Waldmössingen: Abmangel von 23 000 Euro kritisch / Ungleiche Situation in der Stadt

Schramberg-Waldmössingen. Das Gemeindeblatt für Waldmössinger Bürger bleibt vorerst kostenfrei. Wie lange dieses Alleinstellungsmerkmal noch aufrecht erhalten werden kann, bleibt fraglich. Seit 1966 wird das Mitteilungsblatt Waldmössingen in Eigenregie wöchentlich erstellt, gedruckt und durch eigenes Personal ohne Gebühr für den Leser verteilt. Allerdings entstand in den Vorjahren jeweils ein Abmangel in Höhe von rund 23 000 Euro, die gegen eine vom Regierungspräsidium geforderte Haushaltskonsolidierung stehen.

Dem Ortschaftsrat lagen zur Sitzung am Montag zwei Finanzierungsvorschläge der Verwaltung vor, wie der Abmangel des Gemeindeblatts reduziert werden kann. Zum einen wird eine Erhöhung der Anzeigenpreise zwischen 30 und 50 Prozent für einheimische und auswärtige Kunden empfohlen, wodurch Mehreinnahmen zwischen 2700 Euro und 4500 Euro zu erzielen wären. Wie Ortsvorsteherin Claudia Schmid abwog, bestehe derzeit eine gewisse gesamtstädtische Ungleichbehandlung. In Tennenbronn sei der Abmangel deutlich geringer, weil dort das Mitteilungsblatt an einen Verlag vergeben sei und der Abonnement 33 Euro im Jahr bezahlen müsse. In anderen Stadtteilen wie Sulgen und Heiligenbronn existiere gar kein Gemeindeblatt.

Schon mit einer 30-prozentigen Erhöhung der Anzeigenpreise für auswärtige Kunden sei in Waldmössingen annährend das Preisniveau eines Verlags erreicht, dessen Qualität jedoch besser sei als die des in städtischer Regie hergestellten Mitteilungsblatts, gab Schmid zu bedenken. Wie die Anzeigenkunden auf die Erhöhung reagierten, lasse sich aber schwer abschätzen.

Alternativ böte es sich an, die Herstellung des Mitteilungsblatts an einen Verlag zu vergeben. Für die Stadt entstünden dann lediglich Personalkosten von rund 5000 Euro im Jahr. Aber nur dann, wenn die bestehenden Arbeitsverträge um die frei werdenden Stundenanteile gekürzt werden können. Ansonsten dürfte sich die Unterdeckung nur um 8000 Euro auf 15 000 Euro reduzieren, rechnete die Ortsvorsteherin aus.

In der Diskussionsrunde sprach sich Ortschaftsrat Gernot Notheis für eine 50-prozentige Erhöhung der Anzeigenpreise, aber weiterhin kostenfreien Erhalt für die Bürger aus. Wenn für das Blatt 33 Euro im Jahr verlangt werden, schrumpfe die Zahl der Nutzer deutlich, mutmaßte Notheis und empfahl zu prüfen, ob das Mitteilungsblatt per Mail zugesandt werden könne, um Druckkosten zu sparen. Ähnlich argumentierten auch andere Räte, wobei Jürgen Kaupp eine Beitragsanpassung kirchlicher Nutzer forderte. Fachbereichsleiter Zentrale Verwaltung und Finanzen, Uwe Weisser, bezweifelte, ob die Rechnung der Ortschaftsräte aufgehe. Gleichwohl müssten jetzt schon die finanziellen Weichen gestellt werden.

Im aktuellen Etat seien immer noch zwei Millionen Euro nicht gedeckt. Er plädiere deshalb für eine Vergabe an einen Verlag. Ein Jahresbeitrag von 33 Euro für das Mitteilungsblatt müsse es dem Nutzer wert sein.

Dessen Appell blieb bei den Räten freilich ungehört. Sie entschieden sich einstimmig gegen den Vorschlag der Verwaltung, die Herstellung des Gemeindeblattes an einen Verlag zu vergeben und sprachen sich für eine Erhöhung des Anzeigenpreises um 50 Prozent aus. Gleichzeitig sollen die Möglichkeit der Versendung des Blattes auf elektronischem Weg geprüft und die Beiträge kirchlicher Nutzer angepasst werden.

Diesem Vorgehen stimmte gestern Abend der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats zu, allerdings mit einer Einschränkung: Sollte bis Ende März 2018 keine Einsparung von 8000 Euro pro Jahr gelungen sein, wird das Amtsblatt ohne jede weitere Diskussion automatisch an einen Verlag abgegeben.