"Wir erwarten für den heutigen Sonntag heftigen Niederschlag im Klingelbeutel": Mit wallender Blonder Mähne taugt ein witziger Pfarrer schon mal zur Wetterfrau. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchen-Kabarettist Ingmar von Maybach-Mengede hat es als Pfarrer in einer "roten Gemeinde" schwer

Von Antonie Anton

Schramberg. Als Repräsentant der CSU ("Christliche satirische Unterhaltung") verlieh der evangelische Pfarrer und Kabarettist Ingmar von Maybach-Mengede dem Rahmenthema "Mut zu neuen Wegen" von Marktplatz Kirche Schramberg einige höchst amüsante, aber dennoch kritische Facetten.

Mit seiner ironischen Personenkult-Aktion, bei der das Publikum im nahezu vollen Subiaco den Pfarrer mit rhythmischen "Maybach, Maybach"-Rufen begrüßen sollte, hatte der Kabarettist die Zuhörer von Anfang an gewonnen.

Als echter Pfarrer in seiner "roten Gemeinde" Überau mit 40 Prozent DKP-Mitgliedern bereitete ihm besonders die Predigtvorbereitung Bauchschmerzen. In seinem Predigt-Song klagte er dem Publikum sein Leid darüber – und in einem Gebet auch Gott: "Lieber Gott, hätt’ ich doch lieber was Vernünftiges gelernt." Klar, dass er auch das Evangelium in den Kommunisten-Jargon übersetzen musste. So wird dort die Speisung der 5000 als Planwirtschaft mit Sollüberhang verstanden.

Zu Hilfe kommt ihm das Bild von der sixtinischen Madonna, die laut Maybach aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Angela Merkel eindeutig "Ossi" sei und so Merkel als Madonna des Protestantismus gelten könne. Denn überall, wo sie hinkomme, verbreite sie "die Atmosphäre eines evangelischen Gemeindehaus-Nachmittags, selbstverständlich mit typischer Handhaltung. Mit dem Lied vom Pfarrhaus, "da, wo das Leben tobt, wo man den Herrgott lobt", erklärte Maybach, warum Angela Merkel schon seit neun Jahren "mit ruhiger Hand" regiert. Damit die deutsche Delegation bei politischen Gesprächen nie in peinliche Stille gerate, habe Merkel immer die Mundorgel dabei. So könne etwa beim Staatsbesuch in Namibia mit "Heia Safari" gut an die gemeinsame koloniale Vergangenheit angeknüpft werden.

Um den Zuschauern einen Eindruck vom Bild der sixtinischen Madonna zu vermitteln, mussten mit Klaus Andreae, Vorstandsmitglied von Marktplatz Kirche, und Susanne Gwosch zwei bezaubernde Putten mit Engelsflügeln auf die Bühne. Die Namensgebung bei Ikea-Möbeln nahm er zum Anlass, den Gedanken noch weiter zu verfolgen bis zur Auswahl des richtig benannten Sarges, etwa "Pax vobiscum". Falls die Oma gleich zum Kauf mitgenommen würde, hieße es: "Lebst du noch oder wohnst du schon?"

Im Zeitalter des Zielgruppengottesdienste überlegte er sich, dass es auch Gottesdienste für Vielflieger geben müsste, der Gruppe, die immer größer werde und noch gar nicht richtig wahrgenommen würde. Gestartet würde mit dem bekannten Maschinengeräusch, während die Teilnehmer ihre Anweisungen vom Chefpiloten am Altar bekämen, wie etwa: "Zu ihrer Stärkung erhalten Sie während des Fluges ein kleines Abendmahl."

Mit Wonne nahm der Kabarettist die neue FDP auf die Schippe mit ihren neuen Gesichtern, neuen Farben und neuen Themen. Unglaublich seine Wortspiele bei der Umdichtung des Gleichnisses vom Schalksknecht, wo der Reiche als Bankhaus erschien, das auch noch im Winter-Korn hatte, und der Schuldner bekannte: "Weil ich auf neue Mittel-Hoff." Schließlich hörte der gierige Banker: "Mach dich vom Acker, Mann!" Die Zuhörer kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Der Kabarettist schaute dem Bildungsbürger mit einem Dialog zwischen Pfarrer und Urlauber aufs Maul. Seinen Dreierrhythmus Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche zu Asche bekam der Pfarrer auch beim Sandburgenbauen nicht aus dem Kopf. Die Verschiedenheit der Evangelien erklärte Maybach anhand der heutigen Printmedien. Dem Fakten-Evangelium nach Markus ordnete er den "Focus" zu, die armen Hirten auf dem Feld des sozialen Lukas passten zum "Spiegel", während er Matthäus mit seinem Stammbaum des Hauses David mit dem "Stern" verglich, der gern über die Fürstenhäuser berichtet. Und das jüngste Evangelium, das des Johannes, könne eher als Homestory der Süddeutschen gesehen werden.

Mit dem Publikumssong "Aber bitte mit Pastor", in dem die Vielfältigkeit des Pfarrberufs zur Sprache kam, brachte der Kabarettist schon eine Werbeeinblendung seines neuen Programms "Deutschland macht den Kelch-Test". Als Wetterfrau Claudia Kleinert gab er mit wallender blonder Haarpracht am Ende des Gottesdienstes Prognosen: "Wir erwarten für den heutigen Sonntag heftigen Niederschlag im Klingelbeutel."

Auch das Lied "Geh aus, mein Herz" erhielt mit psychoanalytischem Hintergrund eine völlig neue Note: "Narzissmus und der Größenwahn, die ziehen sich viel schöner an als Depression und Leiden."

Die Zuhörer verabschiedeten das Allroundtalent mit viel Applaus, ehe im Subiaco-Café der Ausklang des genussvollen Kabarettabends stattfand.