Kleine Anerkennung für die Urgesteine der Schramberger Züchtergruppe mit Peter Emminger (von links), Erwin Neff und Siegfried Kern mit Zuchtwart Manfred Wangler und Verbands-Zuchtobmann Frank Neumann (Aulendorf). Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Züchtergruppe der Bezirksimker besteht seit 50 Jahren

Von Lothar Herzog

Schramberg. Die Züchtergruppe des Bezirksimkervereins Schramberg kann auf gleich zwei Jubiläen stolz sein: Sie besteht seit genau 50 Jahren und seit drei Jahrzehnten wird eine Besamungsstation unterhalten.

Zum Abschluss des Bienen- und Zuchtjahrs traf sich die Gruppe in gemütlicher Runde, um Rückschau zu halten. Ehrenvorsitzender Siegfried Kern nahm den Anlass wahr, die Entwicklung der Königinnenzucht im Bezirk zu durchleuchten.

Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts sei die Biologie der Honigbiene so weit erforscht gewesen, um eine planmäßige und leistungsorientierte Bienenzucht zu ermöglichen. Zuvor sei eine Vermehrung meist über das natürliche Schwärmen erfolgt. Neue Erkenntnisse über die Bienenwesen, die Rolle von Königin und Drohnen, sei von den Imkervereinen in Theorie und Praxis verbreitet worden.

Findige Tüftler hätten es immer wieder verstanden, die passenden Gerätschaften für die Aufzucht und Begattung von Königinnen zu entwickeln. Zur Leistungssteigerung seien Jungköniginnen aus besonders sanftmütigen und fleißigen Völkern gewonnen und an entlegenen Plätzen, sogenannten "Belegstellen", in kleinen Kästchen zur Paarung aufgestellt worden. Die Partner stammten von ebenfalls dorthin gebrachten Drohnenvölkern.

Auch in Schramberg habe es mehrere Anläufe gegeben, einen Züchterclub zu gründen, wusste Kern. Nach dem zweiten Weltkrieg sei die Situation auf den Bienenständen ziemlich verfahren gewesen. Die einheimische "dunkle" Biene sei durch wilde Einkreuzungen anfällig, schwarmfreudig und vor allem sehr stechlustig geworden.

Um einer leistungsfähigen und sanftmütigen Bienenrasse aus den Karnischen Alpen, einem Grenzgebiet zwischen Kärnten und Slowenien, den Weg zu ebnen, sei in Schramberg wieder der Gedanke einer Züchtergemeinschaft aufgeblüht. Deren Hauptzweck sei in der Verbreitung der "grauen" Carnica-Biene gesehen worden.

Am 29. November 1964 sei dann die Gründung der bis heute existierenden Züchtergruppe im Gasthaus Festung erfolgt, erinnerte sich der Ehrenvorsitzende. Diese strebsame Gruppe habe Erwin Neff aus Schramberg von Beginn an bis 2007 geleitet, ehe er von Manfred Wangler (Hardt) abgelöst worden sei.

Der Weg zum züchterischen Fortschritt habe sich äußerst mühsam gestaltet. Ziel sei es gewesen, Zuchtvölker zu bekommen, die sich durch Sanftmut, Schwarmträgheit und hohe Honigleistung auszeichneten. Eine hoffnungsvolle Perspektive habe sich durch die Möglichkeit der künstlichen Besamung von Jungköniginnen ergeben. Dadurch sei eine hundertprozentige Reinpaarung entstanden.

Mit der Praxisreife habe der Landesverband der Züchtergruppe Schramberg die Einrichtung einer Besamungsstation angeboten. Die erste erfolgreiche Besamungsaktion habe im Juni 1984 mit 25 Königinnen von Züchtern aus der näheren Umgebung stattgefunden, verriet Kern.

Weitere Fortschritte habe der vom Verband jährlich auf freiwilliger Basis vorgenommene Königinnen-Leistungsvergleich gebracht. Mit Sachverstand und Fingerspitzengefühl seien die Schramberger Züchter ans Werk gegangen, hätten experimentiert und auch im Prüfring überzeugt. Ein zweimaliger Pokalgewinn dokumentiere höchste Anerkennung ihrer züchterischen Arbeit. Völlig überraschend habe sich über Mutterstationen und Zuchtstoff-Abgabestellen das Erbgut rasch bis ins benachbarte Ausland verbreitet. Die Sanftmut und Schwarmträgheit der Schwarzwälder "Silva"-Königinnen und deren Nachkommen werde heute noch geschätzt, hob der Ehrenvorsitzende hervor.