Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenkunst trifft Orgelkunst / Ein Gespräch mit Rudi Schäfer und Arnold Budick

Schramberg. Unter dem Motto "Kirchenkunst trifft Orgelkunst" wird an Allerheiligen in der Kirche St. Maria die Kirchenkunst von Erich Hauser und die Kegelladen-Orgel von Eberhard Friedrich Walcker in Szene gesetzt (wir berichteten).

Initiator des Events ist Arnold Budick (Foto oben, rechts), der regelmäßig Führungen in "St. Maria" macht und dabei die Orgel und die dortigen Kunstwerke von Hauser vorstellt. Kirchenmusikdirektor und Organist Rudi Schäfer (Foto oben, links) wird bei der "Kunstbetrachtung" auf der Walcker-Orgel spielen. Der Schwarzwälder Bote sprach mit den beiden über die kommende Veranstaltung.

Wie ist die Idee zu diesem multimedialen Event entstanden?

Budick: In diesem Jahr fanden bereits viele Veranstaltungen rund um die "St. Maria"-Kirche statt. Dazu kommt, dass die Hauser-Stiftung und der Förderverein Kunststiftung Erich Hauser das 20-jährige Bestehen feiern konnten. Also viele Gründe für einen besonderen Abschluss des Jahres

Schäfer: Außerdem ist der Feiertag ein Supertermin für die Veranstaltung, quasi eine Steilvorlage für die reichen Klangfarben der Orgel, die Musikstücke sind auf Allerheiligen abgestimmt.

Warum bringen Sie Hauser und Walcker zusammen?

Budick: Bei den Führungen in der Kirche sind auswärtige Gäste regelmäßig begeistert. Für sie ist Hauser der Hauptanziehungspunkt, über die Orgel wissen sie nichts. Aber nur beides zusammen macht richtig Sinn: Hauser in einem Kontext mit der Orgel zu präsentieren, wie es ihn sonst noch nie gegeben hat.

Schäfer: Das ist auch deshalb so gut möglich, weil man zu Lebzeiten von Hauser mit ihm über die Walcker-Orgel und ihre Klangfarben sprechen konnte.

Budick: Ich möchte dazu noch ergänzen: Erich Hauser hat in Schramberg einige Zeit gelebt und gearbeitet und seine Spuren auch an anderen Stellen der Stadt hinterlassen, deshalb ist es wichtig, dass er seinen Platz im Gesamtkontext erhält.

Und warum in Form eines Dialogs?

Budick: Die Kirchenkunst Hausers entstand 1993 und 1994. Und von 1992 bis 1995 wurde die Orgel entsprechend dem ursprünglichen Zustand restauriert. Daher stammt die Idee des Dialogs zwischen Hauser und Walcker. Als Hauser hier arbeitete, hat er sich auch mit der Orgel auseinandergesetzt.

Was hatte Hauser mit der Orgel zu schaffen?

Schäfer: Die Orgel war im Lauf der Jahre weiß gestrichen worden. Denkmalamt und kirchliches Bauamt wollten sie im Zuge der Restaurierung wieder weiß haben, Hauser wollte die ursprünglich Farbe und setzte sich durch. Hauser wollte auch den Tabernakel im Kreuz und nicht wie damals üblich in einer Seitenkapelle. Auch das wollte das Bauamt eigentlich nicht.

Hauser sagte damals: "Ich mache die Kirche so, wie ich sie will, oder gar nicht". Walcker war genauso gestrickt. Als die Kirchengemeinde sagte, sie hätte kein Geld, meinte Hauser, er könne nicht umhin, für diesen prächtigen Tempel ein passendens prächtiges Orgelwerk zu projektieren, da es sonst seinem Namen schaden würde.

Wir haben es also mit gleichartigen Persönlichkeiten und einem fiktiven Dialog zwischen ihnen auf Augenhöhe zu tun.

Wie wird die Präsentation der Orgel und Skulpturen an Allerheiligen gestalterisch umgesetzt?

Budick: Man sieht und hört die Kunst. Isabel Grüner wird die Werke von Hauser im Altaraum vorstellen. Die weitere Kirchenkunst wird über eine Grobbildleinwand gezeigt. Rudi Schäfer wird die Orgelkunst in Wort und Ton vorstellen. Heinz Ruess wird für die Licht- und Videopräsentation sorgen. Der fiktive Dialog der beiden Künstler durch zwei Überraschungsgäste ist in die Veranstaltung eingebettet: Walcker als Orgelbauer mit Weltruhm, Hauser als einer der bedeutendsten Edelstahlplastiker Europas.

Welche Bedeutung kommt der Orgel neben der Hauser’schen Kunst zu?

Schäfer: Die Anschaffung und spätere Restaurierung der Orgel war ein großer finanzieller Kraftakt für die Kirchengemeinde. Daraus erwächst eine Verpflichtung gegenüber den Vorfahren, das Geschaffene wertzuschätzen und nicht verkommen zu lassen. Als Orgelsachverständiger möchte ich verzagten Gemeinden Mut machen, alte Orgelinstrumente zu bewahren und aus deren Renovierung ein Leuchtturmprojekt zu machen.

Zur Restaurierung der Walcker-Orgel meinte der Sachverständige Bernd Sulzmann vom Landesdenkmalamt in seinem Gutachten vom 28. Juli 1990: "Werden einmal die beiden großen Instrumente der Stadtkirchen zu Schramberg restauriert sein, werden zwei grundverschiedene romantische Denkmalorgeln zur Verfügung stehen, deren liturgischen Verwendbarkeit ohnehin nicht in Frage steht. Einer Schwarzwaldstadt wird damit etwas zuteil, das manchen Großstädten heute fehlt: Eine Orgelkultur aus der Vergangenheit, die für die Zukunft Maßstäbe setzt".

 Die Fragen stellte Johannes Fritsche.

Der Beginn der "Kirchenkunst trifft Orgelkunst" ist am 1. November, dem Allerheiligentag, um 18 Uhr in der Kirche St. Maria. Der Eintritt beträgt zehn Euro