Stefan Schindler vor dem Baugelände seines geplanten Humankrematoriums. Foto: Kiolbassa

Ausschuss stimmt am Donnerstag über "Hirtenwald" ab. Immer mehr Feuerbestattungen.

Schramberg-Sulgen - Nach langer Diskussion und einigen Gegenstimmen soll nun über die Ansiedelung des privatwirtschaftlich betriebenen Humankrematoriums im Industriegebiet "Hirtenwald in Sulgen in der nächsten Sitzung des Ausschusses Umwelt und Technik abgestimmt werden.

Vor einem Jahr wurden Gegenstimmen aus Reihen der Fraktion SPD/ Buntspecht laut und auch die Kirchengemeinden hatten sich aus ethischen Gründen gegen das Projekt ausgesprochen. Ihrer Meinung nach, stellten die städtischen Friedhofskapellen den gemeinsamen Trauerort für alle Mitbürger dar. Einen solchen Ort der Trauer und des Abschieds in ein Gewerbegebiet zu verlegen, erscheine pietätlos und fragwürdig. Zudem beschleunige ein weiterer, außerhalb der städtebaulich geprägten Lage liegender Trauerort die feststellbaren Privatisierungs- und Ökonomisierungtendenz der Bestattungskultur.

Stefan Schindler, der seit vier Jahren das Tierkrematorium in Sulgen betreibt, kam durch einen Kunden auf die Idee zum Bau eines Humankrematoriums. Heute werde kein Krematorium in Deutschland mehr neben einer Kirche gebaut, so Schindler. Da sich diese meist zentral in der Stadt befinde wolle niemand neben seinem Haus ein Krematorium stehen haben. Er betont, dass das Tier- und das Humankrematorium zwei völlig voneinander getrennte Gebäude und Unternehmen seien.

Der Anteil der Feuerbestattungen hat in den letzten Jahren, auch aufgrund der niedrigen Kosten im Vergleich zu Erdbestattungen, stark zugenommen. Bundesweit liegt er nun bei mindestens 50 Prozent. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Errichtung privat betriebener Feuerbestattungsanlagen gestiegen ist und solche Krematorien auch immer häufiger in Gewerbegebieten entstehen. So wie es nun auch in Sulgen geschehen soll.

Das Gebäude des Humankrematoriums soll angrenzend an das bereits bestehende Kleintierkrematorium auf dem Flurstück 1099 am Ende der Lise-Meitner-Straße entstehen. Da der Bebauungsplan momentan noch als Industriegebiet festgesetzt ist und Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke aus diesem Grund ausgeschlossen sind, müsste das Gebiet als Sondergebiet ausgewiesen werden. Zudem stellt das Planungsgebiet im Flächennutzungsplan zurzeit noch eine gewerbliche Baufläche dar, weshalb der Flächennutzungsplan in einem Paralellverfahren geändert werden muss. Um ein verträgliches Miteinander beider Krematorien zu sichern, werde das Kleintierkreamatorium auf dem benachbarten Grundstück in das Planungsgebiet eingenommen. Da Humankrematorien nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts in Gewerbegebieten nicht zugelassen sind und auch nicht in an Gewerbegebiete angrenzenden Sondergebieten, ist ein Mindestabstand von 25 Metern zwischen Krematorium und gewerblicher Nutzung erforderlich. Auch um den Lärmschutz zu gewährleisten.

Auf der Ostseite des Planungsgebiets befindet sich die Bundesstraße B 462, im Norden grenzen landwirtschaftlich genutzte Flächen an, im Süden Wald. Nach Auskunft der Verwaltung könne das geplante Krematorium mit einem Abstand von circa 30 Metern von den östlichen Grenzen des Industriegebiets entstehen. Um eine Sichtbeeinträchtigung zu verhindern, soll die als Parkanlage genutzte Zwischenfläche mit gärtnerischen Elementen gestaltet werden. Unter anderem sollen dort Zufahrten, Wege und Stellplätze integriert werden. Die Grundstücksfläche endet auf der Ostseite etwa zehn Meter vor der beginnenden Böschung, wodurch sich die Fahrbahn in einem Abstand von circa 45 Metern befindet. Damit könne davon ausgegangen werden, dass es keine verkehrsbedingten Immissionen gebe.

Zwischen beiden Krematorien soll ein Abstand von zwölf Metern gewahrt bleiben, der "in seiner ganzen Breite intensiv" zu bepflanzen sein wird, da die unmittelbare Nähe beider Krematorien bei den trauernden Angehörigen sowie in der Öffentlichkeit ansonsten ein "nicht unerhebliches Störungsgefühl" verursachen könnte. Die Grundflächen beider Krematorien, 1100 Quadratmeter für das Humankrematorium, und 400 Quadratmeter für das Tierkrematorium ließen mit Rücksicht auf die einzuhaltenden Abstände angemessene Spielräume für ein solches Vorhaben zu.