Viele Medikamente bedürfen einer Fachberatung. Foto: Miller

Schramberger Pharmazeuten besorgt über Stärkung ausländischer Versandunternehmen.

Schramberg - Die in Deutschland geltende Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel gilt nicht für ausländische Versandapotheken: So lässt sich das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zusammenfassen. Wirkt sich dieses Urteil auch auf die Apotheken in Schramberg aus?

Mehrere Jahre gibt es sie schon: Die Online-Versandapotheken, die eine große Auswahl an Medikamenten, auch an verschreibungspflichtigen, anbieten. Mit günstigeren Preisen locken sie ihre Kunden an. Diese sollten sich aber dennoch über die Auswirkungen ihres Kaufes bewusst sein. Kaufen nämlich immer mehr Menschen ihre Medikamente online, sterben die Apotheken vor Ort aus. Auch in der Schramberger Talstadt macht sich diese Entwicklung spürbar. Ein deutlicher Rückgang der Kunden wurde aber zum Glück noch nicht festgestellt, da sind sich die Apotheker einig. Thomas Gärtner, Geschäftsführer der Burg-Apotheke meint: "Bis jetzt sind wir zum Glück noch gut versorgt in Schramberg, aber die Gefahr des Apotheken-Sterbens besteht natürlich."

In Deutschland sind verschreibungspflichtige Medikamente noch preisgebunden, im euopäischen Ausland aber laut EuGH nicht. Dieses Urteil bringe den Wettbewerb ins Ungleichgewicht, da die örtlichen Apotheken diese Rabatte und Preissenkungen nicht mitmachen könnten. Denn sie müssen von ihren Einnahmen, von denen rund 80 Prozent mit rezeptpflichtigen Medikamenten erwirtschaftet werden, geeignetes Fachpersonal, Ladenräume und Nebenkosten bezahlen.

"Wenn fünf unserer Kunden ihre Medikamente online bestellen, macht das vielleicht noch nichts, aber wenn es 500 sind, ist das existenzbedrohend. Die Kalkulation geht dann nicht mehr auf.", sagt auch Nicole Quandt, die die Alte Apotheke und die Spittel-Apotheke in Schramberg leitet. Sie selbst kenne einige Menschen, die lieber die billigere Version im Internet kaufen, anstatt den Service vor Ort in Anspruch zu nehmen.

Thomas Gärtner kann das nicht nachvollziehen: "Medikamente sind keine normale Handelsware, die man sich einfach im Internet bestellen sollte. Die Beratung gehört einfach dazu, zum Schutz des Patienten."

Auch Christian Hubert, Geschäftsführer der Central-Apotheke in der Hauptstraße meint: "Medikamente sind ein hohes Gut, mit dem man viel falsch machen kann." Außerdem seien Arzneimittel aus dem europäischen Ausland oft Fälschungen, eine Absicherung gebe es im Internet nicht. Und wenn man Portokosten und Lieferzeiten mit einberechne, seien die Medikamente nicht einmal zwingend günstiger. Dafür fehle aber die Qualitätsgarantie.

Ein weiterer Aspekt, der die Schramberger Apotheker besorgt in die Zukunft blicken lässt, ist das Fortbestehen von Notdiensten. Wenn Kunden abspringen und Apotheken schließen, müssen die verbleibenden Geschäfte öfter den Notdienst übernehmen und die Wege zur nächsten Notfallapotheke für den Kunden werden weiter. Diese Notfall-Versorgung hängt nämlich maßgeblich vom Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente ab: Von einem festgelegten Teil des fixierten Arzneimittelpreises werden die Nacht- und Notdienste der Apotheken finanziert. Fällt dieser weg, wird es eng.

Deshalb befürworten die Schramberger Apotheker den Vorschlag des Gesundheitsministers Gröhe, den Online-handel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in Deutschland zu verbieten, um eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung mit Medikamenten garantieren zu können.