Foto: Stadtwerke/Hangst

Nach eineinhalb Jahren in "badschnass" noch nicht in Kraft. "Badegäste brauchen keine Angst haben."

Schramberg - Eineinhalb Jahre ist das "badschnass" mittlerweile in Betrieb, rund 105.000 Gäste besuchten in dieser Zeit das Hallenbad in Sulgen. Ein wesentlicher Punkt fehlt allerdings immer noch: ein genehmigter Chlorgas-Alarmplan.

Ein Chlorgas-Alarmplan ist dann notwendig, wenn das Chlor aus Flaschen oder Fässern stammt, erläutert Joachim Heuser von "Bäderportal", der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen.

65 Kilogramm beinhalten die Flaschen in Sulgen. Diese werden täglich überprüft, bislang habe es keine Beanstandungen gegeben, erläutert der Meister für Bäderbetriebe Joachim Ragg. "Die Badegäste brauchen keine Angst haben, trotzdem fehlt zur Risikominimierung noch der genehmigte Sicherheitsplan", so Ragg auf Anfrage. Dieser wurde von ihm angestoßen und Ende 2015 erstellt, ist aber immer noch nicht in Kraft. Die Stadtwerke sind für die Genehmigung zuständig. Geschäftsführer Peter Kälble bestätigt, dass es einen Sicherheitsplan gebe, dieser "formell aber noch nicht in Kraft" sei. Es dauere seine Zeit, bis alles "in Papier gegossen" sei – in diesem Fall mehr als ein Jahr.

Nach Informationen unserer Zeitung besonders ärgerlich: Hätte der Bauherr die Meinung des Bäderfachpersonals eingeholt und nicht nur auf die Fachplaner gehört, könnte dieser Alarmplan schon längst in Betrieb sein.

Ohne diesen Sicherheitsplan erschwert sich für die Feuerwehr die Arbeit bei einer Evakuierung, beziehungsweise können die Einsatzkräfte einen reibungslosen Ablauf nicht garantieren. Sobald dieser Plan genehmigt und die Feuerwehr unterrichtet ist, sollen auch Übungen stattfinden.

Mit Hupe und Blinklicht

Zum Sicherheitskonzept eines Bades gehört in der Regel auch eine Elektroakustikanlage (ELA), sprich eine Durchsageanlage. Auch diese fehlt in Sulgen. Es besteht lediglich die herkömmliche Alarmanlage, quasi die Grundausrüstung. Diese besteht aus einem akustischem (Hupe) und optischem (Blinklicht) Signal. Obwohl aus den 1970er-Jahren stammend, verfügt das Freibad in Tennenbronn übrigens über eine Lautsprecheranlage und es gibt einen Alarmplan.

"Mir ist kein Bad ohne ELA bekannt", stellt Joachim Heuser fest. Im Magazin "Archiv des Badewesens" stellt die Gesellschaft in der Januar-Ausgabe den Neubau in Sulgen auf mehreren Seiten vor. Titel: "Schwäbischer Dialekt inspiriert zur Namensgebung ›badschnass‹".

Kleines Schmankerl am Rande: Auf Nachfrage in den entsprechenden Fachabteilungen innerhalb des "Bäderportals" bekommt die dortige Pressestelle die Antwort: "Wo liegt Schramberg? In Schwaben? Vielleicht liegt’s daran, dass die ELA fehlt." Offensichtlich ließen sich die Schramberger Planer nicht nur bei der Namensgebung von der Region und ihren vermeintlichen Eigenarten inspirieren.

Wie Kälble auf Anfrage erläutert, laufen derzeit die Überlegungen bezüglich der Lautsprecheranlage.

Die Experten bei der Gesellschaft für das Badewesen verwunderte allerdings der Einsatz von Chlorgas am Standort Sulgen, schließlich liege das Bad mitten in der Wohnbebauung und nahe an Schulgebäuden. Beim Einsatz von Granulat sei die Sicherheit weithaus höher – allerdings auch die Betriebskosten. Sie betonen aber: "Die Chlorgasanlage wurde nach dem neuesten Stand der Technik gebaut."

Ein weiterer Punkt, der beim Thema Chlor in Bädern immer wieder aufkommt, ist die Konzentration in der Luft. Gelangen Hautreste, Urin oder Schweiß ins Wasser, reagiert das Desinfektionsmittel Chlor unter anderem zu leicht flüchtigem Trichloramin.

Das Umweltbundesamt (UBA) rät deshalb vom Badespaß für die Kleinsten ab, wenn in der Familie gehäuft Allergien vorkommen. Studien belegen offenbar einen Zusammenhang zwischen der Atemwegserkrankung Asthma sowie anderen chronischen Erkrankungen und dem Schwimmen in gechlortem Wasser. Eine akute Gefahr sei aber noch unbelegt und im "badschnass" "kein Problem", so Joachim Ragg. Einmal im Monat kommen unangemeldet Prüfer, die Luft- und Wasserproben entnehmen und untersuchen. "Da gab es bislang keinerlei Beanstandungen."

Seite 2: Preise

Seit dem neuen Jahr gibt es bei den Eintrittspreisen für die Früh- und Spätschwimmer eine kleine Änderung, teilen die Stadtwerke mit. Die Ermäßigung für diese Gruppen gibt es nur noch für die Erwachsenen. Kinder und Jugendliche sowie Rentner bekommen während diesen Zeiten keine zusätzliche Ermäßigung auf ihren ohnehin schon ermäßigten Eintrittspreis von zwei Euro. Erwachsene zahlen weiterhin vier Euro, Ermäßigte (Kinder, Jugendliche, Rentner und Menschen mit Behinderung) zwei Euro, der Familientarif liegt bei acht beziehungsweise zwölf Euro.