Auch vor und direkt nach dem Einsatz der Spezialkräfte, die teilweise per Hubschrauber einflogen, war die Polizeipräsenz rings um den Schützenplatz groß. Die elterliche Wohnung des Festgenommenen wurde nach Waffen durchsucht. Zahlreiche Einsatzkräfte waren auch unweit der Ebert-Schule in Sulgen präsent. Foto: Wegner

Todesdrohung nach versiebter Prüfung: Besucher in benachbartem Straßencafé davon wenig beeindruckt.

Schramberg - "Es war eine komische Situation, immer mehr Polizei fuhr vor", berichtete ein Anlieger der Fußgängerzone von den Vorbereitungen zur Festnahme eines 17-Jährigen, der wohl via Facebook eine Todesdrohung gegenüber seinen Lehrern ausgesprochen haben soll.

Nicht nur als Polizeiwagen erkennbare Fahrzeuge, sondern auch eine große Zahl an Zivilautos eines Sondereinsatzkommandos der Landespolizei, das nicht nur per Hubschrauber nach Schramberg und in die Hauptstraße gekommen war, sorgten für erhebliche Beeinträchtigungen rings um den Schützenplatz.

Bruder hatte mit Drohung nichts zu tun

Dort hatten die Beamten zunächst die elterliche Wohnung des Jugendlichen observiert und den engeren Bereich komplett abgeriegelt. In nicht allzu weiter Entfernung indes sammelten sich zahlreiche Schaulustige. Nicht von dem Einsatz der mit schusssicheren Westen und Ramme ausgestatteten Spezialkräfte stören ließen sich zudem die Gäste eines Straßencafés in unmittelbarer Nähe. Kurz vor 10 Uhr erfolgte dann der Zugriff in der Wohnung. Dabei wurde nicht nur der 17-Jährige, sondern auch sein 19-jähriger Bruder festgenommen. Dem 17-Jährigen werden die Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten vorgeworfen. Der 19-Jährige wurde kurze Zeit später wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er mit der Drohung nichts zu tun hatte. Der Schüler, der gestern keine Schule mehr hatte, hatte wohl in Facebook angekündigt, er wolle in der von ihm besuchten Friedrich-Ebert-Berufsschule in Sulgen "einige Lehrer abknallen" und "in den heiligen Krieg ziehen". Dies wollen mehreren Personen auch so gelesen haben.

Anlass für seine Androhung, so wird vermutet, könnte sein, dass er die Abschlussprüfung seines Kurses nicht bestanden hat. Bei der Durchsuchung der Wohnung, so geht aus der gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft hervor, seien keine echten Waffen, allerdings so genannte Anscheinswaffen, – Nachbildungen einer Pistole und einer Maschinenpistole – gefunden worden.

Der Alarm war seitens der Schule gegen 8 Uhr am Morgen ausgelöst worden, eine Facebook-Nutzerin soll die Schulleitung über die Tat-Ankündigung informiert haben. Da von Personen im Umfeld des 17-Jährigen bereits Straftaten ausgeübt worden waren, war es für die Beamten schwer einzuschätzen, ob der Jugendliche möglicherweise tatsächlich über eine echte Schusswaffe verfügen könnte. Und so war auch den Beamten und selbst dem Einsatzleiter eine gewisse Nervosität anzumerken: Der Einsatzleiter setzte sein Fahrzeug bei der Anfahrt leicht gegen einen Laternenmast, seine Kollegen wären, so berichten Augenzeugen, mit dem Fahrzeug fast im Bächle gelandet, wenn sie nicht von weiteren Beamten gestoppt worden wären.

Auch der Rettungsdienst des Roten Kreuzes war vor Ort, musste allerdings nur eine unbeteiligte Person behandeln, die möglicherweise aufgrund der Aufregung gesundheitliche Probleme bekommen hatte. Zudem waren aber die DRK-Bereitschaften im gesamten Umland in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Kommentar: Mit Augenmaß

Von Stephan Wegner

Ein Schüler droht seinen Lehrern mit Vergeltung und kündigt an, sie bei einer Schulentlassung »abzuknallen«. Hätte da nicht, wie vor 20 Jahren noch üblich, ein Gespräch zwischen Eltern und Schulleiter gereicht, um die Situation für ein- und allemal zu klären? Ist ein solcher staatlicher Aufgalopp an Einsatzkräften wie in Schramberg nicht übertrieben? Man kann sich das durchaus fragen.

Doch allein die Amokläufe der jüngsten Zeit lehren, dass der Staat schnell und beherzt eingreifen muss. Nur so kann im Zweifelsfall Leben geschützt werden. Es darf keine toten Lehrer oder auch Schüler geben, nur weil Schulleitung und Polizei eine Drohung nicht ernstgenommen oder nicht mit dem notwendigen Nachdruck verfolgt haben. Und so ist ein Durchsuchen und Bewachen der Schule bis zur professionellen Festnahme eines möglichen Täters der richtige Weg.