Ein Wahrzeichen der Stadt erstrahlt jetzt nachts im hellen Licht: der Kirchturm von St. Maria. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Glockenturm: Kocholl: "Bewahren, was Geschichte uns schenkt"

Vor vier Jahren war mit einem Stadtfest die neue Mitte eingeweiht worden, "nun weihen wir mit einem Gemeindefest die alte Mitte von Schramberg ein", freute sich Rüdiger Kocholl über den neu gestalteten Platz vor der Kirche St. Maria.

Schramberg. Der "Platz der Erinnerung an die Herrschaft Schramberg" am 300 Jahre alten Glockenturm St. Nikolaus wird eingerahmt von zehn Grabsteinen, in der Mitte das "Franzosenkreuz".

Bereits vor 20 Jahren habe man erstmals einen Platz gesucht für alte Grabsteine, die vor einer Mauer am Kindergarten standen, erinnerte Martin Maurer vom Museums- und Geschichtsverein. Die "steinernen Wächter der Vergangenheit", die auf dem ehemaligen Friedhof um den Glockenturm standen, konnte man "nach zähem Ringen mit dem Denkmalamt" an ihren früheren Standort umsetzen. Auch das Franzosenkreuz sei "aus seinem badischen Asyl ohne diplomatische Verwicklungen nach Schramberg zurückgeholt worden" und stehe jetzt in der Mitte zwischen den restaurierten Grabsteinen. Er freue sich, dass die Kosten von rund 40 000 Euro in gemeinsamer Anstrengung von Stadt, Denkmalstiftung, Denkmalschutz, Banken und von privaten Spendern gedeckt werden konnten.

Stadtarchivar Carsten Kohlmann hob in seiner Festansprache die Bedeutung von Plätzen für das Leben in einer Stadt hervor. Neben den Plätzen am Rathaus, dem Hirsoner Platz und dem am Schützen werde der Kirchplatz durch die Neugestaltung hervorgehoben. Bis 1850 befand sich um die alte Pfarrkirche der Friedhof des Marktfleckens Schramberg, auf dem die Grabsteine standen.

Das Franzosenkreuz, das an ein Kriegsereignis im frühen 18. Jahrhundert erinnere, ergänze als ein für Schramberg wichtiges Denkmal die Stätte der Erinnerung. Es stand an der Kreuzung Berneck- und Lauterbacher Straße und wurde von den Nazis entfernt. Der Maurer Johann Moosmann brachte es zusammen mit Christian Wälde auf den Ramstein in Tennenbronn und stellte es später am Fahrweg zu seinem Bauernhof auf. Durch die Vermittlung der Projektgruppe Heimathaus konnte es nach 77 Jahren in die Talstadt zurückkehren.

"Was Geschichte uns schenkt, sollen wir bewahren", hob Pfarrer Rüdiger Kocholl den Einsatz von Dieter Kohlmann und dem Museums- und Geschichtsverein hervor. Wie zur besonderen Betonung setzte mit der Weihe des Platzes das Sechs-Uhr-Läuten vom Glockenturm ein.