Die baufällige alte Schmiede verschwindet von der Sulgener Bildfläche Quelle: Unbekannt

Schramberg-Sulgen - "Es ist nicht mit anzusehen", war gleich mehrfach die Äußerung von Passanten, die gestern den Abriss der alten Schmiede in Sulgen miterlebten

Schramberg-Sulgen - "Es ist nicht mit anzusehen", war gleich mehrfach die Äußerung von Passanten, die gestern den Abriss der alten Schmiede in Sulgen miterlebten.

Als "Saustall" hatte allerdings vor knapp zwei Jahren Stadtrat Bernd Richter das "Biotop" rings um die alte Schmiede bezeichnet und bei der Stadt angefragt, ob es keine Möglichkeit gebe, "diesen abstoßenden Zustand so schnell wie möglich zu ändern."

Gestern rückte die Abbruchfirma Lambrecht aus St. Georgen an, um im Auftrag der Eigentümer und mit Genehmigung der Stadt das kleine Gebäude in der Brunnengasse abzubrechen, um später einem Neubau Platz zu machen.

Das Inventar der "Alten Schmiede", die zuletzt bis zu seinem Tod 1984 von Schmiedemeister Meinrad Fischer geführt wurde, hat die Stadt bereits vor Jahren gekauft und konserviert. "Die Mitarbeiterin des Stadtmuseums sah dabei oft noch viel schlimmer aus, als der Schmied selbst", erinnert sich die Tochter des Schmiedemeisters.

Wann ihr Vater, der aus dem Oberland stammte, die Schmiede übernommen habe, kann sie nicht sagen. Er habe in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg die Witwe des Sulgener Schmiedemeisters geheiratet, die allerdings bald danach selbst gestorben sei.

In den Jahren seiner Arbeit habe Fischer zunächst auch noch in dem nebenstehenden Gebäude, das bereits vor Jahren dem heutigen Haus Hutter Platz gemacht habe, eine Wagnerei betrieben und anfangs noch die hölzernen Leiterwagenräder aufgezogen.

Als Hufschmied habe er zudem zahlreiche Pferde beschlagen – später auch auf den benachbarten Reiterhöfen, zu denen er gefahren worden sei – ein Auto hatte Meinrad Fischer nicht. Mit der Veränderung zur Moderne seien es aber eher Baubeschläge und Gartentore gewesen, die Fischer gefertigt habe.

Über Jahre hinweg hatte sich die Sulgener Schmiede auch zu einem Treff der Altsulgener entwickelt, um dort einen kleinen Schwatz zu halten – zumal die Türen eben immer offen gestanden seien.

Nach seinem Tod hinterließ Fischer rund 1100 verschiedene Objekte aus seiner Werkstatt. Damit bot sich für die Stadt die Möglichkeit, ein klassisches Handwerk von seinem Ursprung an der Esse, dem Fortschritt der Zeit angepasst, bis in die Mechanisierungs-Phase der 20er-Jahre dieses Jahrhunderts darzustellen.

Während sicher der Verein Sulgener Selbstständiger (VSS) für eine Unterbringung der Schmiede im angedachten Freilichtmuseum "Specksepplehof stark machte, hatte sich 1986 die Stadt zunächst eher dafür ausgesprochen, die Schmiede an Ort und Stelle zu erhalten.

Museumsleiterin Gisela Lixfeld stufte nämlich den Informationswert einer solchen Einrichtung höher ein als bei einer Verlagerung in ein Freilichtmuseum. Ein Schmiedemuseum an Ort und Stelle zwischen Brunnengasse und Sulgauer Straße war für den damaligen VSS-Vorsitzenden Klaus Simon allerdings eher eine "Kleinlösung".

Der VSS hatte sich nämlich damals von der "historisch wertvollen Einrichtung" am Platz des Specksepplehofs letztlich einen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung Sulgens versprochen.

Die Pläne und Ideen zu einem Freilichtmuseum in Sulgen starben dann allerdings jäh über Nacht, als der Specksepplehof am 1. Oktober 1989 bis auf die Grundmauern niederbrannte.

Von Stephan Wegner