Die evangelische Stadtkirche hat ihren Fensterschmuck wieder, die Bergpredigt im Schwarzwald-Stil. Am Donnerstag bauten die Restauratoren die Scheibenelemente wieder ein. Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Altarfenster der evangelischen Stadtkirche in Schramberg restauriert / Einweihung am Sonntag im Gottesdienst

Von Johannes Fritsche

Schramberg. Die Gefahr, dass Glasteile herausfallen und auf dem Boden zerschellen, besteht nicht mehr: Das Altarfenster der Stadtkirche wurde das erste Mal seit dem Einbau vor 120 Jahren von Spezialhandwerken fachmännisch restauriert.

Wie sehr es ihnen fehlt, merkten die Gottesdienstbesucher der evangelischen Stadtkirche in Schramberg erst, als es nicht mehr da war. Einige Wochen lang mussten sie ohne den Blick auf das neugotische Altarfenster von 1898 auskommen. "Viele Gemeindemitglieder identifizieren sich mit dem Altarbild, das Jesus bei der in den Schwarzwald verlegten Bergpredigt zeigt", erklärt Pfarrer Michael Jonas von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Schramberg und Lauterbach. Nur die zukünftige Schutzverglasung, die das bisherige unansehnliche Gitter ablöst, hinderte Regen und Tauben vor dem Eindringen in den Kirchenraum.

Schon 2009 wurde ein Riss in der Außenwand entdeckt, der sich langsam vergrößerte. Im Fenster entstanden Spalten zwischen den einzelnen Glasteilen, die herauszufallen drohten. Im September wurde deshalb das gesamte Fenster ausgebaut. Den Auftrag erhielten Kunstglasermeister Gerhard Prystaz und Glasmaler Holger Hoffmann, Inhaber von "Die Kunstglaser Meisterbetrieb" in Rottweil. Nach dem Ausbau konnte Steinmetz Klaus Locher aus Fridingen an der Donau die Steinstreben und das Maßwerk des Fensters stabilisieren.

In ihrer Werkstatt in Rottweil reinigten Prystaz und Hoffmann die Bleiverglasung der 30 unteren Teilfenster und die des Maßwerks. Sie löteten gerissene Bleirahmen wieder zusammen. Gesprungene Gläser wurden geklebt, drei oder vier komplett neu zugeschnitten, bemalt, bei 600 Grad gebrannt und dann wieder eingebaut. "Das Denkmalamt hat uns zur Auflage gemacht, so wenig wie möglich zu verändern", berichten Prystaz und Hoffmann.

Die Kosten von 40 000 Euro für die glanzvolle Restaurierung des Wahrzeichens der Kirche wurden zu zwei Drittel durch Spenden der Gemeindemitglieder und zu einem Drittel durch einem Zuschuss des Denkmalamts erbracht.

Die Zusammenarbeit von Gerüstbauer, Steinmetz, Maler und Glaser organisierte der Architekt Thomas Klink aus Spaichingen.

Weitere Informationen: Einweihung des Altarbildes im festlichen Gottesdienst am Sonntag um 10 Uhr. Anschließend Stehempfang und Erläuterungen zur Restaurierung durch den Architekten.