramberg 1867 – 1992": Wer das Goldene Buch aufschlägt, weiß gleich, wohin es gehört. Im Jubiläumsjahr 1992 unterschrieb der damalige Oberbürgermeister Herbert O. Zinell die Widmung, zugleich der erste Eintrag, im neuen Goldenen Buch der Stadt. Es ist das zweite, eröffnet "für Bürgerinnen und Bürger, für Gäste, Freunde und Gönner", und bis heute im Dienst.

Ganz so offen allerdings ist es nicht, auch das zeigt der Blick ins Buch: Nur wer prominent ist oder etwas leistet, schafft es hinein. Mancher auch mehrmals. So sorgt der OB selbst für die wohl erste "Duplette". Seine Unterschrift findet sich nach der Widmung vom 12. Januar 1992, nur wenige Seiten später erneut: Unter dem Eintrag zum Festakt "125 Jahre Stadtrecht" vom 28. August 1992.

Und der erste prominente Besucher ist eine Frau, Beate Weber. Das passt irgendwie, denn sie war die erste Oberbürgermeisterin Baden-Württembergs, und zwar in Heidelberg. Ihre Unterschrift stammt vom 26. Februar 1992. Noch genauer nahm es der türkische Generalkonsul Murat Oguz aus Karlsruhe. Der trug sich um 13.35 Uhr am 25. April 1993 ins Goldene Buch ein.

Viele belassen es bei ihrem Namen, manche haben den Schrambergern noch etwas mehr zu sagen: "Wir müssen die Natur auch um ihrer selbst willen schützen!", meinte Harald B. Schäfer, einst baden-württembergischer Umweltminister.

Vielleicht war ja Umweltschutz der Grund, warum Rudolf Scharping, damals SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, mit dem Fahrrad nach Schramberg kam. Das war am 2. Juni 1998. Offenbar gefiel es ihm, denn er kehrte zurück: als Bundesverteidigungsminister am 18. August 2000. Dem Politiker war die Fünftälerstadt in Erinnerung geblieben. So kommentierte er: "Mit allen guten Wünschen – nach erneutem Besuch und auf ein mögliches (drittes oder mehrfaches) Wiedersehen." Dazu ist es bisher allerdings – zumindest gibt es keinen weiteren Eintrag – nicht gekommen.

Gefallen hat es anscheinend auch dem früheren Regierungspräsidenten Sven von Ungern-Sternberg. Nach seinem Antrittsbesuch am 12. Mai 1999 bedankte er sich für die "wirklich gute Arbeitsatmosphäre". Der damalige Staatssekretär Willi Stächele (CDU) lobte kurz danach das "beispielhafte europapolitische Engagement" der Stadt.

Apropos: Dass diese Beziehungen zu anderen Orten in Europa pflegt, geht ebenfalls aus dem Goldenen Buch hervor. So werden 40 Jahre Partnerschaft mit Hirson gewürdigt. Offenheit demonstriert derweil Landesintegrationsministerin Bilkay Öney. "Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden", zitiert sie "den alten Fritz" und wünscht dem Leser dennoch "Alles Gute und Gottes Segen".

Daneben erfährt er im Goldenen Buch von Verleihungen des Bundesverdienstkreuzes und des städtischen Ehrenbriefs an verdiente Bürger, von erfolgreichen Sportlern und der Eingemeindung Tennenbronns.

Zudem finden sich weitere "große" Namen: Joachim Gauck, heute Bundespräsident, war 2004 zu Besuch, Ignatz Bubis, einst Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, bereits 1996, zudem haben sich die Bischöfe Gebhard Fürst (katholisch) und Frank Otfried July (evangelisch) verewigt. Von den üblichen Verdächtigen wie den beiden Ex-Ministerpräsidenten Erwin Teufel und Günther Oettinger einmal abgesehen, gibt es noch eine Dame, die Schramberg einen Besuch abgestattet hat. Sie beschränkte sich bei ihrem Eintrag allerdings auf Namen und Datum: Angela Merkel, damals noch Bundesumweltministerin, hinterließ am 13. Dezember 1995 ihr Autogramm.

Den wohl interessantesten Eintrag lieferte Wolf Biermann. Der Liedermacher trat am 7. Oktober 2000 im Bärensaal auf und beschrieb im Goldenen Buch eine ganze Seite. Das Lesen nimmt nicht nur deshalb Zeit in Anspruch: Biermann hat seinen Eintrag in Spiegelschrift verfasst.